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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)
Autoren: Sue Twin
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wenn sie den Dämon nicht aufhielten.

07 Weglaufen!

 
    M itte der Woche bäumte sich
die Sonne gegen den Regen auf und verscheuchte die Wolken. Warmer Wind blies plötzlich
aus Süden und am Nachmittag kletterten die Temperaturen in die Höhe.
    Heather wickelte sich eine Strickjacke um die Hüften, stapelte
ein paar Schulbücher übereinander und setzte sich damit auf die Terrasse. Ihre
Brüder Linus und Niklas bauten irgendwo am Rande des riesigen Grundstücks ein
Baumhaus. Das Hämmern drang leise zu ihr herüber. Tinchen schlief und Selma war
zum Friseur gefahren.
    Vorsichtig nahm Heather Moryns Geschenk aus der Tasche und
strich über die ledrige Pappe. Sie schlug die erste Seite auf und betrachtete
die Zeichen. Mittlerweile konnte sie die wichtigsten Buchstaben lesen und ein
paar Wörter halbwegs richtig aussprechen. Zalym hatte sie jeden Tag nach der
Schule ein Stück begleitet und mit ihr geübt. Dafür nahm er einen riesigen
Umweg in Kauf. Er sagte, es mache ihm nichts aus. Moryn hingegen kam nie mit.
Er entschuldigte sich und erklärte, er habe es eilig. Er müsse dringend
Gesteinsproben nehmen, einige Tests machen und die Schichten im Boden neu
kartographieren.
    Für den Moment sah es beinahe so aus, als hätte sich die
Situation entspannt. »Wir können nichts tun, als abzuwarten und uns
vorzubereiten«, hatte Moryn erklärt. Was er damit genau meinte, sagte er nicht.
Offenbar wollten die Elben gemeinsam mit Heather gegen das zerstörerische Wesen
aus der Tiefe vorgehen, falls es sich ihnen zeigen würde.
    Laut Auskunft der Elben war mittlerweile jeder auf Aion in
höchster Alarmbereitschaft und jeder bereitete sich so gut es ging auf die
bevorstehende Katastrophe vor. Allerdings wusste niemand, wie viel Zeit ihnen
noch blieb. Nur die Menschen waren ahnungslos.
    Jemand klapperte am Gartentor. Heather drehte sich um und
sprang freudig vom Stuhl auf.
    »Hallo Tessya. Setz dich doch!« Verlegen klappte Heather das
braune Buch zu und schob es unter den Stapel mit den Schulbüchern. »Zalym hat
mir schon ein paar Wörter beigebracht.«
    »Lass mal hören!«
    »Klerscha.«
    »Nein, du musst mit terna antworten. Terna heißt gerne und Klerscha heißt, ich bin ganz deiner
Meinung.«
    »Klerscha«, sagte Heather und beide Mädchen lachten.
    Tessya zeigte auf das Mathebuch. »Soll ich dir dabei helfen?«
    »Terna.« Heather schlug das Buch auf.
    Schon bald bereute sie, so leichtfertig die angebotene Hilfe
angenommen zu haben. Nachdem sie mehr nach Gefühl, als nach Regeln gerechnet
hatte, übte Tessya nun mit ihr elbische Logikketten. Heather hatte tatsächlich
etwas verstanden, aber zwei Stunden später noch keine Seite im Buch gerechnet.
    »Den Rest schaffst du alleine«, versprach Tessya und lehnte
sich im Stuhl zurück.
    In diesem Moment begann Tinchen zu weinen.
    »Sie ist aufgewacht.«
    »Wer?«
    »Meine kleine Halbschwester. Ich geh sie holen.«
    Kurz darauf kam sie mit dem Kind auf dem Arm zurück. Tessya
streckte die Arme aus. »Darf ich sie nehmen.«
    »Terna«, flüsterte Heather und zwinkerte.
    »Kann sie schon laufen?«
    »Nein, sie krabbelt noch.«
    »Dann gehe ich mit ihr mal auf die Wiese und lass sie
Gänseblümchen pflücken«, sagte Tessya und lief mit dem Kind auf dem Arm den
Plattenweg hinunter in den Garten.
    Ratlos blickte Heather erneut auf die algebraischen
Gleichungen. Doch plötzlich schienen ihr die Lösung ganz einfach und nach einer
halben Stunde war sie fertig.
    Auf dem Weg fuhr ein Auto vor. Selma kam mit zwei
Einkaufstaschen und einer neuen Frisur zurück.
    »Wollt ihr auch einen Kaffee trinken«, rief sie kurz darauf
aus der Küche.
    Tessya erhob sich von der Wiese und setzte die Kleine auf
die Schultern. Selma kam mit dem Kaffee auf die Terrasse. »Wie weit bist du
denn mit den Schularbeiten?«
    »Gerade fertig.« Heather klappte das Mathebuch zu. »Ich
bring nur schnell die Bücher in mein Zimmer.«
    »Nimm Laufschuhe mit«, rief Tessya.

 
    Sie liefen über einen Wiesenweg Richtung Wald. Es roch
nach frisch gemähtem Gras. Am Wegrand stritten zerzauste Amseln. Der Pfad war
trocken und sandig. Nur am Grund der Pfützen glänzte noch schwarzes Wasser von
den vergangenen Regentagen.
    Heather umrundete ein Schlagloch und schlitterte über
kleine Geröllsteinchen. Im letzten Moment fing sie sich ab. Auf dem leicht
abschüssigen Weg hatte sie Schwierigkeiten, mit dem Tempo der Elbin
mitzuhalten.
    Tessya, die schon ein gutes Stück vor ihr lief, drehte sich
um. »Ach, ich vergaß,
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