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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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redest du, Dave?«
    »Du haust jetzt hier ab.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Du ziehst jetzt aus freien Stücken ab oder in Handschellen. Du hast die Wahl, Weldon.«
    »Ich hab’ ja wenig Ahnung von juristischen Zuständigkeitsbereichen und so Scheiß, aber ich muß doch bezweifeln, daß du hier viel zu sagen hast, Dave. Und Baton-Rouge-Cops seh’ ich hier auch keine, ganz zu schweigen von einem alten Mann mit einer Pistole. Jetzt mach mal halblang und hol dir drüben ’ne Limo.«
    »Du fängst schon wieder an, mir auf den Sack zu gehen, Weldon.«
    »Dein Problem.«
    »Nein, deins. Ich glaube, du hast von Geburt an nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Hab’ nie behauptet, ich sei vollkommen.«
    »Wieso mußt du jetzt beweisen, daß du keine Angst vor deinem Vater hast? Du bist Hunderte von Kampfeinsätzen geflogen. Weißt du immer noch nicht, wer du bist?«
    Er hob das Gesicht und blickte mich sehr eigentümlich an. Und für den Bruchteil eines Augenblicks wirkten die großen Ohren, das kantige Gesicht, das kurzgeschorene Haar im rapide nachlassenden Tageslicht so, daß es in mir die Erinnerung an einen jungen Burschen vor vielen Jahren weckte, der mit staubgrauen bloßen Füßen und in einem Overall, der an den Knien vor Schmutz nur so starrte, für zwanzig Cents die Stunde im Billardsalon saubermachte.
    Dann änderte sich der Lichteinfall, und ein anderer Ausdruck trat in seine Augen. Er nahm einen Schluck Bier und blickte zwischen den Knien hindurch zu Boden.
    »Du hast deine Arbeit getan, Dave. Jetzt laß es gut sein«, sagte er.
    Batist zog mich am Ärmel, und ich spürte es an seiner Hand, wie dringlich es war, noch bevor es in seiner Stimme durchklang.
    »Dave, schau mal da rüber«, sagte er.
    Bobby Earl und seine Begleitkommandos von Leibwächtern und politischen Helfern hatten jetzt die Rasenfläche zwischen der Rednerbühne und der Orchestermuschel erreicht. Bama hatte sich durch den Menschenhaufen hindurchgearbeitet und überreichte ihm eine längliche Schachtel, die in seidig glänzendes weißes Geschenkpapier eingepackt und mit einem rosa Bändchen verschnürt war. Aber das war es nicht, was Batist gesehen hatte.
    Auf der anderen Seite der Muschel war soeben Vic Benson aus einer der Pixie-Toiletten getreten, die dort in einer langen Reihe unter den Bäumen aufgestellt waren. Er trug eine Baseballkappe auf dem Kopf und eine dunkle Brille auf seiner Nase. Und genauso schnell, wie ich ihn gesehen hatte, war er auch schon wieder hinter der hinteren Wand der Orchestermuschel verschwunden.
    Dann begriff ich.
    Er weiß, daß Bama mit Weldon hierhergekommen ist. Durch die vielen Menschen hindurch hat er Bama erblickt, die mit Bobby Earl sprach. Auf die Entfernung hat er Bobby Earl mit Weldon verwechselt.
    »Mein Gott, er wird auf Bobby Earl schießen«, sagte ich.
    »Was?« sagte Weldon.
    Ich nahm die Polizeimarke aus der Jackentasche, hielt sie geöffnet am gestreckten Arm vor mir und rannte zu der Grasfläche hinter dem Rednerpult. Die .45er schlug schwer gegen meine Hüfte. Ich kriegte mit, daß Batist mir auf dem Fuße folgte. Leute verstummten unvermittelt und starrten uns an, der Gesichtsausdruck eine unentschlossene Mischung aus Gelächter und Besorgnis. Dann bewegten sich Earls Leibwächter auf uns zu. Sie schwärmten aus, die Gesichter hitzig und erwartungsfroh ob der Herausforderung.
    An ihren Leibern vorbei sah ich, wie Earls eigentümlich monokelartiger Blick sich auf mein Gesicht konzentrierte.
    »Schafft diesen Mann hier weg!« sagte er.
    Zwei Männer in Anzügen traten mir in den Weg, und einer von ihnen rempelte mir mit dem Handballen gegen die Schulter. Seine Jacke hing schief, weil etwas die rechte Seite herunterzog.
    »Wohin so schnell, Freundchen?« Sein Atem stank nach Zigarrenrauch.
    »Ich bin vom Büro des Sheriffs vom Iberia Parish. Hier unter den Zuschauern ist ein Mann mit ...«, hob ich an.
    »Ach ja? Und wer ist das da bei Ihnen? Ein afrikanischer Fallschirmspringertrupp?« sagte er.
    »Der ist vom FBI, du Hinterwäldlerarsch«, sagte ich. »Und jetzt geh mir verdammt noch mal aus dem Weg.«
    Schwerer Fehler, dachte ich, als die Worte noch aus meinem Mund strömten. Man darf niemals einen Nordlouisiana-Neandertaler vor seiner Frau oder seinem Boß zum Affen machen.
    »Iberia Parish, das ist hier nicht mehr wert als hingeschissen«, sagte der zweite Mann. »Du tust gut dran, deinen Arsch hochzukriegen und dich zu verpissen, bevor wir ihn dir aufreißen.«
    Dann drängten noch mehr
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