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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut
Autoren: Angelika Friedemann
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Bord, William“, wandte sich der
Kapitän weg und er folgte dem älteren Mann hinunter.
    „Du hast Glück gehabt. Wenn du ordentlich arbeitest, hast
du ein gutes Leben und gutes Essen gibt’s dazu.“
    „Sie werden sich nicht beklagen müssen, Sir. Ich kann und
werde arbeiten“, antwortete er selbstbewusst, setzte seine Mütze auf. Das flaue
Gefühl in seinem Magen war verschwunden und sein Herz schlug nun ruhig. So
einfach hatte er es sich nie vorgestellt. 
    „Gut, du fängst in der Küche an. Du kannst dort aushelfen.
Ich bin John und du kannst du sagen.“
    „Danke, John!“
    Er legte sein kleines Bündel auf das Bett, zog seine Mütze
vom Kopf, die Jacke aus, faltete sie ordentlich und legte sie dazu, folgte John
quer durch das Schiff. Der erklärte ihm die Räumlichkeiten, an denen sie
vorbeiliefen, deutete zu einer Treppe. „Dort geht es zu den Kabinen der
Passagiere und die dürfen wir niemals betreten. Nie! Du nimmst stets die
hintere Treppe. Es ist verboten, mit den Passagieren zu sprechen, sie zu
belästigen, anzustarren oder sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Wenn diese an Deck
sind, gehst du ihnen aus dem Weg. Verstanden?“
    „Ja. Verstanden.“
    „Morgens gibt’s Frühstück in der Küche. Dort ist ein Raum
daneben für uns, da gibt’s um eins etwas zu Mittag, und abends um sieben Uhr
das Letzte. Immer soviel du willst. Getränke kannst du dir dort holen, nur
keinen Alkohol. Am Sonntag gibt’s einen Gottesdienst, mittags darfst du zwei
Bier trinken und nachmittags gibt’s ein extra Brot mit Sirup oder Kuchen. Alle
zwei Wochen hast du einen Nachmittag und Abend frei. Unten darfst du nicht
rauchen, kein Feuer anzünden. Du musst dich jeden Tag waschen, sonst gibt’s
Ärger mit dem Käpt’n. Keine Streitereien, keine Schlägereien. Gibt’s Probleme,
gehst du zu Mister Kanther. Das ist der Mann, der neben dem Käpt’n stand, oder
kommst zu mir. Wenn du etwas nicht weißt, fragen. Einfach fragen! Besser, als
wenn du etwas falsch machst. Wie alt bist du wirklich, William?“
    Einen Moment schaute er den Mann verblüfft an, lächelte.
„Fünfzehn!“
    „Wissen es deine Eltern?“
    „Noch nicht. Erst heute Abend wird ihnen mein Freund einen
Brief von mir geben.“
    „Und den Onkel?“
    „Gibt’s nicht, trotzdem werde ich dort mein Glück machen.
Ich weiß es. Ich habe gelesen, dass man dort Land kaufen kann und eine Farm
möchte ich haben.“
    „Du kannst lesen, schreiben?“
    „Ja, ich habe die Schule besucht. Ich kann lesen,
schreiben, rechnen. Ich habe sehr gern gelesen und Mister Dudley, das war mein
Lehrer, hat mir immer Bücher geliehen.“
    „Warum willst du weg?“
    „Mein Dad sagt, ich soll zur Army, aber ich will mich
keinesfalls totschießen lassen.“
    „Sehr vernünftig! So, da sind wir. Das sind Marvin und
Colin. Das ist William. Es wird euch helfen und anstelle von Scott arbeiten.“
    „Hallo! William, fang an. Du musst Kartoffeln schälen, und
zwar den Berg dort hinten. Heute ist es ruhiger, da wir kein Frühstück für
unsere Passagiere zubereiten müssen. Hast du etwas gegessen?“
    „Nein, Sir.“
    „Sag ruhig Colin. Nimm dir einen Pott Kaffee und dort ist
Brot und Sirup. Setz dich und iss. Woher kommst du?“
    „Ich habe hier gewohnt.“
    „Nun willst du also zur See fahren?“
    „Nein, nur eine Passage bis nach Mombasa.“
    „Dort willst du bleiben?“
    „Ja! Ich möchte dort eine Farm haben.“
    Die beiden Männer grinsten, wandten sich wieder ihrer
Arbeit zu. William schaute sich um. Er wusste nicht, wie er sich so eine Küche
vorgestellt hatte, aber alles wirkte eng, klein und warm war es. In einer Ecke
standen Kisten, lagen Säcke. Ein langer Tisch war unten verschraubt, darüber
hingen allerlei Gerätschaften. Manches erkannte er, da seine Mutter so etwas
nur kleiner hatte. Vieles jedoch war ihm unbekannt. Ein großer Herd war da, auf
dem riesige Töpfe, wie er fand, standen. Noch war der außer Betrieb. Mann, das
musste ja heiß sein, wenn das Feuer brannte, überlegte er.
    Nachdem er hastig gegessen, seinen ersten Kaffee im Leben
getrunken hatte, begann er mit der Arbeit. Es fiel ihm schwer, da er noch nie
Kartoffeln geschält hatte. Colin zeigte es ihm und mit der Zeit bekam er Übung
darin. Er verpasste so, als die wenigen Passagiere an Bord kamen.
    Nach den Kartoffeln folgte ein Berg Möhren. Er war in
Gedanken und schreckte erst auf, als das Schiff anfing zu vibrieren, da man die
Motoren angelassen hatte. Erschrocken blickte er von seiner
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