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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
Autoren: David Weber
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Gefechtskopf im Megatonnenbereich freisetzte, in einen einzelnen dieser Röntgenlaserstrahlen, und das lag hauptsächlich daran, dass eine Kernexplosion sich – unter normalen Bedingungen – als Kugelschale ausdehnte; jedes Filament entsprach nur einem aberwitzig geringen Anteil an der gesamten Kugelfläche der Explosion und konnte daher nur einen entsprechend winzigen Prozentsatz der Gesamtenergie empfangen. Folglich ging die Vernichtungswirkung zum überwältigenden Teil verloren.
    Der verwertete Anteil war schlichtweg zu niedrig; er war bereits an den Kampfschiffpanzerungen gescheitert, die man vor zwei oder drei T-Jahrhunderten gekannt hatte; und ehe der Laserstrahl besagte Panzerung überhaupt erreichte, musste er sich nicht nur durch den Seitenschild bohren, sondern auch die Strahlungsabschirmung durchschlagen. Obwohl die Chancen, mit einem nuklearen Kontaktgefechtskopf einen Volltreffer zu erzielen, nicht sonderlich hoch lagen, nutzen die meisten Raumstreitkräfte diese Systeme als Hauptlangstreckenbewaffnung, da man bei ihnen wenigstens darauf hoffen durfte, tatsächlich Schäden anzurichten, wenn das Ziel getroffen wurde. Die Raketen aus der Zeit vor den Lasergefechtsköpfen hätten schon allein durch ihre kinetische Energie höchst zerstörerisch gewirkt, wenn sie denn tatsächlich einen Kontakt von Außenhaut zu Außenhaut erzielten. Das allerdings ließ sich selbst mit den besten Seitenschilddurchdringungshilfen nicht erreichen, und so wurde die Atomrakete mit Annäherungszünder hauptsächlich zur Ausschaltung der Seitenschilde eingesetzt; sie sollte weniger Rumpfschäden verursachen, als vielmehr die Seitenschildgeneratoren durch Überlastung unbrauchbar machen.
    Dummerweise, wenigstens aus Sicht dessen, der die Raketen abfeuerte, war bereits damals die aktive Lenkwaffenabwehr so hoch entwickelt, dass die »nicht sonderlich hohen Chancen auf einen Volltreffer« bald zu »auf keinen Fall möglich« abgewertet werden mussten. Das war der eigentliche Grund, weshalb beim Bau von Großkampfschiffen der Schwerpunkt immer mehr auf Energiewaffenbatterien verlagert worden war. Raketen waren vielleicht gegen schwächere Gegner noch ganz wirksam, aber gegen die aktive und passive Abwehr eines Großkampfschiffs weitgehend nutzlos. Die einzige Möglichkeit, ein Gefecht zu führen, bestand also darin, sich einander anzunähern, bis man das Weiße in den Augen des Gegners sehen konnte, und es dann mit den Bordstrahlwaffen auszukämpfen.
    Doch vor etwas mehr als einem Jahrhundert hatte sich alles geändert, als irgendein kluger Zeitgenosse herausfand, wie man etwas erzeugte, das im Grunde nichts anderes war als eine nukleare Hohlladung. Die Möglichkeit war schon beträchtlich länger durch die verschiedenen Journale über Raumkriegführung der Galaxis gegeistert, doch eine Technik, um sie in die Praxis umzusetzen, gab es lange nicht. Dazu hatten erst Verbesserungen des gravitatorischen Klammereffekts, der in modernen Fusionsreaktoren zum Einsatz kam, auf Aggregate angewendet werden müssen, die in die Nase einer Großkampfschiffsrakete gezwängt werden konnten.
    Hinter dem Gefechtskopf wurde ein Ring aus Gravitationsgeneratoren als Manschette angeordnet. Sobald der Gefechtskopf die Detonation einleitete, fuhren die Generatoren einige Millisekunden vor der tatsächlichen Explosion hoch, was gerade genügte, damit die geschichteten Brennpunkte einer Gravitationslinse statt einer sphärischen Ausdehnung einen Gauß-Strahl erzeugten und die Röntgenphotonen und die thermische Wirkung an der Gefechtskopflängsachse nach vom lenkten. Dadurch wurde von der Explosionsenergie weitaus mehr eingefan gen und in die Richtung gelenkt, in der sich die Laserfilamente befanden. Nach modernen Standards waren die ersten Lasergefechtsköpfe recht blutarm gewesen, auch wenn sie bei Weitem alles übertrafen, was bis dahin möglich gewesen war. Daraufhin hatten die Konstrukteure der Großkampfschiffe die bereits massive Panzerung von Dreadnoughts und Superdreadnoughts weiter verstärkt. Doch der alte Wettlauf zwischen Panzerung und Waffe war wieder in Gang gekommen, und seit fünfzig bis sechzig T-Jahren war der Lasergefechtskopf auch für schwerstgepanzerte Schiffe eine klare Bedrohung.
    Natürlich spielten bei der Entwicklung eines erfolgreichen Lasergefechtskopfes noch ganz andere Faktoren eine Rolle. Die Länge und der Durchmesser eines Laserfilaments bestimmte seine Strahldivergenz, was wiederum Auswirkungen hatte auf den Prozentsatz
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