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Weihnachtsgeschichten am Kamin 02

Weihnachtsgeschichten am Kamin 02

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 02
Autoren: Ursula Richter , Stubel,Wolf-Dieter
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aus. Erstaunt und erfreut sahen wir, daß jeder von uns eine nagelneue Uhr bekommen hatte. Damit hatten wir natürlich nicht gerechnet, denn für uns war es eben selbstverständlich, daß wir Peter helfen mußten. — Übrigens, Vaters Prügel blieb auch aus. Er war selbst sehr froh, daß alles so gut ausgegangen war.
    Von dem vierblättrigen Kleeblatt blieb ich als einziger noch übrig, denn Peter fiel im Luftkampf, Herbert und Werner sind auch gefallen, aber in meinen Erinnerungen sind wir immer noch das vierblättrige Kleeblatt.

    Kurt Wartwig

Nordlicht

    Heiligabend 1943 — fünf blutjunge Burschen waren als Soldaten an den nördlichsten Zipfel unseres Kontinents verschlagen. Sie hielten Wache am Nordkap. 19 Uhr war Ablösung, und sie kehrten in ihr Finnlandzelt zurück. Das war ein Gebilde aus Sperrholz, rund mit einigen Ecken, nicht viel höher als zwei Meter. Sah ähnlich aus wie Großmutters Käse- oder Butterglocke in vergrößerter Form. Die Behausungen waren völlig eingeschneit. Nur Eingeweihte fanden sie. In der Mitte befand sich ein Trichter, den das Ofenrohr in den Schnee schmolz.
    Sturm kam auf, der eisig von der Tundra herüberblies. Die fünf banden sich an ein gemeinsames Seil, damit keiner verlorenging. Mühselig glitten sie auf Skiern zu ihrem Quartier. Dort oben war es jetzt Tag und Nacht dunkel. In das Zelt rutschten sie auf dem Bauch durch einen Schneetunnel. Alle waren froh, das Ziel erreicht zu haben. Der Schneesturm nahm zu. Von Weihnacht sprach keiner. Die Stimmung war mürrisch. Kein Christbäumchen, keine Kerze, selbst die erhofften Festpakete aus der Heimat trafen nicht rechtzeitig ein. Das Leben war unvorstellbar karg in dieser Einöde. Kein elektrischer Strom, kein fließendes Wasser, keine Waschräume und Toiletten.
    Die Benzinlampen wurden in Gang gebracht und der in der Mitte stehende Kanonenofen auf Touren getrimmt. Jeder spürte, daß der andere an zu Hause dachte, aber keiner ließ seine Seele sprechen.
    Schnell einen heißen Tee mit Rum, in die Koje fallen und die fünf Decken über den Kopf ziehen. Jedoch, es konnte niemand einschlafen. Wir setzten uns zu einer Skatrunde zusammen. Der Tundrasturm sang in unserem Ofenrohr. Geredet wurde nach wie vor nicht.
    Mitternacht kam heran. Plötzlich sagte einer: «Horcht, der Sturm hat seine Puste verloren.» So schnell wie er kam, zog er vorbei.
    Dann wollten wir noch eine Prise frische Luft atmen. Im Zelt stand der Raucherqualm scheibendick. Mit einem Kameraden kroch ich nach oben. Als wir die Schneeverwehung endlich durchbrochen hatten, verschlug uns der Anblick, den die Natur uns schenkte, den Atem!
    Über uns ein gewaltiger Dom schönsten Nordlichts. In riesigen Kaskaden flimmerten gelbe und weiße Lichtstangen. Die Sicht war klar und alles wie im Traum erleuchtet. Das Eismeer wogte noch vom überstandenen Sturm. Die riesige, weite Schneelandschaft glitzerte wie Tausende von Diamanten. Wir riefen die anderen drei nach oben, damit sie dies Phänomen miterlebten.
    Unsere beiden Katholiken knieten nieder, und wir Protestanten folgten ihnen. Einer sagte: «So ähnlich muß es in Bethlehem gewesen sein, als der Erzengel erschien und die Frohe Botschaft verkündete.
    Über uns kam eine große Frömmigkeit, Glaube und Hoffnung sangen in uns. Ich murmelte ein Gebet, daß wir diesen grausamen Krieg überstehen und die ferne Heimat Wiedersehn mögen. Wir fanden wieder Kontakt zum christlichen Glauben, den die damaligen Machthaber uns über Jahre nahmen.
    Für uns fünf war auf einmal die Weihnacht erschienen.
    Wieder im Zelt, hockten wir im Kreis um den Kanonenofen. Einer von uns, der so gern Philosophie studieren wollte, machte den Vorschlag, daß jeder der Reihe nach von seiner schönsten Weihnicht daheim erzählen sollte. Diese Nacht hielt uns wach bis zum frühen Morgen, bis zur nächsten Wache.
    Der Morgen war zwar auch dunkel, aber unser Leben war erhellt.
    Wir kamen immer wieder auf das Wunder dieser Lichterscheinung zu sprechen. Ich sah nie wieder so ein phantastisches Nordlicht!
    Wie soll man es deuten? Wir fünf jungen Männer überstanden wohlbehalten den Zweiten Weltkrieg, und die Heimat nahm uns wieder auf.

    Elisabeth Wernecke

Zum erstenmal allein

    1956 hätten mein Mann und ich zum erstenmal das Weihnachtsfest für uns allein feiern können. Wir hatten im März 56 geheiratet und waren von unseren Familien im Harz in den norddeutschen Raum gezogen. Ich hatte bis dahin mit meiner Mutter und drei Schwestern zusammengelebt.
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