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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL
Autoren: Anja Buchmann
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viele Sorgen gemacht, das wollte ich dir ersparen. Du solltest eine schöne Zeit mit deinem Vater haben.“
    „ Und deswegen hast du gedacht, du bevormundest mich wie ein kleines Kind.“ Sie war ernstlich wütend. „Du hast wohl gedacht, ich würde vor Angst davonlaufen, wenn ich es wüsste. Sag mir endlich, was hier geschehen wird.“
    „ Ich weiß es nicht. Das wissen nur die Götter.“
    „ Geh mir aus den Augen, ich will allein sein.“
    „ Nein.“
    „ Geh, sonst tue ich es.“
    „ Das wirst du nicht und das wissen wir beide.“ Diese Worte drückten eine Zuversicht aus, die er in Wirklichkeit nicht hatte. Er war nicht sicher, ob Ihel nicht doch davonlaufen würde. Doch wenn sie es vorgehabt hätte, es wäre zu spät gewesen, denn es begann.
     

    Sie war so wütend auf ihn, am liebsten wäre sie davongestürmt. Sie wusste selbst nicht, was sie hielt. Dann wurde sie plötzlich von einer Wärme umfangen, die nicht von der nun im Mittag stehenden Sonne stammte. Es war mehr ein Gefühl wie bei einer Umarmung, denn sie verspürte Geborgenheit, Vertrauen. Stimmen erklangen, erst eine, dann viele. Sie riefen nach ihr und sie antwortete. 'Ich bin hier'. Es waren die Götter selbst, die nach ihr verlangten. Ihre Stimmen vereinigten sich zu einem Chor: 'Ihel, Tochter aller Völker, bist du bereit?'
    Kurz fragte sie sich, wozu sie bereit sein sollte, doch in ihrem Geist hatte sich schon lange eine Antwort formiert: 'Ja, ich bin bereit.'
    'Dann nimm den Nebel von Martul!'
    'Wie?'
    'Glaube daran.'
    Sie bemühte sich nach Kräften, ihren ganzen Willen und ihre ganze Zuversicht auf diese eine Sache zu konzentrieren. Als es begann, hatte sie ihre Augen geschlossen, konnte sich daher nicht vom Erfolg überzeugen. Die Götter aber schienen zufrieden, denn sie wiederholten ihre Aufforderung nicht. Stattdessen fragten sie: 'Willst du dein Schicksal annehmen und die Welt einen?'
    Gleich würden sie sie bitten, alles Irdische aufzugeben, schoss es ihr durch den Kopf. Die Bilder ihres Albtraumes kamen ihr in den Sinn, während der Chor die Frage wieder und wieder stellte. Sie musste ihnen antworten. Sie rang mit sich. Konnte sie den Wunsch der Götter ablehnen? Wären die Konsequenzen für die Welt dann nicht weitaus schlimmer als ihr Schicksal bei einer Zustimmung? Was hatte sie nicht alles auf sich genommen, was hatte auch Waylen geleistet, nur, damit sie jetzt hier stand und versagte? Der Gedanke an die Opferbereitschaft ihres Freundes gab den Ausschlag.
    'Ich nehme mein Schicksal an!' Diese Antwort entsprang ihrer tiefsten Überzeugung, es gab kein Zweifeln mehr und keine Angst.
    'Dann geh hinaus in die Welt und verbreite die Botschaft, dass die Welt nun wieder eins ist. Aber mahne die Menschen auch, sorgsam mit diesem großzügigen Geschenk umzugehen!'
    'Das werde ich.'
    Die Stimmen erstarben und die Wärme schwand. Sie taumelte, doch Waylen war da, um sie aufzufangen. Waylen, er war noch immer bei ihr. Überglücklich umarmte sie ihn.
     

     

EPILOG
     
    Ihr erster Weg führte Ihel nach Elung, wo sie auf ihre Mutter traf. Es war ein kurzes Wiedersehen, denn als Peerin erfuhr, wo sie Liwam finden konnte, konnte sie es kaum erwarten, zu ihm zu reisen. Die beiden verlebten noch viele gemeinsame glückliche Jahre in den Bergen Martuls, wo sie Eldans Aufgabe fortführten und das Wissen der Martuler hüteten, mehrten und verbreiteten.
    Eldan, dem die Götter ein besonders langes Leben geschenkt hatten, verstarb kurz nach Peerins Ankunft im Alter von neunundneunzig Jahren.
    Ihel verbrachte viele Jahre damit, die Länder der Welt zu bereisen. Wo immer sie hinkam, verbreitete sie die Botschaft vom großzügigen Geschenk, das die Götter den Menschen gemacht hatten, indem sie die Nebel für immer tilgten. Noch zu ihren Lebzeiten begann eine Ära in der Geschichte, die später als das Zweite Goldene Zeitalter bekannt werden sollte. Sie war geprägt von Frieden und Handel zwischen den Völkern.
    Doch obgleich sie sah, wie viele gute Dinge aus der neuen Einheit der Welt erwuchsen, wurde Ihel nie müde, vor den Gefahren zu warnen, die im Hintergrund lauerten und die die Welt schon einmal ins Verderben gestürzt hatten.
    Waylen aber begleitete Ihel auf all ihren Reisen, und auch als sie im Alter von fünfzig Jahren das Umherziehen aufgab und sich in Atress niederließ, blieb er bei ihr. Über die Art ihrer Beziehung gab es viele Gerüchte, doch die beiden schwiegen stets, wenn sie danach gefragt wurden. Sicher ist nur, dass sie
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