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Wechselspiel der Liebe

Titel: Wechselspiel der Liebe
Autoren: Heather Graham
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hinterlassen. Da wir wunderbare Geschichten von der Neuen Welt gehört hatten, beschlossen wir, nach Amerika auszuwandern. Ich kann ganz gut singen, und William spielt mehrere Musikinstrumente, wenn er sich auch der Dichtkunst verschrieben hat. So sangen, musizierten und tanzten wir in den Dubliner Straßen, bis wir unsere Schiffsreise nach Boston bezahlen konnten.«
    »Und in Boston hast du Julian Carter kennengelernt?«
    Sie nickte, wandte sich zu Jarrett und schaute ihn flehend an. »Glaub mir, ich habe ihn nicht getötet. Ich mochte ihn sehr, weil er ein guter Mensch war — ganz anders als sein Sohn.«
    »Erzähl weiter.«
    »Ein Beamter von der Einwanderungsbehörde machte uns Schwierigkeiten. Wahrscheinlich hatte er was gegen Iren. Oder er hielt uns für zwei nichtsnutzige Bälger, die durchgefüttert werden mußten. Zufällig war Julian Carter im Büro und ebnete uns den Weg. Er lud uns zu einem köstlichen Dinner ein und versprach, sich um uns zu kümmern. Als er uns in sein Haus brachte, lernten wir Clive kennen, der nichts mit uns zu tun haben wollte. Damals war ich fünfzehn, William dreizehn. Da wir auf dem Schiff kaum etwas gegessen hatten, sahen wir elend aus. An jenem Abend übte ich sicher keine Anziehungskraft auf Clive aus. Er warf seinem Vater vor, gutes Geld an irische Gauner zu verschwenden. Dann stürmte er aus dem Haus. William und ich durften baden, und Julian kleidete uns ein. Wie rührend er für uns sorgte ... Er versprach sogar, uns Arbeitsplätze zu verschaffen. Natürlich wollten William und ich uns irgendwie erkenntlich zeigen. Also spielte mein Bruder auf der Flöte, und ich sang dazu. Plötzlich schnippte Julian mit den Fingern und verkündete, er habe eine großartige Idee. Schon am nächsten Tag wurden William und ich in einer Schauspielertruppe aufgenommen.«
    »Und da hast du gelernt, verschiedene Akzente nachzuahmen und mit Nadel und Faden umzugehen.«
    »Ich nähte Kostüme. Eine Zeitlang ging es uns sehr gut. Am Anfang durften wir nur untergeordnete Aufgaben erfüllen. Dann wirkte ich in den Aufführungen mit, und William begann Theaterstücke zu schreiben. Wir traten in New York und Richmond auf, und schließlich kehrten wir wieder nach Boston zurück. Einige Jahre verstrichen. William verliebte sich in eine Schauspielerin namens Marina, die Tochter eines Bostoner Kaufmanns. Aus Verzweiflung über ihren unstandesgemäßen Beruf wollten die Eltern sie damals enterben. Als sie William jedoch heiratete, versöhnten sie sich mit ihr, denn nun blieb Marina daheim, und William verdiente den Lebensunterhalt. Abgesehen von seinen Theaterstücken schrieb er auch Zeitungsartikel.«
    »Und dann bist du den Carters wieder begegnet?«
    Tara nickte. »Mein Bruder hatte ein wundervolles Stück geschrieben — über eine Frau, die von ihrem Geliebten verschmäht wird und ihren Wohltäter ermordet. Damals sahen wir natürlich keine bittere Ironie in dieser Handlung. Ich ging zu Julian, weil wir einen Geldgeber für die Aufführung brauchten. Und ich wußte, wir würden einen großen Erfolg erzielen, wenn die Premiere in seinem Salon stattfände. Julian stimmte begeistert zu. Als ich sein Haus verlassen wollte, traf ich Clive. Zunächst konnte er nicht glauben, daß ich das halb verhungerte Waisenkind war, das sein Vater bei der Einwanderungsbehörde aufgelesen hatte. Doch dann erkannte er mich und fing an ...«
    »Was?«
    Unbehaglich zuckte sie die Achseln. »Auf Schritt und Tritt verfolgte er mich. William und ich wohnten wieder im Haus seines Vaters. Jeden Tag machte Clive mir neue Avancen. Er versprach, mir die Sterne vom Himmel herunterzuholen und erklärte, ich könne singen und tanzen, wo ich wolle oder auch von der Bühne abgehen — ganz wie es mir belieben würde. Schließlich geriet er in Wut, weil ich ihn ignorierte, und stieß die wildesten Drohungen aus. Die jagten mir keine Angst ein, bis ...«
    »Ja?« drängte Jarrett, als sie wieder verstummte.
    »Eines Tages belauschte ich unfreiwillig einen heftigen Streit zwischen Clive und seinem Vater. Julian warf ihm vor, er würde das Geld zum Fenster hinauswerfen, zu viel trinken und sich mit leichtfertigen Frauen herumtreiben. Dann verkündete Julian, er würde seinen Sohn enterben — und das ganze Vermögen mir hinterlassen. Natürlich war Clive außer sich vor Zorn. Aber nach einiger Zeit besann Julian sich anders. Immerhin war Clive sein Fleisch und Blut. Er schlug seinem Sohn vor, mich zu hei-raten. Ich würde Clive helfen, sich
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