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Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Autoren: Mark Brandis
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dieser letzten, entscheidenden Ansteuerung der Umlaufbahn misstraute er der komplizierten Elektronik, die hinter der vereinfachenden Bezeichnung Automatik stand, und hielt sich bereit, um beim ersten Anzeichen einer Störung sofort einzugreifen.
    Mir war es früher nicht anders ergangen: Der Instinkt des lebendigen Menschen rebellierte gegen die totale Unterwerfung unter stumpfsinnige elektronische Systeme. Dennoch ließ es sich nicht leugnen, dass kein noch so geschulter Pilot die Exaktheit einer automatisch gesteuerten Landung übertreffen konnte: Die Computerbänder rechneten nun einmal unvergleichlich viel schneller als er – solange alles in Ordnung war. Die Handsteuerung, die Captain Monnier in der letzten Phase des Testfluges erprobt hatte, stellte kaum mehr dar als einen Behelf für den Notfall; normalerweise brauchte sie nicht in Betrieb genommen zu werden. Die Hermes war konsequent für den vollautomatischen, computergesteuerten Flug konstruiert.
    Trotzdem war es – vor allem für den Piloten – ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass man sich im Falle der Not erneut der Geschicklichkeit der eigenen Hände anvertrauen konnte.
    Nachdem ich gemäß den Regeln der Borddisziplin den Commander und Vorgesetzten hervorgekehrt hatte, erlaubte ich mir nun – gewissermaßen bereits mit einem Fuß auf der Erde – einen Rückgriff auf alte Freundschaft: »Hast du dir schon Gedanken über heute Abend gemacht, Rob?«
    Monniers konzentriertes Gesicht wurde auf einmal weich; er schmunzelte. »Falls du mit deiner Frage in Erfahrung bringen willst, wie mein abendliches Programm aussieht, so musst du schon Iris fragen, Mark! Ich denke zwar, aber sie lenkt. Warum? Wolltest du etwas vorschlagen?«
    Das wollte ich in der Tat und so sagte ich: »Angenommen, Iris hat nichts dagegen – wie wär’s, wenn wir zusammen essen gingen?«
    »So richtig irdisch?«, erkundigte sich Captain Monnier und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »So richtig irdisch!«, bestätigte ich.
    »Wo?«
    »In Paris.«
    »Paris ist groß.«
    »Ruth kennt da ein nettes kleines Lokal. Leise Musik, Kerzenlicht, dezente Bedienung – und ein Wein, der dich träumen macht!«
    »Also, wenn deine Rothaarige nichts gegen deinen Vorschlag einzuwenden hat – meine Iris werde ich schon so weit bringen, dass sie glaubt, alles wäre nur ihre Idee. Da wäre nur noch die Frage der Fortbewegung?«
    »Wir nehmen mein Dienstschiff«, sagte ich.
    »Na großartig«, antwortete Captain Monnier und runzelte plötzlich die Stirn.
    Das Gespräch, in das ich ihn verwickelt hatte, störte seine Aufmerksamkeit. Das jedenfalls war mein damaliger Eindruck. Wahrscheinlich aber war er mir im Erkennen der Gefahr lediglich um einen Gedankenschritt voraus. Irgendetwas musste ihn irritiert haben. Gleich darauf entspannte sich seine Miene und er wiederholte: »Wirklich großartig. Nur möchte ich nicht zusagen, ohne zuvor mit Iris gesprochen zu haben, Mark.«
    »Ruf sie an!«, sagte ich. »Ich übernehme solange.«
    »Mark!« Captain Monnier zögerte. »Das ist eine private Angelegenheit!«
    »Nicht, wenn ich es anordne.«
    »Aye, aye, Mark!«
    Bis zu diesem Augenblick war alles friedlich gewesen. Das Triebwerk arbeitete gleichmäßig und zuverlässig; die Instrumentenanzeige war normal; auf den Radarschirmen zeichnete sich nichts Ungewöhnliches ab. Kurz, die Hermes war im Begriff, ihren ersten Flug ohne Komplikationen und Störungen zu beenden: Da passierte es.
    Auch Iwan Stroganow, der Navigator, hatte früher zu meiner Delta-VII -Crew gehört. Mit seinen einundfünfzig Jahren war er der weitaus Älteste an Bord: ein Navigator, wie man sich ihn besser und kenntnisreicher nicht wünschen konnte. Seine Erfahrungen waren unbezahlbar; sie reichten zurück in die sogenannte Windjammerzeit der Raumfahrt, als man mit den spartanisch ausgestatteten Phönix-Schiffen für eine Reise von der Erde zur Venus oder umgekehrt noch hundertsiebenundvierzig Tage benötigte: das Doppelte dessen, was dereinst Kolumbus für die Überquerung des Atlantischen Ozeanes gebraucht hatte.
    Der große, breitschultrige, bedächtige und wortkarge Sibiriak – Nachkomme von Generationen verwegener Taigajägern – war stets der ruhende Pol einer jeden Besatzung. Um ihn aus der Ruhe zu bringen, musste sozusagen schon die Welt untergehen.
    Seine Stimme, die mich aus dem Navigations-Center erreichte, leitete nun die Katastrophe gewissermaßen ein. Der Form nach übermittelte sie mir eine korrekte
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