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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
Autoren: David Weber
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Versorgungsoffizier, im Rang zwei Stufen über ihr. Vor die anderen Abteilungsleiter zu treten und ihnen auszurichten, der Commodore wünsche, dass sie dies oder das täten, konnte ganz schön … einschüchternd sein, gelinde ausgedrückt.
    Schlimmer jedoch war die Furcht, sie könnte durch ihren Mangel an Erfahrung irgendetwas Entscheidendes vermasseln. Sie wusste, sie konnte darauf zählen, dass Commodore Terekhov sie im Auge behielt, aber sie hatte auch begriffen – und zwar auf die harte Tour, die, wie sie oft dachte, von allen am einprägsamsten war –, dass man durch Fehler mehr lernte als durch Erfolg. Leider war sich auch der Commodore dieser kleinen Tatsache bewusst, und für Helen bestanden überhaupt keine Zweifel, dass er bereit war, sie hier und dort aufs Glatteis zu führen, wenn er glaubte, dass sie dabei etwas Wichtiges lernen konnte. Aus seiner Sicht mochte das gut und richtig sein, für Helen jedoch war diese Vorstellung grauenhaft. Sie war es nicht gewöhnt zu versagen. Sie mochte es nicht, wenn es geschah, sie konnte nicht gut damit umgehen, und während sie durch die Gänge des Schiffes dem Weg zu Lynchs Büro folgte, war ihr der Gedanke absolut zuwider, durch ihre Unfähigkeit könnte jemand Nachteile erleiden.
    Diese Überlegung brachte sie auf den anderen Grund, weshalb ihr gegenwärtiger Posten normalerweise einem Lieutenant vorbehalten war. Die Position des Flaggleutnants gab es nicht allein deshalb, weil ein Flaggoffizier einen Adjutanten brauchte, sondern auch, weil der Flaggleutnant während dieser Verwendung Erfahrungen sammeln sollte. Das galt natürlich für jede Verwendung in der Flotte – oder sollte zumindest so sein. Manticoranische Flaggleutnante waren allerdings mehr als nur Adjutanten (deshalb gab es eine eigene Bezeichnung) und Botengänger; die Position blieb in der Regel Offizieren vorbehalten, die man sorgsam für Kommandoverwendungen schulen wollte. Zu lernen, wie der Terminkalender eines Flaggoffiziers verwaltet werden wollte, bei Stabsbesprechungen zugegen zu sein und Entscheidungsfindungen zu beobachten, in die andere gleichrangige Offiziere niemals Einblick erhielten – all das sollte einen Flaggleutnant früh mit den Aufgaben eines Flaggoffiziers vertraut machen. Durch diese Aufgabe sollten junge Offiziere, deren Vorgesetzte der Ansicht waren, sie hätten bereits das Potenzial bewiesen, später einmal selbst Flaggoffizier zu werden, lernen, wie man dessen Pflichten versah – und auch, wie man es nicht tun sollte.
    Bislang hatte sich noch keiner der höheren Offiziere, mit denen sie arbeiten musste, dagegen verwahrt, dass sie nur ein kleiner Ensign sei. Sie wusste nicht, wie lange diese Nachsicht anhalten würde, und hatte das entmutigende Gefühl, dass mehr als ein Lieutenant, mit denen sie zu tun hatte, sie seinen Neid auf ihre Stellung spüren lassen würde. Ganz abgesehen davon würde unter Garantie irgendwann später in ihrer Laufbahn eine Vorgesetzte, bei der sie sich zum Dienst meldete, in ihre Personalakte sehen und den Schluss ziehen, dass sie Commodore Terekhovs kleiner Liebling gewesen sei.
    Und damit hätte sie ja nicht einmal ganz unrecht, räumte Helen ein. Der Gedanke kam ihr nicht zum ersten Mal, und sie führte in ihrem innerlichen Widerstreit die Argumente an, die Commander Kaplan gegenüber Abigail geltend gemacht hatte. Gleichzeitig fragte sie sich, ob sie sich nicht einfach zu viele Gedanken um sich selbst machte … und ob sie sich damit nicht auf dem besten Wege befand, mit etwas zu enden, was ihr Vater immer einen hoffnungslosen Fall von unbegrenzt sich aufblähendem Ego bezeichnet hatte.
    Sie erreichte ihr Ziel und drückte die Klingel.
    »Ja?«, fragte ein samtiger Tenor aus dem Lautsprecher über dem Knopf.
    »Ensign Zilwicki, Commander«, sagte sie knapp. »Commodore Terekhov schickt mich.«
    Die Tür öffnete sich, und Helen trat hindurch.
    Lynchs Büro war um einiges größer als Helens bescheidenes Kabäuschen. Tatsächlich bot es sogar mehr Platz, als an Bord eines älteren, personalintensiveren Schiffes dem Ersten Offizier zur Verfügung stand. Doch bei einer so kleinen Besatzung wie der Crew eines Saganami-Cs konnte den einzelnen Personen ein klein wenig mehr Raum zugebilligt werden.
    Der Commander saß in seinem Uniformhemd vor seinem Rechner, und die Arbeitsplatte rings um das Terminal war mit ordentlichen Stapeln aus Datenchips und Ausdrucken gefüllt.
    Er war ein Mann von mittlerer Größe mit sandfarbenem Haar und tief
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