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Weihnachtsgeschichten am Kamin 02

Weihnachtsgeschichten am Kamin 02

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 02
Autoren: Ursula Richter , Stubel,Wolf-Dieter
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Applaus. Dann aber riefen sie mich und zerrten mich zur Krippe. Was gab es dort zu sehen? Muschi, unser aller Liebling, eine bildschöne, goldgelb getigerte Katze, hatte in der Krippe ihre Wochenstube aufgeschlagen! Neben ihr im Heu gebettet lagen vier süße kleine Kätzchen und drängten sich an die mütterliche Wärme. Uns war ein lebendiges Christgeschenk beschert!
    Das war vielleicht eine Überraschung! Als mein Mann die Bescherung sah, nickte er mir vielsagend zu. Wir kennen doch unsere Muschi! Sie ist eine emanzipierte Katzendame, die zu allen Zeiten im Jahr den Freuden der Liebe nicht abgeneigt ist. Manche Nacht verbringt sie im Garten — man hört es.
    Wir ließen Muschi bis Neujahr in ihrem selbstgewählten Lager. Dann kam die Krippe mit allen Requisiten in den Keller. Bei uns aber stand fest, auch im nächsten Jahr sollte es wieder ein Krippenspiel geben.
    Wer weiß, vielleicht sorgt Muschi wieder für eine lebendige Überraschung?

    Eleonore Leufgen

Auch ein Polizist kann irren

    Heiligabend vor ein paar Jahren. Wie üblich hatte ich den Tag damit verbracht, die letzten Geschenke zu besorgen, und war jetzt auf dem Weg nach Hause. Plötzlich, kurz vor der nächsten Autobahnabfahrt, leuchtete meine Benzinanzeige auf. Da die nächste Tankstelle noch ca. 50 km weit entfernt war, nahm ich die nächste Abfahrt in der Hoffnung, noch eine offene Tankstelle zu finden.
    Die nächste Ortschaft war nicht weit. Doch zu meinem Pech war die Tankstelle bereits zu. Was tun? Plötzlich fiel mein Blick auf eine Polizeidienststelle. Die beiden diensthabenden Polizisten waren sehr hilfsbereit, und der eine Beamte erklärte sich bereit, zu sich nach Hause zu fahren, um von dort einen gefüllten Reservekanister zu besorgen. Das gibt’s — die Polizei, dein Freund und Helfer.
    Während ich auf mein Benzin wartete, kam ich mit dem anderen Polizisten ins Gespräch. Ich erzählte ihm von unseren Hamburger Kamingeschichten und fragte ihn, ob er nicht während seiner langen Dienstzeit etwas erlebt hätte, was erzählenswert sei. Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife, sah mich gedankenverloren an und fing an zu erzählen:
    ...Es war vor einigen Jahren, so etwa die gleiche Uhrzeit wie jetzt, am Heiligabend. Da erhielten wir über Notruf den Anruf einer älteren Dame, die ganz aufgeregt unsere Hilfe erbat. Es ginge um ihre Nachbarin, eine junge Witwe mit 2 Kindern, um die sie sich große Sorgen mache. Sie wisse genau, die junge Frau sei zu Hause, aber das Telefon sei seit Stunden besetzt und die Klingel abgestellt. Sie habe große Angst, es sei etwas passiert, weil doch vor einem Jahr so etwas Fürchterliches passiert sei. Ich hatte Mühe, die alte Dame zu beruhigen, und versprach, sofort zu kommen. Während ich Namen und Adresse notierte, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Dieser Name und diese Anschrift — ich erinnerte mich, als ob es gestern gewesen sei.
    Es war Heiligabend genau vor einem Jahr — ich hatte wieder Dienst. Das Wetter war miserabel. Es hatte geregnet. Dann wurde es auf einmal kalt, und die Straßen überzogen sich mit extremem Glatteis. Die Katastrophenmeldungen überschlugen sich. Auf der nahe gelegenen Autobahn jagte ein Unfall den anderen. Wir hatten alle Hände voll zu tun. So vernahm ich nur am Rande die Meldung meiner Kollegen von der Autobahnpolizei, daß an der Autobahnausfahrt ein schwerer Unfall passiert sei. Ich wurde erst ca. eine halbe Stunde später daran erinnert, als meine Kollegen anriefen und uns die Personalien der bei dem Unfall beteiligten Personen durchgaben mit der Bitte, die Angehörigen zu benachrichtigen, die bei uns im Ort wohnten. Ganz zum Schluß der Meldung fügte der Kollege mit leiser Stimme hinzu: «...und wenn’s geht, Kollegen, nicht telefonisch, geht besser hin. Es hat keiner den Unfall überlebt.»
    Ein jüngerer Mann und ein älteres Ehepaar! Wem würde ich die Nachricht überbringen müssen — und das am Heiligabend. Ich machte mich auf den Weg. Ein schmuckes Reihenhaus in der neuen Siedlung am Rande unseres Ortes. Dann stand ich vor der Tür und holte tief Luft. Es war immer das gleiche — aber nie wurde es Routine für mich. Wieder einmal Überbringer einer bitteren Nachricht.
    Ich klingelte. Hinter der Tür wurde Kinderlachen laut. «Oma, Opa sind da und Papa! Hurra...» Die Tür flog auf, und zwei neugierige Augenpaare musterten mich überrascht. Hinter ihnen trat eine junge Frau aus der Küche. Sie trocknete sich gerade die Hände an ihrer
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