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WeltenSpiel

WeltenSpiel

Titel: WeltenSpiel
Autoren: Jennifer Schreiner
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Was zum Teufel …
    Panisch versuche ich, mich aus den Fängen des Alptraumwesens zu befreien, das mich offensichtlich gefangen hält. Stattdessen verliere ich das Gleichgewicht und mein Oberkörper knallt unsanft auf die weiche Oberfläche, die mit einem platschenden Geräusch unter mir nachgibt. Schlamm spritzt hoch und landet in meinem Auge.
    Wieder versuche ich, die Hände zu heben, sie sind wie gelähmt. Das Wesen muss sie unter Kontrolle haben! , denke ich, bevor das Brennen beginnt. Meine Augen! Ich blinzle und winde mich, aber dadurch scheinen die Schmerzen noch intensiver zu werden.
    Als das Wesen mich nicht tötet oder friss,
    beruhige ich mich und zwinge mich dazu, zu entspannen. Langsam verschwindet auch der Schmerz in meinen Augen, während Tränen den Dreck fortspülen und ich um Atem ringe, um Kontrolle. Doch die Geräusche, die ich von mir gebe, sind gurgelnd, klingen kein bisschen menschlich.
    Und dann begreife ich!
    Omega Damonae!
    Mein Chef hat mich tatsächlich in den Urlaub geschickt! An den langweiligsten Ort der Galaxis. Herzlichen Glückwunsch! Sie sind ein überdimensionaler Wurm! ICH bin nicht von einem Wurm gefangen worden, ich BIN der verdammte Wurm. Ein Eindringling in einem anderen Wesen!
    Wut steigt in mir auf. Wer soll meine Arbeit machen, während ich glibberig umherirre? Ich kann doch hier nicht im Matsch spielen, während die Aktenberge auf meinem Schreibtisch immer mehr anwachsen!
    Verzweifelt sehe ich mich um. Selbst meine Augen haben aufgehört zu tränen, doch ich bin zu verärgert, um diesen Umstand zu würdigen. Nichts! Rein gar nichts! Nur Schlamm, grau-brauner Schlamm.
    Mühsam wälze ich mich herum, sodass ich den Himmel sehen kann. Nahezu dieselbe Farbe wie der Morast. Eventuell einen Tick heller mit Schlieren eines angenehm gedämpften Lichtes. – Angenehm, wenn man eine Überdosis Drogen genommen hat und die Außenweltreize auf ein Minimum beschränken muss! Nicht, wenn noch zweihundert Überstunden darauf warten, gearbeitet zu werden!
    Ich wälze mich zurück. In meiner Nähe kann ich ähnliche Würmer ausmachen. Glitschige, hässliche Wesen, genauso braun und schäbig wie die Welt, in der sie leben. Nichts außer diesen Würmern lebt hier. – Wahrscheinlich ist alles andere vor Jahrhunderten einfach ausgestorben. Vor Langeweile.
    Ich bleibe liegen, wo ich bin. Was soll ich hier machen? Sightseeing? In Gedanken gehe ich die Arbeitslisten der nächsten Monate durch, kalkuliere die Überstunden meiner Abteilung und den Umsatz. – Erst für einen Monat, dann für das ganze Jahr.
    Nach zwei Tagen, zwei Wochen oder zwei Jahren wird mir doch langweilig. Mein Herz hat inzwischen einhundertfünfzig Schläge absolviert, ich habe fünfzig Mal geatmet und mein Körper besitzt fünfzehn hässliche Fettrillen und dreihunderteinundzwanzig komische kleine Fortsätze, mit denen sich der Wurmkörper fortbewegen kann. Ich setze mich in Bewegung. Grob geschätzte Geschwindigkeit? 1,2 Stundenkilometer, die sich bei meinem Gewicht – wahrscheinlich etwas um die zweihundert Kilo – wie ein Marathon anfühlen.
    Nach weiteren Jahrhunderten in diesem Körper bleibe ich wieder liegen. Dieses Mal aus Erschöpfung. Ich bin einhundertsechzig Meter weit gekommen, habe drei Wasserlöcher passiert und zwei verständnislos glotzende Würmer. – Wahrscheinlich geborene Würmer die sich darüber wunderten, warum einer ihrer Artgenossen plötzlich für die Olympischen Sommerspiele trainiert.
    Mit diesem beinahe lustigen Gedanken döse ich ein und erst ein bohrendes Gefühl weckt mich aus meinem komaähnlichen, traumlosen Schlaf. Ich hieve mich wieder hoch und sehe an mir hinab. Nichts. Keine schwerwiegende Verletzung, die mir diese Schmerzen zufügt. Ich sehe genauso aus, wie vorher.
    Dann geht mir ein Licht auf.
    Hunger.
    Mein Körper hat Hunger. Ich möchte nicht wissen, was die Würmer fressen … Ich möchte nicht wissen, was die Würmer fressen … Mir wird schlecht und ich beginne zu würgen. Beinahe ersticke ich daran, anscheinend können Würmer nicht kotzen. Wahrscheinlich, weil sie sonst jedes Mal, wenn sie in eine Wasserkuhle blicken, nie wieder wegkämen, sondern vor Übelkeit verrecken würden. Wie bei Narziss, nur anders herum.
    Ich beobachte die beiden anderen Würmer. Schlamm? Sie fressen den Schlamm? – Warum gibt es dann immer noch so viel davon?
    Wieder wird mir übel, doch dieses Mal bin ich mir nicht sicher, ob vor Hunger oder weil ich mich ekle. Ich weigere mich, Schlamm zu
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