Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Meldung – doch ich, der ich sie in guten und in schlimmen Situationen bereits erlebt hatte, hörte den entsetzten Aufschrei: »NC an Brücke: Melde Ausfall aller navigatorischen Instrumente!«
    Es war ein Augenblick, wie man ihn allenfalls in seinen Albträumen erlebt.
    Das navigatorische System der Hermes war gegen jede Art von Störung mehrfach gesichert. Beim Ausfall des einen Elektronik-Kreises musste automatisch ein anderer in Aktion treten – und selbst dessen Totalausfall dürfte die Sicherheit des Schiffes noch nicht in Gefahr bringen. Das System war ein wahres Wunderwerk einer Technik, die sich gewissermaßen selbst überwachte. Bevor man es in die Hermes einbaute, hatte man es unter den extremsten Bedingungen getestet. Nach menschlichem Ermessen gab es nicht eine einzige kosmische Situation, die seinen Ausfall herbeiführen konnte.
    Und nun – ohne jeden erkennbaren Grund – fiel es aus. Ich sah noch, wie Captain Monniers Hand über meine Schulter hinweglangte und den Triebwerksregler in das schwarze Minus-Feld riss; das blieb für lange Zeit meine letzte ungetrübte Wahrnehmung, denn unmittelbar darauf begann mein Bewusstsein zu schwinden.
    Ich wurde nicht auf Anhieb ohnmächtig. Das wird man nie in einem sogenannten G-Fall. Ich spürte mit allen Fasern meines Bewusstseins, wie mir eben dieses Bewusstsein schwand: ähnlich einem angeschnallten Patienten auf dem Operationstisch, der sich mit letzter Energie gegen die hypnotisierende Wirkung des Narkotikums aufzubäumen versucht.
    Rote Nebel wehten vor meinen schmerzenden Augen, aber auch diese roten Nebel waren nur ein Übergang zu einem anderen Stadium, denn hinter ihnen wurde es schwarz und immer schwärzer, bis alles Licht, auch das letzte, erlosch. Nur der grässliche Augenschmerz folgte mir in den dunklen Abgrund nach.
    Es war, als vollzöge ich noch einmal einen jener gewaltsamen, vorschriftswidrigen, selbstmörderischen Alarmstarts mit meiner alten Delta VII : das atomare Triebwerk von Null auf den Schub von 10.500 Tonnen schaltend, um das bedrohte Schiff herauszureißen aus dem Schwerefeld der Erde.
    Das, was uns jetzt an Bord der Hermes widerfuhr, ließ sich damit vergleichen; nur war es in seiner Wirkung auf ein unvorstellbares, wahnwitziges Maß gesteigert.
    G-Alarm: dies, so glaube ich, war mein letzter Gedanke, bevor ich zu denken aufhörte; und das bedeutete: Eine ungeheure Beschleunigung wirkte auf einmal auf das Schiff ein.
    Alles Licht erlosch, der Schmerz verklang; ich existierte nicht mehr.

2.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit durfte ich entspannen; doch selbst falls ich dies nicht gedurft hätte, wäre der Widerstand, den ich der Müdigkeit entgegensetzte, die zugleich mit dem Gefühl, endlich in Sicherheit zu sein, über mich gekommen war, nur kurz gewesen.
    Bevor ich Professor Campbells Frage beantwortete, schloss ich vorübergehend die Augen, aus denen der irrsinnige Schmerz noch nicht vollends geschwunden war, und lehnte mich gegen das weiche Polster.
    Die Hermes war längst außer Sicht. Der VEGA-Raumgleiter war aus der Umlaufbahn ausgeschert und nahm nun Kurs auf Metropolis.
    »Aber elf Tage Verspätung«, hatte Professor Campbell, einer der technischen Direktoren des Epsilon -Projektes, ausgerufen, »das kommt doch nicht von ungefähr! Dafür muss es doch eine Erklärung geben, Commander Brandis! Wie war das Triebwerk geschaltet, als Sie wieder zu sich kamen?«
    Ich machte die Augen wieder auf und erkannte den Arzt, der sich über Captain Monnier gebeugt hatte, und ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Captain Monnier nach diesen schrecklichen elf Tagen trotz allem am Leben war. Über zweihundertundsechzig Stunden lang hatte ich von Minute zu Minute mit seinem Tod gerechnet.
    »Das Triebwerk«, erwiderte ich mit langsamer, schwerer Zunge, »war gestoppt.«
    »Wie stand der Regler?«
    »Wie er in diesem Fall stehen musste: im Minus-Feld.«
    »Sie meinen im roten Feld?«
    »Ich meine im schwarzen Feld, Professor«, widersprach ich. »Sie brauchen mir keine Fallen zu stellen. Ich weiß, was ich sage. Das Triebwerk war gestoppt.«
    »Und trotzdem behaupten Sie, tief in den Weltraum hineingeschleudert worden zu sein, Commander?«
    »So tief, dass ich volle elf Tage benötigte, um zur Erde zurückzukehren«, bestätigte ich. »Und auch das war nur möglich, weil ich über einen Navigator wie Lieutenant Stroganow verfügte.«
    Campbells Gelehrtengesicht mit der dicken Hornbrille drückte Ratlosigkeit aus; offenbar hatte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher