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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment
Autoren: Terry Pratchett
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scheinen, doch wenn du sie alle zusammenbringst, bekommst du plötzlich einen delirierenden Irren mit Staatsgrenzen und einer Nationalhymne.«
    »Das ist eine faszinierende Idee, Herr«, sagte Clarence diplomatisch.
    Mumm sah sich im Zimmer um. Die Wände bestanden aus nacktem Stein, und die Fenster waren schmal. Es blieb kühl, selbst an einem sonnigen Tag. All das schlechte Essen, das Rütteln und Schütteln, das Schlafen in unbequemen Betten… und die Reise im Dunkeln, an Bord von Zwergenbooten, in geheimen Kanälen unter den Bergen… Allein die Götter wussten, mit welch kniffliger Diplomatie Lord Vetinari
das
fertig gebracht hatte, obwohl der Niedere König Mumm den einen oder anderen Gefallen schuldete…
    …und das alles für dieses kalte Schloss an diesem kalten Fluss zwischen diesen blöden Ländern mit ihrem blöden Krieg. Er wusste, was er unter anderen Umständen getan hätte. Wären es Leute gewesen, die auf der Straße balgten, hätte er nicht gezögert und gehandelt. Er hätte ihre Köpfe gegeneinander gestoßen und sie vielleicht eine Nacht in den Zellen verbringen lassen. Länder konnte man nicht gegeneinander stoßen.
    Mumm griff nach einigen Unterlagen, blätterte darin und ließ sie wieder sinken. »Ach, lassen wir diesen Kram«, sagte er. »Was passiert dort draußen?«
    »Soweit ich weiß, gibt es noch einige Widerstandsnester in den weniger zugänglichen Bereichen der Festung, aber man kümmert sich darum. Im Großen und Ganzen haben wir die Burg unter Kontrolle. Das war ein schlauer Trick von dir, Euer Gna… Herr.«
    Mumm seufzte. »Nein, Clarence, es war ein sehr dummer und alter Trick. Eigentlich sollte es nicht möglich sein, als Waschfrauen verkleidete Männer in eine Festung zu bringen. Drei von ihnen hatten Schnurrbärte, um Himmels willen!«
    »Die Borograwier sind recht… altmodisch, wenn es um solche Dinge geht, Herr. Da wir gerade dabei sind, Herr: Offenbar halten sich Zombies in den tieferen Grüften auf. Schreckliche Geschöpfe. Anscheinend sind im Lauf der Jahrhunderte viele hochrangige Angehörige des borograwischen Militärs dort unten eingesperrt worden.«
    »Ach? Und was machen sie jetzt?«
    Clarence hob die Brauen. »Ich glaube, sie torkeln, Herr. Und stöhnen. Wie Zombies. Etwas scheint sie aufgescheucht zu haben.«
    »Wahrscheinlich wir«, sagte Mumm. Er stand auf, schritt durchs Zimmer und öffnete die große, schwere Tür. »Reg!«, rief er.
    Nach einem Moment kam ein anderer Wächter herein und salutierte. Sein Gesicht war grau, und Clarence bemerkte, dass Nähte Hand und Finger zusammenhielten.
    »Das ist Obergefreiter Schuh, Clarence«, sagte Mumm fröhlich. »Einer von meinen Leuten. Er ist seit dreißig Jahren tot, und er genießt jede einzelne Sekunde an, nicht wahr, Reg?«
    »Ja, Herr Mumm«, erwiderte Reg, lächelte und zeigte dabei viele braune Zähne.
    »Im Keller sind einige Kollegen von dir, Reg.«
    »Meine Güte. Torkeln sie etwa?«
    »Ich fürchte ja, Reg.«
    »Ich gehe hinunter und rede mit ihnen«, sagte Reg. Er salutierte und verließ das Zimmer, torkelte dabei ein wenig.
    »Ist er, äh, von hier?«, fragte Kinn, der ziemlich blass geworden war.
    »O nein«, antwortete Mumm. »Das
unentdeckte
Land. Er ist tot. Doch davon hat er sich nicht aufhalten lassen, das muss man ihm zugestehen. Hast du nicht gewusst, dass wir einen Zombie in der Wache haben, Clarence?«
    »Äh… nein, Herr. Ich bin seit fünf Jahren nicht mehr in der Stadt gewesen.« Er schluckte. »Ich schätze, es hat sich viel verändert.«
    Und es waren grässliche Veränderungen, fand Clarence Kinn. Die Arbeit als Konsul in Zlobenien war leicht gewesen und hatte ihm viel Zeit für seine Geschäfte gelassen. Und dann waren die großen Nachrichtentürme gekommen, waren durchs ganze Tal marschiert, und plötzlich war Ankh-Morpork nur noch eine Stunde entfernt. Vor den Türmen hatte ein Brief aus Ankh-Morpork zwei Wochen gebraucht, um ihn zu erreichen, und es störte niemanden, wenn er sich ein oder zwei Tage Zeit nahm, bevor er antwortete. Jetzt erwartete man praktisch über Nacht eine Reaktion von ihm. Er war froh gewesen, als Borograwien mehrere der verdammten Türme zerstört hatte. Und dann war plötzlich alles drunter und drüber gegangen.
    »Wir haben alle möglichen Leute in der Wache, Clarence«, sagte Mumm. »Und wir brauchen sie auch, jetzt, da Zlobenen und Borograwier in unseren Straßen übereinander herfallen, wegen irgendeines Streits, der vor tausend Jahren begann. Es ist
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