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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment
Autoren: Terry Pratchett
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einfach so weiter, als wäre die Herzogin noch am Leben. Die einzige Sache, die richtig funktioniert, ist das Militär.«
    »Was ist mit der Polizei? Überall werden Polizisten oder Wächter gebraucht. Solche Leute stehen mit beiden Beinen fest auf dem Boden.«
    »Ich glaube, inoffizielle Bürgerkomitees verschaffen dem nugganatischen Gesetz Geltung«, sagte Kinn.
    »Bei den Göttern. Denunzianten, Verleumder und Vigilanten«, kommentierte Mumm. Er stand auf und blickte durchs schmale Fenster auf die Ebene. Es war Nacht. Die Kochfeuer im feindlichen Lager bildeten dämonische Konstellationen in der Dunkelheit.
    »Hat man dir gesagt, warum ich hierher geschickt worden bin, Clarence?«, fragte er.
    »Nein, Herr. Man wies mich nur darauf hin, dass Sie, äh, die Dinge beaufsichtigen würden. Prinz Heinrich ist darüber nicht sehr glücklich.«
    »Nun, die Interessen von Ankh-Morpork sind die Interessen aller geldlie… Entschuldigung, aller
fried
liebenden Leute, wo auch immer«, sagte Mumm. »Wir können kein Land gewähren lassen, das unsere Postkutschen zurückschickt und immer wieder Nachrichtentürme verbrennt. So was ist
teuer.
Solch ein Land schneidet den Kontinent entzwei und ist wie die enge Stelle in einer Sanduhr. Ich soll die Dinge zu einem ›zufrieden stellenden‹ Abschluss bringen. Und um ganz ehrlich zu sein, Clarence: Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ein Angriff auf Borograwien die Mühe wert ist. Es wäre billiger, hier sitzen zu bleiben und darauf zu warten, dass dort drüben alles explodiert. Obgleich ich gelesen habe… wo habe ich den Bericht hingelegt… ah ja, dass die Borograwier zuerst verhungern werden.«
    »Bedauerlicherweise ja, Herr.«
     
    Igor stand stumm vor dem Rekrutierungstisch.
    »In letzter Zeit sieht man Leute wie dich nicht sehr oft«, sagte Jackrum.
    »Ja, euch sind wohl die frischen Gehirne ausgegangen, wie?«, fügte der Korporal gehässig hinzu.
    »Ich bitte dich, Korporal, das ist nicht nötig.« Der Feldwebel lehnte sich auf seinem knarrenden Stuhl zurück. »Dort draußen sind viele Burschen auf Beinen unterwegs, die sie gar nicht mehr hätten, wenn kein hilfsbereiter Igor in der Nähe gewesen wäre, nicht wahr, Igor?«
    »Ach?«, erwiderte der Korporal und richtete einen finsteren Blick auf Igor. »
Ich
habe von Leuten gehört, die aufgewacht sind und feststellen mussten, dass ein freundlicher Igor ihnen des Nachts das Gehirn geklaut und sich aufgemacht hat, es irgendwo zu verkloppen.«
    »Ich verfichere dir, daff deinem Gehirn nicht die geringfte Gefahr droht«, sagte Igor. Polly begann zu lachen und hörte damit auf, als sie merkte, dass niemand sonst lachte.
    »Ich bin mal einem Feldwebel begegnet, der erzählte, ein Igor hätte die Beine eines Mannes falsch herum angenäht«, sagte Korporal Strappi. »Was soll ein Soldat mit solchen Beinen anfangen?«
    »Er könnte gleichfeitig vorrücken und fich furückfiehen«, entgegnete Igor ruhig. »Ich kenne all die Geschichten, Feldwebel, und fie find nichtf weiter alf gemeine Verleumdung. Mir geht ef nur darum, meinem Land fu dienen. Ich will keinen Ärger.«
    »Wir auch nicht«, sagte Jackrum. »Setz dein Kreuz an diese Stelle und versprich mir, dass du Korporal Strappis Gehirn in Ruhe lässt, in Ordnung?
Noch eine
Unterschrift? Meine Güte, heute haben wir einen ganzen Haufen
gebildeter
Rekruten. Gib ihm seinen Pappschilling, Korporal.«
    »Danke«, sagte Igor. »Und ich würde daf Bild gern abwischen, wenn ihr nichtf dagegen habt.« Er holte ein kleines Tuch hervor.
    »Abwischen?«, fragte Strappi. »Ist das erlaubt, Feldwebel?«
    »Warum willst du das Bild abwischen?«, erkundigte sich Jackrum.
    »Um die unfichtbaren Dämonen fu entfernen«, erklärte Igor.
    »Ich sehe gar keine unsichtbaren…«, begann Strappi und unterbrach sich.
    »Lass ihn einfach«, sagte Jackrum. »Es ist nur eine kleine komische Igor-Angewohnheit.«
    »Scheint mir nicht richtig zu sein«, brummte Strappi. »Läuft praktisch auf Verrat hinaus…«
    »Warum sollte es falsch sein, das alte Mädchen ein wenig zu putzen?«, erwiderte der Feldwebel. »Der Nächste. Oh…«
    Igor wischte das Bild sorgfältig ab, hauchte einen kurzen Kuss darauf, trat dann neben Polly, sah sie an und lächelte verlegen. Aber ihre Aufmerksamkeit galt dem nächsten Rekruten.
    Er war klein und recht dünn, kein Wunder in einem Land, in dem man kaum genug zu essen bekam, um dick zu werden. Er trug ebenfalls schwarze Kleidung, aber teure, wie ein Aristokrat, und er hatte
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