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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL
Autoren: Anja Buchmann
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pflegten, heute kommen alle Dorfvorsteher regelmäßig zusammen, um Entscheidungen für ganz Martul zu treffen. Der Handel blüht und unsere Fähigkeiten in Ackerbau und Handwerk haben durch das alte Wissen enorm zugenommen.“
    „ Du sprachst davon, dass das Wissen nicht nur aus alten Quellen stammt.“
    „ Ja, Eldan, einer der beiden Alten vom Berg, verfügt über die Fähigkeit, die Nebel zu durchdringen. Als er noch jünger war, hat Eldan davon regen Gebrauch gemacht. Er besuchte alle Länder mehr als einmal. Seine Zwillingsschwester Saren half währenddessen ihrer Mutter Ewen, der Bewahrerin, die damit begonnen hatte, das alte Wissen zu verbreiten, bei deren Aufgabe und führte sie nach deren Tod auch fort. Saren sorgte auch dafür, dass die Erkenntnisse, die ihr Bruder von seinen Reisen mitbrachte, niedergeschrieben und verbreitet wurden.“
    Das, was der Mann ihr berichtete, versetzte sie in Aufregung. Sie musste sich zwingen, weiter aufmerksam zuzuhören und ihn nicht mit ihren Fragen zu unterbrechen. Sie hatte Eldan, ihren Großvater gefunden. Er stammte wirklich von Martul. Alles, was sie sich mühsam zusammengereimt hatte, schien wahr zu sein. Ob Eldan noch lebte? Sie hielt es nicht mehr aus und platzte mit dieser Frage heraus.
    „ Mir ist nichts Gegenteiliges bekannt, auch wenn er inzwischen fast hundert Jahre alt sein müsste. Wieso willst du das wissen?“
    Sollte sie es ihm erzählen? Warum eigentlich nicht? Also erzählte sie ihre Geschichte, zunächst in aller Kürze, doch als der Mann Neugier und Interesse erkennen ließ, schilderte sie sie von Anfang an und in aller Ausführlichkeit. Als sie geendet hatte, bedankte sich der Mann dafür, dass sie ihm Einblick in die heutige Welt gewährt hatte. Auch wenn er viel über die anderen Länder wusste, so waren doch selbst die neusten Informationen schon zwanzig Jahre alt oder älter. „Jetzt verstehe ich, warum du Eldan treffen willst. Sollte er noch leben, so findest du ihn in den Bergen, an jenem Ort, der einst als Hort der Bewahrerin bekannt war. Du solltest ins Tausend-Bäche-Dorf reisen. Dort findest du Leute, die euch den Weg dorthin weisen können. Doch erweist mir die Ehre, heute meine Gäste zu sein.“ Er wandte sich mit diesen Worten auch an Waylen, der die ganze Zeit über schweigend dagesessen hatte. Sie vermochte nicht zu sagen, ob sein Zyn schon gut genug war, um der Unterhaltung folgen zu können. In ihrer Aufregung hatte sie nicht daran gedacht, für ihn zu übersetzen.
    Ihr Gastgeber sprach Waylen direkt an: „Ich weiß, ihre Geschichte ist auch die deine. Doch möchte ich dich bitten, mir mehr von deinem Heimatland zu erzählen.“
    Waylen antwortete im perfekten Zyn, sein Bericht war ausführlich. Sie hatte gar nicht gewusst, dass er in der kurzen Zeit, die sie ihm Unterricht gegeben hatte, so viel gelernt hatte. Aufmerksam lauschte sie, denn längst nicht alles, was Waylen dem Mann erzählte, war ihr schon bekannt gewesen.
     

    Mond 5 Jahr 3737
    Frühling
    Landesinnere, Martul
    Aus der einen Nacht, die sie am Rand der Südlichen Wälder hatten verbringen wollen, waren drei geworden. Doch so sehr es Ihel auch verlangt hatte weiterzuziehen, sie hatte die permanente Erschöpfung ihres Körpers nicht länger ignorieren können. Daher hatte sie bereitwillig dem Drängen der wissbegierigen Dorfbewohner nachgegeben und ihren Aufbruch hinausgezögert.
    Die Matuler hatten ihnen das Wissen, das sie mit ihnen teilten, mehr als großzügig vergolten. Sowohl Waylen als auch sie hatten neue Kleidung erhalten und ihnen war mehr Proviant angeboten worden, als sie hätten tragen können. Hatten sie seit dem Schiffsbruch stets mit dem Nötigsten auskommen müssen, fühlte sie sich nun, bei diesem neuerlichen Aufbruch, gut gerüstet für das, was noch vor ihnen lag. Zum ersten Mal während ihrer Reise verfügten sie auch über eine genaue Wegbeschreibung und eine Karte. Ihre Gastgeber hatten wirklich an alles gedacht. Obwohl sie nur so kurze Zeit unter ihnen gelebt hatte, hatte Ihel die offene und freundliche Art der Martuler schätzen gelernt. Der morgendliche Abschied fiel beiden Seiten sichtbar schwer.
     

    Seine Augen waren auf Ihel gerichtet, die ausgeruht und fröhlich voranschritt. Es war ein sonniger Tag, und da er sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder satt und ausgeruht fühlte, ließ er sich von ihrer guten Laune anstecken. Alle Sorgen, die er sich über den weiteren Verlauf der Reise machte – immerhin führte sie wieder in die
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