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Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Autoren: Mark Brandis
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der von ihr betriebenen Raumfahrt zu schreiben, unterbreche ich hier meine Ich-Erzählung und füge ein Kapitel ein, das erst in jüngster Zeit bekannt geworden ist.
    Die Zusammenkunft fand am 16. Oktober unter strengster Geheimhaltung in einem Palast der Verbotenen Stadt in Peking statt, inmitten von Gärten, die sich, wie es in einer alten Poesie hieß, »rot rot wie Gold« verfärbt hatten: ein farblicher Zauber, wie ihn in dieser Vollkommenheit nur der chinesische Herbst mit sich bringt. Und »rot rot wie Gold« waren auch die spiegelnden, schweigenden Teiche, auf denen die ersten Ahornblätter trieben.
    In diesen Gärten hatten vor langer Zeit Chinas Kaiser dem Gesang der Nachtigallen und den murmelnden Stimmen der unzähligen Wasserläufe gelauscht; ferne, kaum glaubhafte Vergangenheit.
    Längst gab es in den Vereinigten Orientalischen Republiken unter der Führung von China keine Kaiser mehr, aber der Regierungssitz trug weiter den traditionellen Namen Die Verbotene Stadt , und dies nicht einmal zu Unrecht. Nur wenige Auserwählte hatten Zugang zu diesem Stadtteil von Peking, in dem das Herz eines Weltreiches schlug.
    Tschou Lin, der Kriegsminister der VOR, hatte die Zusammenkunft arrangiert: ein kleiner, unauffälliger Chinese, der sich gern im Hintergrund hielt und den man darum – was westlichen Korrespondenten oft genug widerfuhr – nur zu leicht übersah. Sobald er jedoch das Wort ergriff, war man dem Ausbruch seiner unbändigen Energie ebenso ausgeliefert wie dem überraschenden Ausbruch eines für erloschen gehaltenen Vulkanes.
    Tschou Lin eröffnete die Beratung mit einer kurzen Ansprache, in der er sinngemäß das Folgende sagte: Der grundlegende Fehler der Zeit sei es, dass man die friedliche Koexistenz der beiden großen Weltblöcke VOR und EAAU nicht auf gegenseitiges Vertrauen gegründet hätte, sondern auf ein Gleichgewicht der militärischen Macht. Dies vermöge er zwar zu bedauern, aber daran etwas zu ändern ginge weit über seine Kraft. Wenn überhaupt, dann sei dies nur in einem langwierigen Prozess der Annäherung zu erreichen. Bis dahin jedoch gelte es, den Realitäten ins Auge zu sehen und für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, insbesondere auf dem Gebiet der militärischen Raumfahrt.
    Als nächster Sprecher erhob sich Lao Wu, ein jugendlich wirkender Fünfziger in der strahlend blauen Uniform eines Generals der Aufklärung.
    »Meine Herren«, sagte er, »ich bedauere außerordentlich, Ihnen auch diesmal nichts Erfreuliches berichten zu können. Es bleibt dabei, wie ich unlängst schon feststellte: Im Falle eines raumstrategischen Konflikts mit der EAAU ist unsere Position unverändert ungünstig. Es lässt sich nun einmal nicht leugnen, dass uns die EAAU-Techniker auf dem Gebiet der Astronautik überflügelt haben.«
    Tschou Lin nickte, aber obwohl er sich bei dem General mit einem Lächeln bedankte, blickten seine Augen besorgt.
    »Ich glaube, General«, erwiderte er, »dieser harten Erkenntnis kann sich keiner von uns mehr verschließen. Aber bevor wir dazu übergehen, hieraus unsere Folgerungen zu ziehen, möchte ich Sie ersuchen, Ihre überaus schwerwiegende Behauptung zu begründen.«
    »Sehr wohl, Exzellenz.« General Lao Wu deutete eine Verneigung an. »Da gibt es zunächst einmal den entscheidenden technischen Durchbruch mittels des sogenannten Epsilon -Projektes der VEGA auf dem Gebiet des Protonenantriebes.« Der General drückte auf einen Knopf und hinter der gläsernen Projektionswand begann es leise zu summen. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen zu viel sage, meine Herren, wenn ich hinzufüge: Unsere Konkurrenz in Metropolis steht im Begriff, die gesamte Raumfahrt, sowohl die zivile als auch die militärische, zu revolutionieren. Unsere Satelliten-Fotos zeigen das erste Schiff dieses Typs, die Hermes , unter dem Befehl von Commander Mark Brandis. Die Testflüge haben vor kurzem begonnen.«
    Schärfe und Plastizität des Bildmaterials waren von verblüffender Qualität. Ein Teil der Fotos zeigte die Hermes auf ihrer Umlaufbahn um die Erde, ein Teil jedoch war früher entstanden: Er zeigte die startklare Hermes auf einer VEGA-Startrampe; davor war einer der flinken Transporter zu erkennen, dem gerade die Besatzung der Hermes entstieg, um an Bord zu gehen.
    »Wenn Sie genau hinsehen«, erläuterte General Lao Wu, »können Sie sogar Commander Brandis – der ja auch bei uns in einigem Ansehen steht – erkennen. Er ist derjenige, der gerade hochblickt.«
    Tschou Lins
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