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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut
Autoren: Sandra Brown
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wie ich Sie kenne. Ich kenne Sie, weil Sie genauso sind wie sie.« Dabei deutete sie zum Haus hinüber.
    »Inwiefern?«
    »Sie sind skrupellos, gewissenlos, gierig und geldgeil. Soll ich noch weiterreden?«
    »Ich glaube nicht, dass mein Ego das erträgt«, erwiderte er trocken. »Aber es würde mich doch interessieren, wie Sie sich so schnell eine so schlechte Meinung von mir bilden konnten. Wir haben uns eben erst kennen gelernt.«
    »Die habe ich mir über Jahre hinweg gebildet. Ich habe die Geschäftsberichte gelesen, die mir immer noch zugesandt werden, obwohl ich wiederholt gefordert habe, mich von der Empfängerliste zu streichen.«
    »Warum lesen Sie sie dann?«
    »Weil ich immer wieder fassungslos bin, wie weit meine Familie zu gehen bereit ist, um mit Hoyle Enterprises noch mehr Geld zu scheffeln.«
    »Sie sind Mitinhaberin von Hoyle Enterprises.«
    »Gegen meinen ausdrücklichen Willen.« Sie wurde unwillkürlich lauter. »Ich habe ein ganzes Jahr und Tausende Dollar an Anwaltsgebühren aufgewendet, um mich aus dem Unternehmen zu lösen. Aber Sie haben mit Ihren intriganten Machenschaften verhindert, dass ich meinen Anteil aufgeben konnte.«
    »Es waren durchaus legale Machenschaften.«
    »Gerade noch.«
    »Aber legal.«
    Er sprang mitten im Schwung von der Schaukel und kam auf sie zu. »Ich arbeite für Huff. Er wollte, dass Sie am Familienunternehmen beteiligt bleiben, und hat mich angewiesen, alles zu tun, um genau das zu erreichen. Ich habe nur das getan, wofür ich bezahlt werde.«
    »Damit wissen wir dann ja auch, was Sie sind, nicht wahr?«
    »Sie wollen mich als Hure bezeichnen?« Er senkte die Stimme und sagte: »Ich glaube nicht, dass wir uns auf diese Ebene begeben sollten, meinen Sie nicht auch?«
    Die giftige Andeutung traf, aber sie war eher wütend als verletzt. Sie gab schon lange niemandem mehr die Macht, sie zu verletzen. »Sie kämpfen sogar ebenso schmutzig wie die beiden.«
    »Ich kämpfe, um zu gewinnen.«
    »Natürlich tun Sie das.«
    »Und worum kämpfen Sie selbst?«
    »Ums Überleben«, feuerte sie zurück.
    In äußerster Selbstbeherrschung atmete sie tief durch und rang ihre Wut nieder. Sie merkte, dass sie die Hände fest geballt hatte, und entspannte sie wieder. Zuletzt schüttelte sie ihre Haare aus und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Als sie sich wieder gefangen hatte, sagte sie: »Ich habe gegen sie um mein Überleben gekämpft. Und ich habe es geschafft. Der einzig denkbare Umstand, der mich hierher zurückführen konnte, war der Tod meines Bruders Danny. Obwohl ich seinen Tod tief betraure und mir ewig …« Im letzten Moment hielt sie sich von dem Geständnis ab, dass sie sich ewig vorhalten würde, Danny zweimal am Telefon abgewiesen zu haben. »Ich bin dankbar, dass er ihnen schließlich endlich entkommen ist. Ich hoffe, er hat seinen Frieden gefunden. Aber ich würde gern wissen …«
    Sie verstummte schlagartig, weil er die Hand gehoben und ihr mit dem Fingerrücken über die Wange gestrichen hatte. Verdattert schweigend, sah sie ihn mit großen Augen an.
    »Ein Moskito.«
    »Ach so.« Sie berührte mit der Hand ihre Wange, auf der eben noch sein Finger gelegen hatte. »Danke.«
    »Nichts zu danken.«
    Mehrere Sekunden verstrichen, ehe sie die Sprache wiedergefunden hatte. »Ich würde wirklich gern wissen, wie Danny gestorben ist. Erzählen Sie mir alle Einzelheiten.«
    »Ich hätte Ihnen schon am Sonntag alles erzählt. Ich habe mehrmals in Ihrem Büro angerufen. Aber Sie wollten nicht mit mir sprechen.«
    »Da war ich noch nicht bereit, Ihnen zuzuhören.«
    Natürlich hatte sie sich nicht deshalb geweigert, mit ihm zu sprechen, das wusste er ebenso gut wie sie. Trotzdem widersprach er nicht. Stattdessen sagte er ruhig: »Er wurde von einem Schuss in den Kopf getötet. Es gab keine … Also, er hat bestimmt nichts gespürt. Der Tod muss sofort eingetreten sein.«
    Sie brauchte keine weitere Beschreibung. Das war schon schlimm genug. »Wer hat ihn gefunden?«
    »Angler im Bayou. Ihr Außenbordmotor hatte zu qualmen begonnen. Also legten sie an der Angelhütte an, um nach etwas Motoröl zu fragen. Dannys Wagen stand vor der Hütte, daraus schlossen sie, dass jemand zugegen war. Als sie die Hütte betraten, sahen sie ihn auf dem Boden liegen.«
    Sie versuchte die Szene, die diese Angler erwartet hatte, sich nicht auszumalen. »Es wurde als Selbstmord betrachtet.«
    »Ursprünglich schon.«
    »Aber jetzt hat Red Harper Bedenken?«
    »Nicht Red. Er hat einen
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