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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL
Autoren: Anja Buchmann
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Albtraum. Und du hattest ihn doch auch nicht zum ersten Mal?“
    Warum hatte er ihrem unruhigen Schlaf nicht schon viel früher Beachtung geschenkt? Es war ihm nämlich nicht entgangen, dass sie sich nächtens oftmals unruhig umhergewälzt hatte. Jetzt kannte er endlich den Grund dafür.
     

    Warum musste er es ihr so schwer machen? Er hatte ihre Halbwahrheit durchschaut und er würde nicht lockerlassen, bis sie ihm alles erzählt hätte. Ihr blieb also keine Wahl.
    „ Lass uns uns setzen.“
    Er gab sie frei und sie setzten sich. Er hielt ihre Hände. Zum Glück war es dunkel und sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Ihm jetzt in die Augen zu schauen, das wäre zu viel für sie gewesen. Sie atmete tief durch, dann begann sie zu erzählen: von ihren wiederkehrenden Albträumen und davon, was sie in dem der letzten Nacht gesehen hatte. Als sie geendet hatte, liefen ihr erneut Tränen über die Wangen. Waylen aber ließ nicht zu, dass sie erneut in ihrem Kummer versank.
    Er sagte: „Ihel, es ist nicht real, nur ein Traum, und es wird niemals wahr werden. Es sind nur deine Ängste, die in diesem Albtraum ihren Ausdruck gefunden haben.“
    Wie gerne würde sie seinen Worten Glauben schenken, doch noch war ihr diese Gnade versagt.
    „ Du hast so lange hart für dieses Ziel gekämpft, da ist es ganz natürlich, dass dir kurz vor seinem Erreichen Zweifel kommen. Du kannst nicht glauben, dass du es wirklich fast geschafft hast. Daher bringt dein Unterbewusstsein Bilder hervor, die dir vorgaukeln, du würdest am Ende doch scheitern. Aber dies wird nicht geschehen. Hab keine Angst, ich bin bei dir.“
    „ Aber in meinem Traum, da bist du einfach verschwunden, wahrscheinlich bedeutet das, du wirst sterben. Und auch mein Vater wird den Tod finden.“
    „ Nichts davon wird passieren.“
    Ihre nächsten Worte fielen ihr unendlich schwer. „Trotzdem bitte ich dich, hier zurückzubleiben und mich den Rest des Weges alleine gehen zu lassen. Sollte am Ziel wirklich der Tod auf dich warten, ich könnte es mir nie verzeihen.“
    „ Nein. Ich werde dich auf keinen Fall alleine gehen lassen. Wenn dort oben Gefahr lauert, so muss ich bei dir sein, um dich zu beschützen. Gemeinsam haben wir schon so Vieles durchgestanden, da kann ich dich so kurz vor dem Ziel nicht im Stich lassen. Und wenn es mich das Leben kosten sollte, dann bitte ich dich, gib nicht dir die Schuld dafür. Es war von Anfang an meine Entscheidung, dich zu begleiten, ich war mir stets der Gefahren bewusst.“
    Auch wenn sie um sein Leben bangte, hatte sie doch insgeheim gehofft, eine solche Antwort von ihm zu erhalten. Sie brauchte seine Unterstützung im Augenblick mehr denn je, und so versuchte sie nicht, ihm sein Ansinnen auszureden.
    „ Danke.“ Mehr brachte sie vor lauter Rührung über seine Opferbereitschaft nicht über die Lippen.
     

     

    Als sie am nächsten Morgen aufbrachen, hatte es aufgehört zu regnen. Nur einige weiße Schleierwolken zogen bisweilen über den blauen Himmel. In der vorangegangenen Nacht hatte sie keine schlechten Träume gehabt, hatte ruhig und geborgen in Waylens Armen geschlafen.
    Sie waren noch nicht lange gegangen, da kam ein Haus in Sicht. Es stand an der Flanke eines Berges, der so hoch war, dass seine Spitze im Nebel lag. Sie erkannte das Haus sogleich. Sie waren angekommen.
     

     

AM ZIEL
     

    Mond 6 Jahr 3737
    Frühling
    Refugium der Alten, Martul
    Noch bevor sie das Gebäude erreicht hatten, öffnete sich dessen Tür. Zwei Männer traten heraus. Der eine von ihnen war sehr alt, ging gebeugt und stützte sich dabei auf den jüngeren. Waylen hatte keinen Zweifel daran, dass es sich bei den beiden nur um Liwam und Eldan handeln konnte. Der Alte setzte sich auf eine Bank, die vor dem Haus stand.
    Ihel stand neben Waylen und beobachtete die Szene, wusste wohl nicht, was sie tun sollte.
     

    Am liebsten wäre sie losgelaufen, um ihrem Vater gleich um den Hals zu fallen. Das hatte sie sich immer ausgemalt, wenn sie von der ersten Begegnung mit Liwam geträumt hatte. Nun aber fühlte sie sich seltsam gehemmt. Dieser Mann, er war ein Fremder für sie, ebenso wie sie für ihn eine Fremde war. Er ahnte nicht einmal etwas von ihrer Existenz.
    Sie griff nach Waylens Hand. Sie brauchte Halt. Dann ging sie auf die Männer zu.
    „ Seid gegrüßt. Mein Name ist Ihel und das ist Waylen. Wir sind weit gereist, um hierher zu gelangen.“
    „ Seid auch ihr gegrüßt“, erwiderte Liwam. „Warum seid ihr gekommen? Es muss ein
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