Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Schlimmste stand mir noch bevor: Iris von dem Vorgefallenen zu unterrichten. Niemand konnte mir das abnehmen.
    »Commander« – Campbell hatte sich erneut an mich gewandt – »ich fürchte, so kommen wir nicht weiter.«
    »In diesem Punkt, Sir«, erwiderte ich, »bin ich völlig mit Ihnen einig.«
    Es fiel mir schwer, mich auf ihn zu konzentrieren, während nur wenige Meter von mir entfernt der Freund mit dem Tode rang. Nur deshalb mag ein Hauch von Gereiztheit in meinen Worten gelegen haben. Professor Campbell, dachte ich, sollte eigentlich längst begriffen haben, dass sein Lieblingskind, der Protonenantrieb, nichts mit der Sache zu tun hatte.
    »Aber wir müssen weiterkommen!«, sagte Campbell. »Es steht mehr auf dem Spiel, als Sie ahnen.«
    »Was steht auf dem Spiel, Sir?«
    Das dicke Brillenglas verschleierte Campbells Augen; ich vermochte nicht in ihnen zu lesen.
    »Darüber werden Sie, woran ich nicht zweifle, beizeiten unterrichtet werden, Commander. Ich habe noch eine konkrete Frage an Sie! Können Sie mir wenigstens annähernd mitteilen, wie lange dieser Zustand der Bewusstlosigkeit gedauert hat?«
    »Das kann ich, Sir. Er kann nicht länger als dreizehn Minuten gedauert haben.«
    »Dessen sind Sie sich sicher?«
    »Vollkommen, Sir.«
    »Dreizehn Minuten«, wiederholte Campbell. »Und trotzdem benötigten Sie elf zusätzliche Tage?«
    »So ist es, Sir.«
    Professor Campbell klappte sein Notizbuch zu.
    »Danke, Commander. Alles Weitere, so möchte ich vorschlagen, überlassen wir der Kommission.«
    Stroganow und Xuma lehnten stumm und resigniert in ihren Sitzen, nicht weniger rat- und hilflos als ich selbst. Elf Tage lang hatten wir den unheimlichen Vorfall diskutiert, ohne dafür eine triftige Erklärung gefunden zu haben. Auch sie würden nun vor der Kommission erscheinen müssen, ohne doch mehr zu wissen als ich selbst. Allenfalls mochte beim Abspielen der Computerbänder etwas herauskommen. Doch das war eine zeitraubende, aufwendige Prozedur, von der eine rasche Antwort nicht zu erwarten war.
    Der Arzt hatte seine Untersuchung beendet und richtete sich auf und für die Dauer einiger Herzschläge wagte ich nicht zu atmen.
    »Mit Ihrer Vermutung, dass es sich hier um einen G-Fall handelt, sind Sie völlig im Recht, Commander. Der Captain ist gewissermaßen wie eine abgefeuerte Kanonenkugel gegen die Schottwand geknallt. Seine inneren Verletzungen sind nicht unbeträchtlich, wenngleich ich natürlich Genaues vorerst nicht sagen kann.«
    »Und was, Doktor«, brachte ich unter Anstrengung hervor, »folgern Sie daraus?«
    Der Arzt wiegte ein wenig den Kopf, als müsste er sich seine Antwort erst noch überlegen.
    »Nun«, sagte er schließlich, »wenn man davon ausgeht, dass der Captain trotz der unzweifelhaft schweren Verletzungen, die er davongetragen hat, elf Tage lang am Leben geblieben ist, so kann man ihm, so denke ich, eine reelle Chance einräumen.«
    Es waren die schönsten, beglückendsten Worte, die ich je vernommen hatte.
    Eine knappe Viertelstunde später betrat ich nach achtzehn im Raum verbrachten Tagen wieder festen Boden.
    Niemand, der die große Einsamkeit nicht kennen gelernt hat, der nie als verlorenes Staubkörnchen durch die Unendlichkeit zwischen den Sternen geirrt ist, kann ermessen, was es heißt: von Bord zu gehen und den Fuß auf die altvertraute Erde zu setzen. Es ist ein Gefühl, das sich mit keinem anderen vergleichen lässt.
    Als Letzter von der Hermes -Crew verließ ich den Raumgleiter. Auf dem Rampengelände blieb ich stehen, den Blick zum Himmel erhoben, der nicht länger schwarz und feindlich aussah, sondern freundlich war und blau und frühlingshaft viel versprechend, und atmete tief die milde Luft des späten Nachmittags ein. Sie roch nach frischer Erde und dem Duft blühender Magnolien.
    Hinter der Absperrung erkannte ich Ruth O’Hara und Iris. Ruths Haar leuchtete kupfern in der schrägen Sonne.
    Die Ambulanz, in die man Captain Monnier verfrachtet hatte, heulte davon; sie nahm den direkten Weg über das Gelände.
    Für uns stand ein VEGA-Transporter bereit. Professor Cam\1\2ell, Stroganow und Xuma stiegen ein. Ich zögerte. Ruth O’Hara winkte zu mir herüber. Auf einmal fühlte ich mich dem Leben zurückgegeben. Auch ich hob die Hand und sandte einen Gruß zu ihr hinüber, dann stieg auch ich ein und ließ mich samt meiner Crew zur Abfertigung schaukeln.

3.
    Da ich die Aufgabe übernommen habe, aus meiner persönlichen Erinnerung heraus die Geschichte der VEGA und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher