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Weil du mich fesselst

Weil du mich fesselst

Titel: Weil du mich fesselst
Autoren: Beth Kery
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ist Heiligabend. Hast du alles, was du für den Ball brauchst, Francesca? Wir könnten am zweiten Weihnachtsfeiertag ins Dorf fahren, wenn du noch etwas besorgen möchtest. Ich wollte ohnehin einmal nach den Spendenboxen in der Kirche schauen.«
    Francesca blickte unsicher von James zu Gerard. Sie hatte wohl keine andere Wahl, sie musste ihren jämmerlichen Zustand in ihrer Gegenwart offenbaren.
    »Ja, ich würde gerne mit dir einkaufen gehen. Ich glaube nämlich, dass ich ein Problem habe. Clarisse hat gefragt, wo mein Ballkleid sei. Ich hatte dieses hier eigentlich dafür mitgenommen«, sagte sie, wies auf den purpurnen Samt und spürte sogleich, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Es tut mir leid. Ich war noch nie bei einer so … speziellen Einladung wie hier. Es tut mir leid, ich bin überhaupt nicht vorbereitet.«
    »Nun, dann werden wir dich eben vorbereiten«, stellte Anne mit unerschütterlicher Zuversicht fest. »Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Es ist doch nur eine Party und nur ein Kleid.«
    »Zieh dies doch noch einmal an«, schlug James vor und wies mit dem Kopf auf ihr Samtkleid. »Sehr schön. Mir gefällt es.«
    »Hört, hört«, rief Gerard.
    »Pass auf«, fuhr Anne in einem Ton fort, der keine Widerrede erlaubte. »Am zweiten Feiertag haben die Geschäfte geöffnet, und in Stratham gibt es zwei nette Boutiquen. Und falls wir da nichts finden, wird Clarisse das hier für den Ball herausputzen.«
    »Entschuldigt, dass ich euch solche Umstände mache.«
    »Bitte, mach dir keine Gedanken«, beharrte Anne. »Dass du hier bist, das ist wichtig. Nicht das törichte Kleid. Entspann dich. Wir machen uns nur selten so schick hier in Belford, aber wie du weißt haben wir für das Fest und die Feiertage zusätzliches Personal gebucht. Denke bitte nicht, dass wir bieder oder überheblich sind, du erlebst uns nur ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem wir uns für die Feierlichkeiten außergewöhnlich herausgeputzt haben. Und jetzt lasst uns ein Spiel spielen oder irgendetwas Lustiges zusammen machen. Habt ihr Lust?«
    Sie verbrachten gemeinsam einen angenehmen, entspannten Heiligabend. Die ganze Zeit über aber spürte Francesca einen leichten Schmerz in ihrem Herzen, genau an der schon so verwundeten Stelle.
    Es war schwerer als gedacht, an solch einem besonderen Feiertag von Ians Verwandten umgeben in Ians Lieblingsraum zu sitzen … ohne dass Ian dabei war.
    Die Einsamkeit in ihrer Brust schien sich noch zu steigern, als Gerard sie am Ende des Abends die Treppe hinaufbegleitete. Er ergriff ihre Hand und stützte sie, als sie auf den letzten Stufen schwankte.
    »Zu viel von Mrs. Hansons Punsch?«, fragte er lächelnd.
    »Nein, das nicht. Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, Schuhe mit Absätzen zu tragen.«
    »Für eine Künstlerin wohl nicht die Alltagskleidung, vermute ich.«
    »Nein, wohl kaum«, bestätigte sie. Sie war sich der Tatsache höchst bewusst, dass Gerard ihre Hand noch immer festhielt. Der Gang mit seiner hohen Kuppeldecke lag im Schatten. Ihr Herz schlug unangenehm schnell, als sie sich ihrem Zimmer näherten.
    »Hier wohne ich«, sie nickte mit dem Kopf zur Tür. Noch immer hielt er sie fest. Er trat an sie heran. Ihr Blick ruhte fest auf seinem frischen, weißen Hemd.
    »Francesca?«
    »Ja?«
    »Mitternacht ist vorbei. Fröhliche Weihnachten.«
    Sie blickte auf, um seinen Gruß zu erwidern. Da drückte er seinen Mund auf ihren, umspielte ihre Lippen, um Platz für seine Zunge zu finden. Für einen Moment ließ sie es zu. Vielleicht, weil sie neugierig war. Womöglich, weil sie eine traurige, einsame Frau war, die sich verzweifelt wünschte, sich noch einmal auf diese einmalige Art, in der sie mit Ian verbunden gewesen war, einem anderen Wesen zu nähern.
    Seine Arme umfassten sie, sein Kuss wurde intensiver.
    Ein Schauer erfasste sie, als sie sich ihn wie eine Art Sexspielzeug vorstellte. Er war ein menschliches Wesen, kein leicht verfügbares Objekt, mit dem man auf ein unersättliches, unstillbares Verlangen reagierte.
    Sie unterbrach den Kuss und schob ihn an der Brust nach hinten. Er ließ sie nicht gleich los.
    »Was ist?«, hauchte er. Sein Mund lag an ihrem Nacken, seine Hände hatten ihre Hüften umfasst.
    »Gerard, lass mich. Das ist nicht richtig. Ich will nicht«, sagte sie ruhig.
    Er hob seinen Kopf und schaute sie im dämmrigen Licht an.
    »Francesca – ich weiß, das muss sich komisch anfühlen, schließlich bin ich Ians Cousin. Ich habe mir das auch schon
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