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Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Autoren: Mark Brandis
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Schritten fühlte ich mich, als läge hinter mir ein rekordreifer Hundertmeterlauf. Mein Herz pochte wie üblich und mein Bedarf nach Sauerstoff wuchs ins Unermessliche.
    Die Hermes stand, kaum mehr als eine Schiffslänge weit von der wracken Delta IX entfernt auf festem, sicherem Boden. Das Triebwerk, das uns getreulich fast durch die ganze Weite unseres Sonnensystemes getragen hatte, war verstummt; lediglich die verschiedenen Hilfsaggregate, die das Schiff auch weiterhin mit Strom, Wasser und Sauerstoff versorgten, setzten ihre unermüdliche Arbeit fort.
    Nach kurzem Überlegen hatte ich beschlossen, vorerst allein von Bord zu gehen. Da mein Vertrauen in Captain van Kerks menschliche Qualitäten einen kräftigen Sprung davongetragen hatte, war auch Lieutenant Stroganow mit an Bord zurückgeblieben. Für den Fall, dass mir wider Erwarten etwas zustoßen sollte, hatte Captain van Kerk einen klaren und unmissverständlichen Befehl, der im Bordbuch verzeichnet war:
     
    29. November, 11.07 Uhr Metropoliszeit.
     
    PT Hermes sicher auf dem Uranus gelandet. Commander Brandis geht von Bord und überträgt das Kommando bis zu seiner Rückkehr auf Captain van Kerk mit der folgenden Auflage: Die Sicherheit des Schiffes und seiner Besatzung hat jederzeit Vorrang.
     
    Als ich den Fahrstuhl verließ, der mich aus der Schleusenkammer hinabbeförderte auf den steinigen Boden des siebten Planeten, war das auch noch in einer anderen Beziehung ein historischer Augenblick: Zum ersten Mal sah ein menschliches Auge die Vertreter zweier Schiffsgenerationen Seite an Seite: das hoch aufragende Atomschiff, dessen Vollendung die Delta IX darstellte, und das im Vergleich dazu nahezu zierlich wirkende, nicht einmal halb so große Protonenschiff: die Hermes .
    In dieser Einöde war ich nicht allein. Der Fähnchenschwenker hatte seine Signale abgelegt und bewegte sich nun langsam und schleppend auf mich zu, so dass wir einander ungefähr zwischen den beiden Schiffen begegneten.
    »Willkommen auf dem Uranus, Commander Brandis.« Erst an der Stimme erkannte ich ihn. Es war die Stimme meines früheren Nebenbuhlers um die Gunst von Ruth O’Hara und des einst eitelsten und eingebildetsten Commanders, der je im Dienste der VEGA geflogen war: Ernest D. Scott. Und obwohl ich dieser Begegnung mit gemischten Gefühle entgegengesehen hatte, war ich auf einmal ergriffen von der Vorstellung, was dieser arrogante Mann alles erlebt und erduldet haben musste, um zu einer solch müden Altmännerstimme zu kommen. Der Mann, der mir gegenüberstand, im gelben Raumanzug, der ihn grell aus dieser Lichtlosigkeit hervorhob, kam aus der eisigen Hölle des Raumes und war für alle Zeiten von ihr gezeichnet.
    »Es freut mich«, erwiderte ich – und spürte sehr wohl, wie wichtig die Konvention mit ihren genormten Verhaltensweisen und vorgeschriebenen Phrasen für uns beide in diesem Augenblick war –, »Sie bei guter Gesundheit anzutreffen, Commander Scott. Ich hoffe, Ihrer Besatzung geht es nicht minder gut.«
    Commander Scott machte eine matte Bewegung; seine Hand zeigte kurz hinüber zu seinem Schiff. »Falls Sie Captain Gottwald meinen, Commander Brandis, er fühlte sich zu schwach, um von Bord zu gehen. Nichtsdestoweniger wird er glücklich sein, Sie begrüßen zu dürfen.«
    Ich kam in der Tat aus einer anderen Welt, sonst hätte ich ihn wohl auf Anhieb verstanden und meine nun folgende Bemerkung wäre ungesagt geblieben: »Sie missverstehen mich, Sir. Ich habe mich nach Ihrer gesamten Besatzung erkundigt.«
    Hinter dem rauchdunklen Glas seines Helmes blieb Commander Scotts Gesicht für mich lediglich ein weißer Fleck, der keinerlei menschliche Regung ausdrückte, und in gewisser Weise erleichterte das für mich die Situation: Unsere Beziehung wurde dadurch gleichsam neutralisiert.
    »Ich missverstand Sie in keiner Weise, Sir«, gab Commander Scott mit seiner erloschenen Stimme zurück. »Es gibt außer Captain Gottwald keine Besatzung mehr. Er und ich, wir sind die Einzigen, die noch am Leben sind.«
    Es war einer der erschütterndsten Augenblicke meines Lebens.
    Und da es an Bord von Delta IX nicht ein Mitglied der Besatzung gegeben hatte, das ich nicht persönlich kannte, weigerte ich mich schlichtweg, die furchtbare Wahrheit anzuerkennen und fragte: »Sir, aber Domenico Sini …«
    »Tot, Sir.«
    »Pierre Rollin, der Radar-Controller?«
    »Auch tot, Sir. Ihn erwischte es als Ersten.«
    »Bill Madox?«
    Commander Scott wies hinaus in das gespenstische
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