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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten
Autoren: Dan Wells
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Mischung aus Schmerz und Triumph.
    »Ich liebe dich, John. Ich liebe dich, seit du mich angerufen und geschworen hast, uns zu vernichten. Das wollte ich schon immer, doch ich wagte es nie zu tun. Du bist anders. Du kannst es tatsächlich vollbringen. Du besitzt die Kraft, die ich nie hatte. Manchmal wünschte ich, ich wäre … du.«
    In starken Stößen quoll der schwarze Schleim aus Brookes gezackter Wunde und reckte sich empor, schien in der Luft zu schweben wie ein giftiger Klecks, der auf einmal erstarrt war. Dann schoss er wie ein schwarzer Blitz auf mein Gesicht zu.
     

FÜNFUNDZWANZIG
     
    Ich presste die Lippen aufeinander und schloss fest die Augen, doch es war überall – in der Nase, in den Ohren, es zerrte mir den Mund auf und drückte gegen die Zähne. Hilflos spannte ich Arme und Beine an, konnte sie nicht befreien und hatte nichts mehr außer der Zunge, um den schwarzen Schleim zurückzudrängen. Der Geschmack von Asche und Blut breitete sich in meinem Mund aus, als der Kleister immer weiter vordrang. Es war ein widerliches Gefühl, als er über die Zunge glitt, in die Nase kroch und alle Hohlräume ausfüllte. Mir wurde schwindlig, weil ich kaum noch Luft bekam, die Lungen brannten, in den Ohren pochte mein eigener Puls, überall war der klebrige Schleim. Ich war blind und taub und ertrank in dem zähflüssigen Bösen, verloren und allein.
    Ich lasse mich nicht überwältigen, dachte ich. Um keinen Preis darf das geschehen. Doch ich konnte es nicht mehr aufhalten. Der Griff war unnachgiebig, es gab zu viele Tentakel, und dann wurde es dunkel um mich herum. Mein Oberkörper schien eingedrückt zu werden und gleichzeitig zu bersten, keuchend rang ich nach Luft, und dann auf einmal fiel Brooke nach hinten, der Griff lockerte sich, und ich bekam die Hände frei. Mein Kopf war von dem warmen und schleimigen schwarzen Zeug völlig eingehüllt, und ich kratzte mich wie ein wildes Tier.
    Endlich konnte ich mich von dem Ding befreien und die Augen öffnen. Grelles Licht blendete mich, das ganze Auto brannte lichterloh, aus dem geborstenen Fenster loderten Flammen hervor wie aus einem Schmelzofen. Der Kleister fiel schon wieder über mich her, griff nach den Händen und kroch mir erneut auf den Kopf. Brooke lag inmitten der Glassplitter blutend auf dem Boden und bewegte sich kaum noch. Ein pulsierendes schwarzes Geflecht verband uns wie zwei Fliegen im Spinnennetz. Hände kratzten mir den Kleister vom Körper, zerrten und zogen ihn ab. Meine eigenen und andere Hände, faltig und vertraut.
    Mom, greifbar und lebendig, stand vor mir und rang mit der Dämonin. Vor Anstrengung hatte sie die Zähne gebleckt und versuchte mich zu befreien.
    Ich riss mir ein Stück des Kleisters aus dem Mund, spuckte aus und befreite Nase und Zahnfleisch. »Mom!« Ich war heiser und verstand nicht, was sie sagte. Dann zog ich mir das Zeug aus den Ohren, und auf einmal stürmten die Geräusche der Welt auf mich ein. Als wäre ich nach einem Tauchgang wieder an die Oberfläche gelangt.
    »Lass ihn in Ruhe!«, fauchte Mom, doch es half nichts. Die Dämonin hatte sich längst wieder erholt und stellte sich der neuen Gegnerin. Mit weit ausholendem Schlag ihrer Tentakel riss sie Mom die Füße weg und hielt ihr mit schwarzen Schnüren die Arme fest, damit sie sich nicht abfangen konnte. Mom prallte schwer auf den Boden und grunzte vor Schmerzen, dann fiel der schwarze Kleister wieder über mich her wie ein Rudel wütender Würmer.
    »Du kannst uns nicht aufhalten«, zischelte Brookes Stimme, schwach und wie gebrochen. Sie hatte die Augen geschlossen und lag am Boden wie eine weggeworfene Puppe, ein wirrer Haufen von Gliedern. Der schwarze Schleim presste mir die Arme an den Körper und strömte langsam aufwärts auf meinen Kopf zu. Brookes Mund bewegte sich unnatürlich, als wäre er vom Körper unabhängig. »John und ich sind eins, ich bin jetzt John, und wir werden nie mehr voneinander getrennt sein.«
    »Halt den Mund!«, zischte ich, obwohl ich gefesselt und hilflos war und nichts ausrichten konnte.
    »Lass ihn in Ruhe, wer du auch bist!« Der Kleister hatte sich von Mom entfernt, um sich wieder auf mich zu richten, und sie kämpfte gegen die letzten Tentakel an.
    »Ich liebe ihn«, flüsterte Brookes Stimme, »und er liebt mich.« Der Kleister hatte meinen Hals erreicht und strömte warm und gierig über die Haut.
    »Niemals.« Mom ging wieder auf den Kleister los. »Brooke vielleicht, aber dich ganz sicher nicht.«
    »Doch, er
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