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Weihnachtsgeschichten am Kamin 02

Weihnachtsgeschichten am Kamin 02

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 02
Autoren: Ursula Richter , Stubel,Wolf-Dieter
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Glatteis zur Küste gefahren war, das Fährschiff war zwar schon abgefahren, aber ein kleiner Frachter nahm mich mit. Beim Teetrinken bedankte sich mein Vater sehr, daß ich trotz aller Hindernisse gekommen war.
    Ich konnte ihn nur fragen: «Weißt du noch, Vater Steffen, Weihnachten 1940? Das war doch viel schlimmer.»
    Und nun die eigentliche Geschichte:
    Beim Spielen auf dem Fußballplatz war mein Schienbein verletzt worden. Nach einigen Tagen ärztlicher Behandlung auf der Insel schwoll mein Bein immer mehr, ich mußte ins Krankenhaus nach Esens. Dort wurde ich operiert und wartete auf meine Genesung. Inzwischen wurde es jedoch tiefer Winter, schon Anfang Dezember, und das Land versank in Eis und Schnee. Auch die Küste vereiste, so war die Insel vom Festland abgeschnitten, da kein Schiff mehr durch die Eiswüste kam. Auch Hubschrauber gab es damals nicht, so waren die Insulaner auf sich selbst angewiesen.
    Ich lag im Krankenhaus im sogenannten Männersaal, mit sechs bis acht Jungen und Männern. Es war eine bunte, lustige Gesellschaft, doch vor Weihnachten wurde es immer ruhiger und leerer, bis ich Heiligabend allein in dem großen Saal lag, mit einigen Briefen und Päckchen, gut betreut und verwöhnt von der Schwester.
    Doch Weihnachten allein, als zehnjähriger Junge im Krankenhaus?
    Trotz eines guten Buches war ich traurig und dachte an zu Hause. Am ersten Weihnachtstag war Chorsingen im Flur, doch dann wurde es richtig Weihnachten für mich: in der Tür stand plötzlich mein Vater, als richtiger Weihnachtsmann, voll Eis und Schnee, mit langen Stiefeln. Ich konnte nur noch fragen: «Wo kommst du denn her, und wie vor allem?» Da packte mein Vater seine Gaben aus und wir feierten kleine Weihnacht, und er erzählte:
    «Ja, ich habe heute nacht überlegt, daß du hier so alleine liegst, da bin ich früh aufgestanden. Es war kalt, aber ein heller Mond schien. Da habe ich mich warm angezogen, Mutter hat mich mit Butterbroten versehen, und ich bin übers Watt gelaufen, nach Carolinensiel. Dort lieh ich mir ein Rad, fuhr hierher — ja, und nachher geht es genau denselben Weg zurück.»
    Für mich bleibt dies das schönste Weihnachtsgeschenk, wenn ich heute noch an den Besuch meines Vaters denke, der ja dann wieder fast 20 km mit dem Rad durch den Schnee von Esens nach Carolinensiel fuhr, dann dort nach einem Tee wieder über den Deich ca. 12 km durchs vereiste Watt zurück zur Insel, wo er spätabends müde und doch sehr froh wieder eintraf.
    Heute machen Badegäste öfter einen Weg übers Watt, mit einem Führer, im Hochsommer, doch stelle man sich einen Mann alleine im Eis und Schnee dort vor.

    Christa Wilken

Sünnerbore Wiehnachten

    Wiehnachten steiht vor de Döör. Wo mag dat dit Johr wäsen? Natt — van Regen un van Sweet, so vääl is säker. Wieso Sweet? Ja, wi levt siet knapp een Johr in Papua Neuguinea. Dat is up de anner Siet van unsen Erdball. Up een schööne Insel inne Südsee. Kiek, un dat bedüt, dat wie dat lecker warm hebt. Meesttieds üm 36 Grad. Subtropisches Klima is dat: heet un fuchtig. Un to Wiehnachten hebt wi kien Winterdag as wi dat weent sünd, sünnern Regentied.
    In Varel, wor wi vorher wohnt hebt, harr ick dat üm disse Tied ümmer bannig drock mit Theaterspäälen. Bi de Nedderdüütsche Bühn’ nämlich. Och — dat is ja man allns so wiet weg. To’n Glück is aber ok de Rummel wiet weg, de üm disse Tied in alle Straaten un Geschäften vor sick geiht.
    Mien Keerl hett ‘n Verdrag as Entwicklungshelfer. Un so sünd wi mit Sack un Pack, mit Kind un Kegel hierhertrucken, erstmol för twee Johr. As wi ankeemen, frogde unse Jüngste, off wi ok wedder «orange» werd, wenn wi torügg goht. Se meen, wenn wi in een Land treckt, wo de Lü swart sünd, denn werd wi dat ok. Vandog seht wi dat all gor nich mehr, dat de Lü üm uns to ‘n anner Klöör hebt.
    De halve Tied is nu allmeest üm. Kinnersnee, wat is dat Johr gau hengohn. Dat gev ja so väll to beleven un to bekieken, so vääl to leern un to begriepen. An Heimweh hebt wi kuum mol dacht. — Aber wo mag dat to Wiehnachten wäsen? De Kinner willt säker den gemütlichen ersten Wiehnachtsdag bie Oma un Opa in Hooksiel vermissen. Wi ok. Oma kookt ümmer so ‘n leckern Kanintjenbra. Een weet ok rein gor nich so recht, wat’n dorgegen setten schall. Nich mol ‘n Dannenboom köönt wi ehr beeden. Un Geschenke ok nich. Wiel’t de hier nich to kööpen gifft. Naja, dorvör werd de Kinner ok nich wäkenlang vör’t Fest mit
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