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Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Titel: Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Kay Andrews
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die Treppe hinunter, um die Tür zu öffnen. Er stand, die Schlüssel in der Hand, vor mir und zog ein komisches Gesicht.
    »Was ist los?« Ich gab ihm einen raschen Kuss.
    »Nichts«, sagte er und schaute sich auf der Straße um. »Ich wollte schon selbst aufschließen, aber dann hatte ich plötzlich das unheimliche Gefühl, jemand würde mich beobachten.«
    Ich steckte den Kopf zur Tür hinaus und schaute die Straße hinunter. Über den Platz sah ich etwas Rotes verschwinden.
    »Vielleicht wurdest du tatsächlich beobachtet«, sagte ich und zog ihn ins Haus. »Ich wette, es waren diese Widerlinge Manny und Cookie.«
    »Wer?«, fragte Daniel und küsste meinen Nacken. »Mmm. Du riechst gut.« Er hielt mich auf Armlänge von sich entfernt und lächelte. »Und siehst gut aus. Aber das Kleid ist doch nicht neu, oder?«
    »1958 war es neu«, sagte ich und drehte mich, damit er die volle Wirkung sah.
    »Kannst du mir bitte beim Reißverschluss helfen?«, bat ich und hob mein Haar im Nacken an. »Manny und Cookie sind die Besitzer vom Babalu , diesem neuen Laden auf der anderen Platzseite, in der Harris Street. Ich hab dir doch schon von ihnen erzählt. Sie versuchen, mich zu verdrängen. Ich glaube, sie waren hier, um zu spionieren und nachzusehen, wie ich meinen Laden für den Wettbewerb dekoriert habe.«
    Er zog den Reißverschluss zu, ohne irgendwelche Dummheiten zu machen. Daran merkte ich, dass er mit den Gedanken ganz woanders war.
    »Wie kommst du nur auf die fixe Idee, sie könnten dich verdrängen wollen?«, wollte er wissen.
    »Wegen allem. Aber ich will gar nicht erst damit anfangen. Ich muss kurz noch mal hoch und mir etwas Farbe ins Gesicht tun, dann können wir aufbrechen.«
    »Ich finde dich schön, so wie du bist«, sagte Daniel. »Außerdem müssen wir echt los, Eloise. In zwei Stunden muss ich noch einmal ins Restaurant. Wir haben heute zwei Weihnachtsfeiern von Rechtsanwaltskanzleien, und alle Partner erwarten, dass der Koch sich persönlich blicken lässt.«
    »Daniel!«, protestierte ich. »Das ist James’ und Jonathans erste Party. Da kannst du unmöglich früher gehen. Und ich will es nicht.«
    »Du kannst doch bleiben«, sagte er. »Aber ich muss auf jeden Fall früher weg.« Stirnrunzelnd schaute er auf die Uhr, als sei jede Minute, die er nicht im Restaurant verbrachte, eine Zumutung. »Was ist, können wir los?«
    »Eine Minute«, entgegnete ich schnippisch.
    Oben trug ich etwas Eyeliner, Maskara und Lippenstift auf und schlüpfte in schwarze Wildlederpumps mit hohen Absätzen. Ich schnappte mir meinen schwarzen Samtschal, legte ihn mir um die Schultern und befestigte die blaue Weihnachtsbaumbrosche daran.
    »Fertig«, sagte ich am Fuß der Treppe, immer noch leicht verärgert, weil Daniel die Party früher verlassen wollte.
    Er griff nach meinem Schlüsselbund und reichte ihn mir. Als er mich anschaute, runzelte er erneut die Stirn.
    »Was ist?«, fragte ich und zupfte am Halsausschnitt des Kleides. »Ist mein Dekolleté zu tief?«
    »Nein«, sagte er langsam. Er hob die Hand und berührte meinen Schal.
    »Diese Brosche. Woher hast du sie?«
    »Von einer Auktion bei Trader Bob heute Nachmittag«, erklärte ich überrascht. Obwohl er als Koch mehr Sinn für Kunst hatte als andere, war Daniel nun einmal ein Mann. Dinge wie Schmuck oder Schuhe fielen ihm kaum auf. »Warum? Gefällt sie dir nicht?«
    »Doch. Sie ist nett«, sagte er und starrte immer noch auf die Brosche.
    »Was ist los? Du starrst ja immer noch.«
    »Meine Mutter hatte genau so eine.« Er wandte den Blick ab. »Meine Brüder und ich haben unser Geld vom Rasenmähen zusammengeworfen und sie ihr in dem Jahr gekauft, in dem mein Dad uns verlassen hat. Sie hat sie immer getragen, jedes Jahr zu Weihnachten. Sie sagte, es wäre genau das Richtige. Du weißt schon, weil mein Dad abgehauen ist, hatten wir in dem Jahr alle zu Weihnachten den Blues, so dass es wortwörtlich blaue Weihnachten waren. Wie in diesem Elvis-Song.«
    »Oh«, sagte ich leise. Daniel sprach sonst nie über seine Mutter. Über seinen Vater übrigens auch nicht. Ich wusste, dass sein Dad seine Mom mit drei Söhnen sitzengelassen hatte, als Daniel noch ein Kind war. Ich wusste auch, dass Paula, seine Mom, in einen Skandal um ihren verheirateten Chef in der Zuckerraffinerie hier in Savannah verwickelt war. Als die Sache ans Licht kam, kam er in ein Bundesgefängnis in Florida, doch vorher ließ er sich von seiner Frau scheiden und heiratete Paula. Nicht lange danach
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