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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment
Autoren: Terry Pratchett
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schlimmer als mit Zwergen und Trollen! Alles nur, weil irgendeine Ursoundsovieltegroßmutter dem Urwasweißichwieoftgroßonkel eines anderen eine Ohrfeige gab! Borograwien und Zlobenien können sich nicht einmal auf eine Grenze einigen. Sie haben den Fluss gewählt, und der wechselt jedes Jahr im Frühling den Lauf. Plötzlich stehen die Nachrichtentürme auf borograwischem Boden – beziehungsweise im borograwischen Schlamm –, und deshalb brennen die Idioten sie aus religiösen Gründen nieder.«
    »Äh, es steckt noch mehr dahinter, Herr«, sagte Kinn.
    »Ja, ich weiß. Ich habe mich informiert. Der jährliche Zank mit Zlobenien ist nur ein Lokalderby. Borograwien kämpft gegen alle. Warum?«
    »Nationalstolz, Herr.«
    »Stolz worauf? Dort gibt es doch gar nichts! Okay, es gibt einige Talgminen, und die Borograwier sind keine schlechten Bauern, aber sie haben keine großartige Architektur, keine großen Bibliotheken, keine berühmten Komponisten, keine sehr hohen Berge und keine wundervollen Aussichten. Eigentlich kann man von dem Ort nur sagen, dass er sich nicht irgendwo anders befindet. Was ist so Besonderes an Borograwien?«
    »Vielleicht ist Borograwien deshalb etwas Besonderes, weil es ihr Land ist. Und dann gibt es da natürlich noch Nuggan, Herr. Ihren Gott. Ich habe dir das
Buch Nuggan
mitgebracht.«
    »Ich habe mir in der Stadt eins besorgt, Kinn«, sagte Mumm. »Erschien mir ziemlich du…«
    »Es kann keine aktuelle Ausgabe gewesen sein, Herr. Ich nehme an, so weit von hier entfernt war es nicht auf dem neuesten Stand. Dies hier enthält die neuesten Zusätze.« Kinn legte ein kleines, aber dickes Buch auf den Schreibtisch.
    »Aktuell? Neueste Zusätze? Was soll das heißen?«, fragte Mumm. »Heilige Schriften werden… geschrieben. Mach dies, lass das sein, begehre nicht den Ochsen deines Nachbarn…«
    »Äh… dabei belässt es Nuggan nicht, Herr. Er… äh… bringt die Dinge auf den neuesten Stand. Meistens die Abscheulichkeiten, offen gestanden.«
    Mumm nahm die neue Ausgabe des Buches. Es war ein ganzes Stück dicker als das Exemplar, das er in Ankh-Morpork gelesen hatte.
    »Man spricht in diesem Zusammenhang von einem lebenden Testament«, erklärte Kinn. »Die Schriften… nun, man könnte sagen, sie ›sterben‹, wenn sie aus Borograwien weggebracht werden. Dann… wird ihnen nichts mehr hinzugefügt. Die jüngsten Abscheulichkeiten sind am Schluss vermerkt, Herr«, fügte Kinn hinzu.
    »Dies ist eine Heilige Schrift mit einem Anhang?«
    »Genau, Herr.«
    »In einem
Ringbuch

    »Ja, Herr. Die Leute fügen leere Seiten hinzu, und darauf… erscheinen die neuesten Abscheulichkeiten.«
    »Auf magische Weise, meinst du?«
    »Ich glaube, ich meine, auf religiöse Weise, Herr.«
    Mumm öffnete das Buch an einer vom Zufall bestimmten Stelle. »Schokolade?«, fragte er. »Nuggan mag keine Schokolade?«
    »In der Tat, Herr. Es ist eine Abscheulichkeit.«
    »Knoblauch? Nun, von Knoblauch halte ich selbst nicht viel, meinetwegen… Katzen?«
    »O ja. Nuggan kann Katzen nicht ausstehen, Herr.«
    »
Zwerge
? Hier steht: ›Das Gold verehrende Zwergenvolk ist eine Abscheulichkeit für Nuggan‹! Er muss den Verstand verloren haben. Was ist dort passiert?«
    »Oh, die hiesigen Zwerge haben ihre Minen verschlossen und sind verschwunden, Euer Gnaden.«
    »Kann ich mir denken«, sagte Mumm. »Sie erkennen Probleme, wenn sie welche sehen.« Er nahm das »Euer Gnaden« diesmal hin, denn es schien Kinn eine gewisse Genugtuung zu verschaffen, mit einem Herzog zu sprechen.
    Er blätterte im Buch und verharrte an einer anderen Stelle. »
Die Farbe Blau

    »Ja, Herr.«
    »Was ist an der Farbe Blau abscheulich? Es ist doch nur eine Farbe. Der
Himmel
ist blau!«
    »Ja, Herr. Fromme Nugganiten versuchen heutzutage, nicht zu ihm aufzusehen. Ah…« Kinn hatte eine diplomatische Ausbildung hinter sich. Es widerstrebte ihm, gewisse Dinge direkt auszusprechen. »Nuggan ist… äh… ein wenig gereizt«, brachte er hervor.
    »Gereizt?«, wiederholte Mumm. »Ein
gereizter
Gott? Ärgert er sich vielleicht über das Geschrei der Kinder seiner Gläubigen? Hat er was gegen Musik nach neun Uhr abends?«
    »Äh… wir bekommen hier die
Ankh-Morpork Times
etwas verspätet, und ich würde sagen, Nuggan hat große Ähnlichkeit mit den Leuten, die Leserbriefe schreiben. Du weißt schon, Herr. Ich meine die Leute, die ihre Leserbriefe mit ›Von Ankh-Morpork angeekelt‹ unterzeichnen.«
    »Oh, du meinst, er hat
tatsächlich
den
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