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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Augenblick. Umgeben von Beifall klatschenden Zuschauern trat er aus dem Pavillon. Er trug einen zweireihigen Anzug von leicht tropischem Schnitt, und der leichte Abendwind zauste sein trockenes, welliges Haar, als er zur Rednerbühne ging, die vor der Orchestermuschel für ihn errichtet worden war, wo die Mikrophone, amerikanischen Flaggen, Fernsehkameras und Lautsprecherbatterien auf ihn warteten. Sein Lächeln hatte die ganze Leichtigkeit und das ganze Selbstvertrauen eines Mannes, der wußte, daß er geliebt wurde, daß er wahrlich seinen Platz in der Welt gefunden hatte.
    Wir drängten uns durch die Menge. Die Kapellen tröteten immer noch »Dixie«, und ein sturzbesoffener fetter Kerl in einem verschwitzten rosa Hemd war auf einen Picknicktisch gestiegen, von wo er in Richtung des Rednerpults johlte, pfiff und grölte. Der Geruch von abgestandenem Bier, Deodorant, Kautabak und Talkumpuder schien in einem einzigen, stickigen Schwall von den Leuten um uns herum aufzusteigen. Ich versuchte die Menschenmenge zu durchbrechen, um in das Areal mit den Picknicktischen hinter der Orchestermuschel zu gelangen. Ein Polizeisergeant in Uniform drängte sich durch einen Haufen College-Kids hindurch und stellte sich mir in den Weg. Ein großer, massiger Mann mit einer gefurchten Stirn, eingefallenen grünen Augen, im Gesicht einen frischen Sonnenbrand, Schweißringe unter den Armen. Sein Revolvergurt verschwand unter hervorquellenden Fettpölsterchen, und er hatte eine Hand auf den Knauf seiner .357er Magnum gelegt.
    »Sind Sie der Detective aus New Iberia?« fragte er.
    »Genau. Ich bin Dave Robicheaux.«
    Seine Augen wanderten kurz zu Batist, dann wieder zurück zu mir.
    »Hab’ gerade von diesem Mann mit den Brandnarben und der Kanone gehört«, sagte er. »Was ist Sache?«
    »Der Mann heißt Vic Benson. Er ist geistesgestört. Ich glaube, daß er es auf Bobby Earls Schwager abgesehen hat.«
    »Er hat ’ne Waffe?«
    »Eine vernickelte Pistole, welches Kaliber weiß ich nicht.«
    »Ach, du liebe Scheiße. Das ist hier ein höllisch ungünstiger Ort, einen Irren mit ’ner Knarre rumspringen zu lassen. Jedesmal, wenn ich bei einer dieser Großveranstaltungen Dienst schieben muß, träum’ ich in der Nacht davor von Erdbeben und Wirbelstürmen. Meine Frau sagt, ich esse zuviel vor dem Schlafengehen. Und wer ist das da?«
    »Freund von mir.«
    »Okay, ich werde erst mal ein größeres Aufgebot von Uniformierten in die Zuschauermasse beordern. Wenn Ihnen in der Zwischenzeit Earls Schwager über den Weg läuft, sehen Sie zu, daß Sie ihn aus der Schußlinie bringen. So eine Meute wie hier ist unberechenbar. Die können binnen fünf Minuten den Weg zu Gott finden oder die Stadt in Schutt und Asche legen.«
    »Danke für Ihre Hilfe, Sergeant.«
    »Danken Sie mir nicht, Kumpel. Ich hatte mal Dienst in einem Stadion, als es Krawall gab. Wenn’s das nächste Mal soweit kommt, geh’ ich heim, mach’ mir ein Bierchen auf und setz’ mich in den Garten. Vielleicht hör’ ich mir im Radio an, wie’s ausgegangen ist.« Er lächelte.
    Zum äußeren Ende hin wurde die Menschenmasse dünner, und als Batist und ich sie schließlich hinter uns gelassen hatten, befanden wir uns in einem Areal mit Nadelbäumen, Grillvorrichtungen, überquellenden Mülleimern und einem kleinen Spielplatz.
    Und wer saß da in einer Kinderschaukel und trank Bier aus einem großen Pappbecher? Weldon Sonnier.
    »Ich glaube, dank dir bin ich heute zehn Jahre älter geworden«, sagte ich.
    Er hob den Kopf und sah mich an.
    »Hey, Dave. Hey, Batist. Was ist los?«
    »Dein Vater ist hier irgendwo. Er hat eine Pistole. Und jetzt rate mal, hinter wem er her ist.«
    »Was?«
    »Nachdem ihr gegangen seid, hat er das schwarze Hausmädchen zusammengeschlagen und ihren Wagen gestohlen. Er hat ihn ungefähr einen Block von hier abgestellt. Er hat eine Pistole.«
    Er schnalzte mit der Zungenspitze. »Mannomann, der Alte hat echt immer noch was in petto, stimmt’s?« sagte er.
    »Die Cops aus Baton Rouge wollen dich hier weghaben. Ich auch.«
    Er nippte an seinem Bier und ließ seinen Blick gleichgültig und gelassen zu einigen Kindern schweifen, die auf dem Softballfeld dem Ball hinterherhetzten.
    »Wo ist Bama?« fragte ich.
    »Sie wollte Bobby sein Geschenk bringen. Da muß man sich erst ’ne Nummer holen und anstehen. Man sollte meinen, er wär der Papst.«
    »Für dich wird’s jetzt Zeit. Fahr zurück zu Lyles Haus. Ich suche Bama und bring sie dann nach.«
    »Was
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