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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst
Autoren: Mary Jo Putney
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der durch eine lange Reise verschmutzt war. »Eine Nachricht aus London ist für Sie eingetroffen, My Lord.«
    Michael öffnete den Beutel und fand darin einen Brief, der mit dem Wappen des Earl of Strathmore versiegelt war. Erbrach das Wachs
    erwartungsvoll. Als Lucien ihm zum letzten Mal eine so dringende Nachricht geschickt hatte, war es ein Aufruf gewesen, sich einer faszinierenden Rettungsmission anzuschließen. Vielleicht war Lucien etwas ebenso Amüsantes eingefallen, um Leben in die Wintermonate zu bringen.
    Die Fröhlichkeit schwand, als er die kurze Nachricht las. Er las sie zum zweiten Mal und stand dann auf. »Sorge dafür, daß Strathmores Bote angemessen versorgt wird, und sage dem Koch, daß ich wahrscheinlich nicht zum Abendessen da sein werde. Ich reite nach Aberdare.«
    »Ja, My Lord.« Unfähig, seine Neugier zu unterdrücken, fragte der Butler: »Sind das schlechte Nachrichten?«
    Michael lächelte humorlos. »Europas schlimmster Alptraum ist soeben Wirklichkeit geworden.«
    Michael war so mit den Nachrichten beschäftigt, daß er den kalten Nebel kaum bemerkte, als er durch das Tal zu dem großen Herrenhaus ritt, in dem die Earls of Aberdare lebten. Als er sein Ziel erreicht hatte, saß er ab und reichte die Zügel einem Stallburschen. Dann trat er ins Haus, wobei er zwei Stufen zugleich nahm. Wie immer, wenn er Aberdare besuchte, spürte er ein Gefühl von Staunen darüber, daß er wieder so sorglos in das Haus von Nicholas stürmen konnte wie damals, als sie in Eton Schuljungen gewesen waren. Drei oder vier Jahre zuvor wäre eine solche Leichtigkeit ebenso unvorstellbar gewesen wie der Gedanke, daß die Sonne im Westen aufgeht.
    Da Michael praktisch ein Mitglied der Familie war, führte ihn der Butler direkt in den Salon. Er trat ein und fand Lady Aberdare neben einer prächtig geschnitzten Wiege sitzen, in der ihr kleiner Sohn Kenrick lag.
    Michael lächelte die Gräfin an. »Guten Tag, Cläre.
    Ich nehme an, du kannst es nicht ertragen, Viscount Tregar aus den Augen zu lassen.«
    »Hallo, Michael.« Sie zwinkerte mit den Augen, als sie ihm ihre Hand reichte. »Es ist sehr düster
    – ich fühle mich genau wie eine Katzenmutter, die ihre Kätzchen bewacht. Meine Freundin Marged versichert mir, daß ich in einem oder zwei Monaten vernünftiger sein werde.«
    »Du bist immer vernünftig.« Er küßte sie voller Zuneigung auf die Wange. Mit ihrer bloßen Existenz war Cläre ein Beispiel für all das, was an Frauen gut und wahr war. Er ließ ihre Hand los und warf einen Blick in die Wiege. »Unglaublich, wie winzig Finger sein können.«
    »Und doch hat er einen erstaunlichen Griff«, sagte sie stolz. »Gib ihm eine Gelegenheit, das zu demonstrieren.«
    Michael beugte sich über die Wiege und berührte die Hand des Babys behutsam. Kenrick gluckste und schloß seine winzige Faust kraftvoll um Michaels Fingerspitze. Michael merkte, daß ihn das überaus bewegte. Dieses winzige Bündel Mensch war der lebende Beweis für die Liebe von Cläre und Nicholas. Er besaß das schelmisch bezaubernde Lächeln seines Vaters und die lebhaften blauen Augen seiner Mutter. Kenrick, so nach seinem Großvater väterlicherseits benannt, war eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft.
    Auch Michael hätte ein Kind haben können, das jetzt fast fünf Jahre alt gewesen wäre…
    Unfähig, den Gedanken zu ertragen, löste er vorsichtig seinen Finger und richtete sich auf. »Ist Nicholas daheim?«
    »Nein, aber er müßte jeden Augenblick zurückkommen.« Cläre zog ihre Brauen zusammen. »Ist etwas passiert?«
    »Napoleon ist von Elba geflohen und in Frankreich gelandet«, sagte Michael ausdruckslos.
    Cläre legte ihre Hand in einer instinktiven beschützenden Geste auf die Wiege. Von der Tür war das Geräusch eines plötzlichen Einatmens zu hören. Michael drehte sich um und sah den Earl of Aberdare, dessen dunkles Haar vom Reiten durch den Nebel feucht war.

    Mit untypisch unbewegtem Gesicht sagte Nicholas: »Weiß man, wie das französische Volk ihn empfängt?«
    »Offensichtlich begrüßen sie ihn mit tobendem Beifall. Die Chancen stehen ausgezeichnet, daß König Louis innerhalb der nächsten zwei Wochen um sein Leben laufen und Bonaparte wieder in Paris sitzen und sich Kaiser nennen wird. Es scheint nicht so, als ob Louis sich bei seinen Untertanen beliebt gemacht hätte.« Michael zog den Brief aus seiner Tasche. »Lucien hat dies geschickt.«
    Nicholas las den Brief mit einem Stirnrunzeln.
    »Irgendwie
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