Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
lagerte in seinem Fernsehsessel und rauchte. Beck schloss die Tür hinter sich. »Stört es dich, wenn ich mich dazusetze?«
    »Wer hat dich geschickt, Chris oder Selma? Sayre war es bestimmt nicht. Die würde sich bestimmt keine Sorgen um mich machen.«
    »Ich kann nicht für sie sprechen.« Beck setzte sich aufs Sofa. »Aber ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Es geht mir gut.« Huff blies eine Rauchwolke zur Decke.
    »Du machst ein tapferes Gesicht, aber du hast gerade deinen Sohn verloren. Das muss dir zusetzen.«
    Der Ältere nahm schweigend ein paar Züge von seiner Zigarette und sagte dann: »Weißt du, ich glaube, Danny wäre Laurels Lieblingskind gewesen.«
    Beck setzte sich auf und stützte die Unterarme auf die Knie. »Weil …?«
    »Weil er genau wie sie war.« Er sah kurz zu Beck hinüber. »Habe ich dir je von Laurel erzählt?«
    »Ich habe hier und da was aufgeschnappt.«
    »Sie war genau das, was ich damals wollte, Beck. Nicht besonders helle. Aber Scheiße, wer will schon eine kluge Frau? Laurel war nachgiebig und süß und hübsch.«
    Beck nickte. Auf dem Ölbild, das oben neben der Treppe hing, war eine nachgiebige, süße und hübsche Frau zu sehen. Aber irgendwie wurde er den Eindruck nicht los, dass Laurel Lynchs Anziehungskraft auch darauf beruht hatte, dass die Gießerei, in der Huff angestellt gewesen war, ihrem Daddy gehört hatte.
    »Ich war grob und ungehobelt und derb. Sie war durch und durch eine Lady. Die immer wusste, welche Gabel sie nehmen musste.«
    »Und wie hast du sie rumgekriegt, dich zu heiraten?«
    »Ich habe sie überrumpelt.« Die Erinnerung ließ ihn leise lachen. »Ich sagte zu ihr: ›Laurel, du wirst meine Frau‹, und sie sagte: ›In Ordnung.‹ All die Männer, die ihr den Hof gemacht hatten, hatten sie wie auf Eierschalen umtanzt. Ich glaube, es gefiel ihr, dass ich so frech war.«
    Er sah sinnend dem Rauch nach, der von seiner Zigarette aufstieg. »Du wirst es vielleicht nicht glauben, Beck, aber ich habe sie nie betrogen. Ich bin nie fremdgegangen. Nicht ein einziges Mal. Und auch nach ihrem Tod bin ich lange zu keiner anderen Frau gegangen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihr das schuldig bin.«
    Nach kurzem Nachdenken fuhr er fort: »Als sie schwanger wurde, platzte ich fast vor Stolz. Ich wusste vom ersten Moment an, dass sie einen Jungen bekommen würde. Es ging nicht anders. Chris gehörte mir von der Sekunde an, in der die Hebamme ihn aus ihrem Bauch gezogen und in meine Arme gelegt hatte. Damals durften die Väter noch nicht mit in den Kreißsaal. Aber nachdem ich die Angestellten mit einer riesigen Spende bestochen hatte, war man gleich bereit, mich zu ihr zu lassen. Ich wollte, dass mein Sohn als Erstes mein Gesicht sieht, wenn er diese Welt betritt.
    Jedenfalls wollte ich Chris vom ersten Tag an für mich haben, und er war immer mein Sohn. Sayre konnte ich Laurel leichten Herzens überlassen. Sayre war ihr Püppchen, das sie in Rüschenkleider stecken, für das sie Teepartys veranstalten und das sie zum Voltigieren schicken konnte. Diesen ganzen Quatsch. Trotzdem hätte Laurel mächtig Ärger mit Sayre bekommen, wenn sie nicht so früh gestorben wäre. Teepartys sind nicht gerade Sayres Leidenschaft, oder?«
    Beck bezweifelte das stark.
    »Sie hat sich nicht die Bohne für die Dinge interessiert, die Laurel wichtig waren«, fuhr Huff fort. »Danny hingegen … den hätte seine Mutter vergöttert. Er ist – er war – der geborene Gentleman. Genau wie Laurel ist er hundert Jahre zu spät auf die Welt gekommen. Er hätte zu einer Zeit leben sollen, als alle weiß gekleidet herumspazierten, Krocketkugeln übers Gras schoben, immer saubere Fingernägel hatten und auf der Veranda Champagnercocktails nahmen. Als Müßiggang noch eine Kunstform war.«
    Er sah zu Beck herüber, und die Zärtlichkeit, die während dieser Träumerei sein Gesicht gezeichnet hatte, verschwand augenblicklich. »Danny war nicht fürs Geschäft geschaffen. Schon gar nicht für unser Geschäft. Das war ihm viel zu schmutzig. Nicht sauber genug für Menschen wie ihn.«
    »Er hat gute Arbeit geleistet, Huff. Die Arbeiter haben ihn geliebt.«
    »Sie sollen uns aber nicht lieben. Sie sollen eine Scheißangst vor uns haben. Die Knie sollten ihnen schlottern, sobald wir auftauchen.«
    »Ja, aber Danny war eine Art Puffer. Er hat ihnen bewiesen, dass wir auch Menschen sind. Jedenfalls bis zu einem gewissen Grad.«
    Huff schüttelte den Kopf. »Quatsch, Danny war zu weich, um ein guter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher