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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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wegen ihrer Dummheit und Ignoranz böse auf sie zu sein. Schließlich verurteilt man ja auch niemanden, weil er entstellt oder als Krüppel zur Welt kam.
    Dann sahen wir Clemmies Rostlaube. Sie war in einer Nebenstraße im Halteverbot geparkt. Ich fand einen Parkplatz etwas weiter vorne, und Batist lief zurück zu Clemmies Wagen und öffnete die Motorhaube. Er entfernte die Zündkabel und verstaute sie in unserem Kofferraum. Ich nahm das Holster mit der .45er aus dem Handschuhfach, schnallte es an meinen Gürtel und schlüpfte in mein Sportsakko.
    »Du bist sicher, daß du mitwillst?« sagte ich.
    »Was soll ich denn sonst tun? Hier dumm rumstehn und auf ’nen Mann warten, der ’ne Pistole hat?«
    »Okay, ich glaube nicht, daß uns jemand Ärger machen wird«, sagte ich. »Die fühlen sich sehr sicher, wenn sie so viele sind. Nur wenn uns jemand krumm kommt, ignorieren wir’s einfach. Okay, Batist?«
    »Dave, keiner kennt so Typen besser als ein schwarzer Mann. Einer wie ich, der macht denen keine Sorgen. Die Jungen sind’s, vor denen sie Schiß haben. Das werden die zwar nicht zugeben, aber genauso ist es. Mißratene Bengel, bei denen schon lange mal ’ne Tracht Prügel von der Frau Mama fällig ist, jagen denen ’ne Mordsangst ein.«
    »Die haben eine Mordsangst vor jedem, der ihnen ins Auge schaut, Partner.«
    »Wollen wir jetzt hier rumstehen und warten, bis dieser Kerl Mr. Sonnier abknallt?«
    »Nein, du hast recht. Schauen wir uns mal an, was sich dieser Tage am Ende der Nahrungskette so tut.«
    Batist pulte die Cellophanfolie von einer Zigarre, steckte sie fest zwischen die Zähne, und wir gingen den Straßenblock zurück und in den Park hinein, wo gerade jemand die Flutlichtscheinwerfer auf dem Softballfeld eingeschaltet hatte.
    »Hey, Dave, sollten hier nich ’ne Menge Polizisten sein?« fragte Batist.
    »Allerdings.«
    »Und wo sind die abgeblieben?«
    Ich sah einen Streifenpolizisten, der den Verkehr regelte, dann noch einen, der unter einem Seifenbaum ein Grillsandwich verdrückte. In der Menschenmenge sah ich niemanden, der wie ein Detective oder Beamter in Zivil aussah. Ich trat zu dem Cop unter dem Seifenbaum und klappte meine Marke in der Hand auf.
    »Ich bin Detective Dave Robicheaux vom Department des Sheriffs von Iberia Parish«, sagte ich. »Haben Sie eine Meldung wegen eines Mannes mit einer Pistole erhalten?«
    Er hatte ein rundes Gesicht und den Mund voller Brot und Fleisch. Er wischte sich die Lippen mit dem Handrücken und schüttelte den Kopf.
    »Ich jedenfalls nich«, sagte er. »Is hier irgendwo einer mit ’ner Knarre?«
    »Die Möglichkeit besteht. Haben Sie einen Mann mit einem von Brandnarben entstellten Gesicht gesehen? Er ist schwer zu übersehen. Seine Haut sieht wie rote Knete aus.«
    »Nein.«
    »Wo ist Ihr Vorgesetzter, der den Einsatz hier leitet?«
    »Vor ’nem Weilchen war er drüben beim Pavillon. Will da echt einer Bobby Earl ans Leder?«
    »Nein, nicht Earl. Seinem Schwager, einem Mann namens Weldon Sonnier. Kennen Sie ihn?«
    »Noch nie von ihm gehört. Hören Sie, wenn Sie wollen, schmeiß’ ich mich ans Mikrophon und dann finden wir diesen Typ.«
    »Wie?«
    »Wir können ihn ausrufen lassen. Dann können wir ihn unter den Zuschauern rauspicken.«
    Ich mußte mir Mühe geben, das Gesicht nicht allzusehr zu verziehen.
    »Wie wär’s, wenn Sie mir kurz Ihren Einsatzleiter suchen und dann per Funk noch mehr Hilfe holen?« sagte ich.
    »Gemacht.« Dann warf er einen Blick über meine Schulter. »Wer is’n das ?«
    »Kontaktieren Sie Ihren Einsatzleiter, Partner. Okay?« sagte ich.
    Batist und ich liefen durch die Menschenmenge hindurch auf die gemauerte Orchestermuschel zu, die hinter der Rednerbühne stand. Im Westen türmten sich violette Wolken am Himmel, die Ränder rot-schwarz verfärbt von der letzten Glut der Sonne. In der Ferne ertönte eine Sirene auf der Straße. Die Band im Pavillon hörte kurz auf zu spielen und stimmte dann unvermittelt »Dixie« an, begleitet von einer zweiten Band, die in bonbonfarben gestreiften Westen und Strohhüten in der Orchestermuschel stand und nur auf diesen Einsatz gewartet zu haben schien. Der ohrenbetäubende Radau der Posaunen, Klarinetten, Trompeten und Trommeln ließ die Menschenmasse in wilden Jubel ausbrechen.
    Dann löste jemand die Seile, die ein riesiges Netz mit roten, weißen und blauen Ballons am Boden gehalten hatten, und sie stiegen mit dem Wind in die Luft, Hunderte. Ich begriff. Das war Bobby Earls großer
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