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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens
Autoren: Maeve Binchy
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im Laden vorbeizukommen, um eine Farbmusterkarte abzuholen; außerdem eine Anfrage von ihrer Cousine aus Nordirland, die mit ihrem Damenclub nach Dublin kommen wollte. Clara sollte ihr bitte ein lohnendes Ausflugsziel vorschlagen, wo der Bus parken und sie zu einem annehmbaren Preis zu Mittag essen, Souvenirs kaufen und ein wenig frische Landluft schnuppern könnten. Schließlich kam noch eine Nachbarin vorbei, mit der Bitte um Claras Unterstützung beim Protest gegen ein Rockkonzert, das ihnen in drei Monaten mit ohrenbetäubendem Lärm drohte. Und dann war es schon acht Uhr, und Alan stand vor der Tür.
    Er sah gut aus. Unerträglich gut. Viel jünger als seine achtundvierzig Jahre. Unter einem dunklen Jackett trug er ein zitronengelbes Hemd mit offenem Kragen. Pflegeleicht, wie Clara bemerkte. Kein mühseliges Bügeln von Hemdkrägen und Manschetten für die Tussi. Alan hatte eine Flasche Wein in der Hand.
    »Das ist etwas zivilisierter, dachte ich mir«, sagte er.
    »Zivilisierter als was genau?«, fragte Clara.
    »Als sich gegenüberzusitzen und sich böse anzustarren. Gott, du siehst gut aus, das ist eine wirklich schöne Farbe. Ist das erikafarben oder mauve?«
    »Ich weiß nicht genau.«
    »O doch, das weißt du, du kennst dich gut aus mit Farben. Vielleicht ist es eher violett oder lila oder …?«
    »Vielleicht, Alan. Komm doch rein.«
    »Sind die Mädchen nicht da?«
    »Nein, du hast ihnen doch Geld gegeben, damit sie zu Quentins gehen können, schon vergessen?«
    »Ich habe gesagt, ich würde ihnen ein Abendessen spendieren. Ich habe aber nicht gewusst, dass sie gleich so zuschlagen würden. Na ja, so ist die Jugend heutzutage.«
    »Tja, nun, darüber weißt du ja bestens Bescheid, Alan. Komm rein und setz dich, wenn du schon mal da bist.«
    »Danke. Soll ich den Korkenzieher holen?«
    »Das ist
mein
Haus. Ich werde
meinen
Korkenzieher und
meine
Gläser holen, wenn ich es für richtig halte.«
    »Hey, hey, Clara, ich habe dir eine Friedenspfeife mitgebracht, sozusagen einen Friedenswein. Wieso bist du so giftig?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Kann es vielleicht etwas damit zu tun haben, dass du mich jahrelang betrogen und belogen und mir versprochen hast, dass alles vorbei ist, obwohl nichts vorbei war, dass du mich verlassen und mir alle Anwälte im Land auf den Hals gehetzt hast?«
    »Du hast das Haus bekommen.« Für Alan war die Sache einfach.
    »Ja, ich habe das Haus bekommen, das ich bezahlt habe. Sonst habe ich nichts bekommen.«
    »Das haben wir doch längst alles hinter uns, Clara. Menschen verändern sich.«
    »Ich nicht.«
    »Doch, auch du, Clara. Wir alle haben uns verändert. Du willst das nur nicht sehen.«
    Plötzlich fühlte sie sich sehr müde. »Was willst du, Alan? Was willst du von mir?«
    »Die Scheidung.«
    »Die was?«
    »Die Scheidung.«
    »Aber wir
sind
geschiedene Leute, wir leben seit vier Jahren getrennt, in Gottes Namen.«
    »Aber nicht legal.«
    »Aber du hast gesagt, du willst nicht wieder heiraten. Du und Cinta, ihr bräuchtet keinen schriftlichen Vertrag.«
    »Brauchen wir auch nicht. Aber weißt du, jetzt ist sie schwanger, und du verstehst schon, was ich meine, oder?«
    »Ich verstehe es nicht.«
    »Doch, du verstehst es, Clara, du willst es nur nicht zugeben. Es ist vorbei. Es ist schon lange vorbei. Wieso ziehen wir nicht endlich einen Schlussstrich?«
    »Geh, Alan.«
    »Was?«
    »Geh, Alan, und nimm deinen Friedenswein mit. Mach ihn zu Hause auf. Du hast dir heute den falschen Abend ausgesucht.«
    »Aber es wird so oder so zur Scheidung kommen. Warum kannst du dich nicht anständig und freundlich verhalten?«
    »Ja, Alan, das frage ich mich auch«, sagte Clara, stand auf und schob ihm die ungeöffnete Flasche Wein über den Tisch hinweg zu.
    Wie gern hätte sie das Gefühl gehabt, die Sache sei vorbei. Es war so unbefriedigend, alles in der Schwebe zu lassen, aber Clara würde nicht einfach gute Miene zum bösen Spiel machen und sich nach
seinem
Zeitplan richten. War es möglich, dass sie insgeheim doch noch Hoffnungen für ihre Beziehung hegte?
    Auch wenn die Sache noch nicht endgültig ausgestanden war – genau so wollte sie es im Moment haben. Clara blieb so lange stehen, bis Alan begriff, dass er tatsächlich gehen sollte, und irgendwann ging er dann.
     
    »Cinta? Schatz?«
    »Bist du’s, Alan?«
    »Wie viele andere Männer nennen dich Cinta und Schatz?« Sein Lachen war dünn.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Nichts.«
    »Sie muss doch etwas gesagt
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