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Weihnachtsgeschichten am Kamin 02

Weihnachtsgeschichten am Kamin 02

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 02
Autoren: Ursula Richter , Stubel,Wolf-Dieter
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in Hamburg lebt, schickte mir an Weihnachten einen Brief, durch den ich zum erstenmal etwas vom deutschen Weihnachtsfest erfuhr. Ich habe ihn mit Hilfe einer deutschen Freundin übersetzt:

    Liebe Phi,
    heute ist schon der erste Weihnachtstag, und Du bist immer noch in diesem Lager in Thailand. Ich hatte so sehr gehofft, daß Du schon zu Weihnachten die Einreisegenehmigung bekommen würdest, denn jetzt ist die beste Zeit für einen Ausländer, nach Deutschland zu kommen.
    Jetzt in der Weihnachtszeit sammeln sie überall für die Menschen in der dritten Welt, damit sie sich an Weihnachten auch freuen können. Sie machen Feiern mit Kuchen und Keksen für die alten und einsamen Menschen. In der Schule haben wir Weihnachtslieder eingeübt, und dann sind wir in ein Krankenhaus gegangen, um für die kranken Menschen zu singen.
    Ich bin in den letzten Tagen oft durch die Straßen gegangen. Einfach nur so, ohne etwas zu kaufen. Überall geschmückte Tannenbäume und beleuchtete Sterne.
    Und die Menschen. Sie eilen vorbei, mit Paketen beladen. Und sie haben so ein Lächeln im Gesicht. Ein Weihnachtslächeln.
    Darum hatte ich gehofft, Du könntest schon jetzt kommen, denn ich weiß nicht, wie lange das Lächeln bleibt.
    Deine Lien

    J. Birka

Ein Weihnachtswunsch

    Drei Tage vor Weihnachten. In allen Ecken knisterte und raschelte es. Päckchen wurden liebevoll verpackt.
    Oma und Opa meinten, sie wollten sich von dieser Hektik nicht anstecken lassen, obwohl sie am selben Ort wohnen wie ihre Kinder und die vier Enkelkinder. Die Eltern wollten noch Einkäufe erledigen, wobei sie ihre Sprößlinge ganz und gar nicht gebrauchen konnten. Also wurden sie für einige Stunden in die Obhut der Großeltern gebracht. Oma wurde gefragt: «Mutti, brauchst du noch etwas aus der Stadt?», aber sie antwortete: «Laßt mal, ich gehe selbst morgen noch einmal einkaufen. Ich will mir aus der Stadt einen neuen Küchenfreund mitbringen. Der alte ist wirklich nichts mehr wert.»
    Schien es nur so, oder hatten die Enkel seitdem einen traurigen Blick für ihre Großmutter, wenn sie in ihre Nähe kam? Die drei Ältesten steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Na ja, auch Kinder haben ihre Geheimnisse vor Weihnachten.
    Einen Tag vor Heiligabend lag ein Brief mit noch etwas ungelenker Schrift im Briefkasten. Die neunjährige Enkelin schrieb: «Liebste Oma, wir sind alle vier traurig, daß Du Dir einen neuen Freund besorgen willst. Du hast gesagt, der alte ist nichts mehr wert. Aber das stimmt gar nicht. Opa hilft Dir doch immer soviel im Haushalt. Er geht auch oft einkaufen. Du sagst doch selbst immer, ja, die Jüngste bin ich auch nicht mehr. Mußt Du dann, wo Du doch schon alt bist, noch einen Freund haben?
    Überlege Dir das noch einmal! Wir wollen fast keine Geschenke haben. Nur einen großen Weihnachtswunsch haben
    Bleibe bei Opa!

    Am Heiligen Abend wurden die Geschenke kaum beachtet. Es lag Spannung über der kleinen Gesellschaft. Jeder wartete wohl heimlich, wann Oma nun ihren neuen Freund zeigen würde, da sagte sie: «Ich habe den Brief erhalten und mich so sehr darüber gefreut. Daraus habe ich gesehen, wie lieb ihr uns habt. Aber trotzdem muß ich euch sagen, daß ich doch einen neuen Küchenfreund mitgebracht habe. Wollt ihr ihn sehen?»
    Alle drei sagten: «Nein, niemals!»
    Die Kleinste konnte noch nichts sagen (sie war fünf Monate alt), aber wie zur Bestätigung brüllte sie los — allerdings wohl mehr vor Hunger. «Seht ihn euch doch erst mal an, dann könnt ihr immer noch sagen, was ich mit ihm machen soll», antwortete Oma, und alle waren gespannt, was sie aus der kleinen Plastiktüte herausholen würde. Die Große platzte heraus: «Aber Oma, das soll ein Küchenfreund sein? Mama hat auch so etwas. Damit dreht sie immer die Bratkartoffeln um.» Der zweite sagte mit seiner etwas tiefen Stimme: «...und Fisch auch.» Und der dritte ergänzte: «Meine Mama dreht damit immer den Eierkuchen um.» Welchen Spaß hatten alle an diesem Abend.
    Opa meinte, es wäre das schönste Weihnachtsfest in seinem Leben gewesen. Und Oma sagte dazu: «Ja, was haben wir für ein Glück, solche Enkelkinder zu haben.»
    Aber es ist schon so, Glück läßt sich nicht beschreiben — man muß es erleben.

    Käte Branche

«...wohl zu der halben Nacht»

    Wir hatten gerade ein wenig Tritt gefaßt in unserer durch die Deportation in die UdSSR so plötzlich veränderten Situation, da kam Weihnachten auf uns zu. Nicht, daß wir Zeit gehabt
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