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Weg mit den Pillen

Weg mit den Pillen

Titel: Weg mit den Pillen
Autoren: Harald Walach
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Krankheiten einsammeln, das – so habe ich gezeigt – liegt im Wesentlichen an unserem Lebensstil und daran, dass wir viel zu wenig Verantwortung für uns übernehmen. Nehmen wir einmal an, das ließe sich ändern. Dann würde sich auch das Budget der Solidargemeinschaft für die Gesundherhaltung erhöhen.
    Unsere Gesundheitserhaltungszentren würden mit Pauschalbudgets operieren, die je neu zu verhandeln wären. Davon würden die Beteiligten in solchen Zentren faire Gehälter beziehen und allenfalls
nötige medizinische Maßnahmen bezahlt werden. Welche, das stünde völlig in der Entscheidung des jeweiligen Zentrums. Das Ziel und die Aufgabe solcher Zentren wäre es, eine definierte Anzahl von Bürgern durchs Leben zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, gesund zu bleiben. Wie, das sollte auch diesen Zentren überlassen bleiben. Möglicherweise erhalten sie Unterstützung in der Form von Systemberatung durch die Gesundheitskassen, aber keine regulierende und entmündigende Aufsicht.
    Bürger würden in der Regel räumlich nahe gelegene Zentren aufsuchen, hätten aber auch die Wahl, Zentren mit einer bestimmten Primärausrichtung zu wählen. Die würde sich vermutlich von den Vorlieben der in ihnen tätigen Therapeuten herleiten. Da mag es vielleicht Zentren geben, die mit speziell naturheilkundlich-komplementärmedizinischen Kompetenzen auf sich aufmerksam machen ; andere, die mehr Wert auf psychotherapeutische Begleitung legen, und wieder andere, die möglicherweise noch stärker andere Gruppierungen mit einbeziehen. Bürger könnten solche Zentren ausprobieren und würden sich dann bei einem einschreiben – zunächst für eine begrenzte Zeit, später dann für länger.
    Das Hauptaugenmerk der Gesundheitszentren würde also darauf gerichtet sein, die Bürger durchs Leben zu begleiten und gesund zu erhalten. Wie sie das tun, ist ihre Sache. Die einen könnten eine Mischung aus Besuchsdienst und Bestelldienst einrichten. Andere werden eine Fülle von Kontaktmöglichkeiten anbieten: über Webseiten, Newsletter, E-Mail-Kontakte, Hausbesuche, Zentrumsbesuche. Manche werden Schulungen und Kurse in ihrem Programm haben. Die anderen Kochkurse für gesunde Ernährung. Manche werden die Kochkurse vielleicht mit sozialen Veranstaltungen koppeln, um vor allem die Einsamen und Alleinstehenden wieder stärker in die Gemeinschaft einzubinden.
    Durch ihren nahen Kontakt zu den bei ihnen eingeschriebenen Bürgern werden die Mitglieder des Gesundheitszentrums relativ rasch sehen, bei welchen Personen Probleme vorliegen. Die werden sie dann vermutlich intensiver betreuen um zu verhindern, dass sich die Probleme zu Krankheiten kristallisieren. Diejenigen, die
normalerweise zum Arzt gehen, weil sie soziale Kontakte oder Zuwendung suchen, werden in einem solchen System durch eine Fülle von Angeboten aufgefangen, bei denen genau diese Nähe vermittelt wird, die im Moment nur der Arzt zu geben hat.
    Das Zentrum wird eine Reihe von Möglichkeiten haben und kann der therapeutisch-gestalterischen Fantasie freien Lauf lassen. Es wird nicht darauf angewiesen sein, dass neue Entwicklungen zehn bis 20 Jahre brauchen, bis sie auch den letzten Schreibtisch der Medizinalbürokratie erreicht haben, der dann die Zustimmung zur Erstattung gibt. Nein, die Zentren werden in Eigenverantwortung diejenigen neuen Entwicklungen aufgreifen, die ihnen sinnvoll scheinen, denn sie tragen auch die wirtschaftliche Verantwortung dafür. Vielleicht hätten wir mit solchen Zentren rascher gemerkt, dass man mit Meditationsgruppen viel leichter Depressionen verhüten und Sinn stiften kann als mit Glückspillen. Die Handelnden in solchen Zentren würden auch an Rückenschmerzen leidende Teilhaber nicht anderswo hinschicken müssen, sondern könnten auf verschiedene Möglichkeiten direkt vor Ort hinweisen: Rückenschule-Gruppen für diejenigen, die nicht so intensiv einsteigen mögen, Yoga-Gruppen für diejenigen, die mehr tun möchten, und vielleicht sogar die eine oder andere therapeutische Gruppe für diejenigen, die ihren Lebensproblemen noch genauer auf die Spur kommen wollen.
    Solche Zentren könnten auch zu Gemeindebrennpunkten der Kultur werden. Das könnte Menschen mit Problemen neue Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Vielleicht gibt es Maler unter den Eingeschriebenen ? Die würden vielleicht gerne Ausdrucksmalgruppen veranstalten. Das könnte so manchem helfen, der Schwierigkeiten hat, seine Probleme zu artikulieren. Vielleicht gibt es Tänzer unter den
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