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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
Autoren: Heinrich Heine
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ohne Schaden bis zum Hahnenschrei vor den Palast der Mutter brächte. Der Teufel mußte es tun. Am Morgen wurde er vor seine Mutter vorgelassen und fand nach langer Trennung als einziger Sohn eine herzliche Aufnahme. Jenen Tag verlebten sie voll Freude, und der Sohn sprach noch nicht von dem, was ihm am Herzen lag. Am folgenden Tage aber richtete er sich an seine Mutter und fragte: »Wie ist das alles zugegangen? Wo sind deine Geistlichen, wo die Kirchen?« Und die Mutter erwiderte ausweichend: »Ich habe Schätze gefunden, die dein Vater verborgen hatte, und damit alle meinem Dienste unterworfen.«
    »O Mutter, welch Unglück es ist, daß du um solchen irdischen Prunk dich zur ewigen Qual verkauft und dem Teufel mit Leib und Seele überliefert hast! Laß ab von deinem Verbrechen, teuerste Mutter, und tue Buße.«
    Doch seine Mutter antwortete: »Wie könnte ich für so viele Verbrechen Buße tun, lieber Sohn, nachdem ich Millionen Seelen in die Hölle gestürzt habe?«
    Der Sohn aber entgegnete: »Die Barmherzigkeit Gottes ist groß, er verwirft keinen reuigen Sünder.«
    »Gott und seiner Mutter habe ich abgeschworen«, entgegnete die Königin, »wie kann ich von ihnen Barmherzigkeit erlangen?«
    »Folge meinem Rate. Auch ich will in tiefem Schmerz bis zum Ende meines Lebens für dich büßen.« Mit diesen und ähnlichen Worten rief der Sohn im Herzen seiner Mutter innige Reue wach.
    Sobald aber die Teufel merkten, daß sie von Reue ergriffen wurde, kamen sie herbei und trugen sie lebendig mit Leib und Seele von dannen, aber nicht in die Hölle, weil sie sich nach dem Rate ihres Sohnes in herzlicher Reue bekehrt hatte.
    Von da an führte der Sohn in seinem Schmerz ein äußerst strenges Leben in der Einöde und tat so in Gebeten, Fasten und Tränen zehn Jahre lang Buße für seine Mutter. Nach zehn Jahren aber kam er nach Rom und trat vor den heiligen Papst Silvester und offenbarte ihm das Leben seiner Mutter von Anfang bis zum Ende. Dann bat er ihn, er möchte ihm mit seiner heiligen Gewalt helfen. Da nahm der heilige Silvester einen dürren Zweig und gab ihn dem Büßer mit den Worten: »Gehe mit diesem Zweige auf den Berg Caelion, und wenn er Äpfel als Früchte trägt, so ist dies ein Zeichen, daß du deiner Mutter Hilfe bringen kannst.«
    Das tat der Büßer auch. Dann ging er wieder für drei Jahre in die Einöde und übte strenge Buße. Darauf kehrte er zurück, um nach dem Zweig zu sehen, und er fand, daß es ein stattlich hoher Baum geworden war, der acht Äpfel trug. Doch wegen seiner Höhe konnte er die Äpfel nicht pflücken. Da betete er: »O lieber, barmherziger Gott und du gütige Mutter der Barmherzigkeit, wenn das ein Zeichen eurer Erbarmung ist, dann gebt, daß ich auch von dem Baume eine Frucht pflücken kann, um sie zum heiligen Silvester zu tragen, der mir den dürren Zweig gereicht hat.« Und alsbald neigte sich der Baum, bis er drei Äpfel gepflückt hatte. Diese trug er zum heiligen Silvester nach Rom. Da sprach der Papst zu ihm: »Sieh, dies sind Worte des heiligen Geistes und Zeichen der Erbarmung Gottes. Bleibe bei mir, und du sollst die heiligen Weihen empfangen. Dann wirst du als Priester durch die Hilfe der heiligen Meßopfer die Seele deiner Mutter aus ihren Qualen befreien können.«
    Als er zum Priester geweiht worden war und seine erste Messe feierte, wurde er während der heiligen Handlung entrückt und sah, von einem Engel geleitet, seine Mutter an einer besonderen Stätte nahe der Hölle in unaussprechlichen Qualen, und hundert Fuß hohe Flammen schlugen über ihr empor. Der Anblick erfüllte den Sohn mit Schmerz und Schrecken. Die Mutter aber lachte in ihren Qualen. Da sprach der Sohn: »Mutter, wie kannst du in solcher Pein noch lachen?« Und sie erwiderte: »Ich kann froh sein und lachen, weil ich würdig gewesen bin, einem solchen Sohne das Leben zu schenken, der mich durch seinen Zuspruch zur Reue bestimmte, der mich durch seine Buße und Gebete vor der Höllenpein errettet hat und durch dreißig Messen aus meiner Qual erlösen wird. O du mein lieber Sohn, wenn du dreißig Messen für die Verstorbenen und die letzte zu Ehren der seligen Jungfrau gelesen haben wirst, die allein den mit meinem Blute geschriebenen Vertrag von Luzifer zurückerhalten kann, dann wird dieser Vertrag auf den Altar herniederfallen. Daran sollst du erkennen, daß ich ganz von meinen Qualen erlöst bin.« Darauf kam der Sohn wieder zu sich und tat, wie ihm die Mutter gesagt hatte. Und Luzifer brachte
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