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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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Vorschrift.“
    Wiebke umklammerte den Handlauf jetzt so fest, dass ihre Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. Sie fragte sich, wie sich ein Mensch fühlte, der hier in das Großbecken fiel, den Gedanken vor Augen, es nicht mehr ohne fremde Hilfe an Land zu schaffen. Panik, Herzrasen, Unterkühlung, Wasser in der Lunge, Ersticken. Ein grausamer Tod.
    Wiebke wandte sich vom Blick in die Tiefe ab und folgte Finner, der sich wieder zu den anderen gesellte.
    „Frag mich jetzt bitte nicht, wie lange der arme Teufel im Wasser gelegen hat“, wurde sie von Johannsen empfangen. „Ein Scheißtod, gar keine Frage.“
    „Ist er ertrunken oder erfroren?“
    „Das muss die Obduktion ans Licht bringen“, antwortete Dr. Clausen, dann wandte er sich an Piet Johannsen. „Ich bin durch hier“, sagte er sachlich. „Wenn du mich nicht mehr brauchst …“
    „Kein Thema, hau ruhig ab, jetzt sind wir am Zug.“
    „Danke.“ Der Mediziner nickte Mahndorf zu, schnappte sich den Koffer und verließ den Raum.
    Der Staatsanwalt räusperte sich. „Erschwerend kommt hinzu, dass wir es bei dem Opfer mit einer bekannten Person zu tun haben, die in den letzten Monaten immer wieder im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stand.“
    „Heißt das, unsere Leiche war ein Promi?“ Petersen schüttelte den Kopf.
    „Wenn Sie es salopp so nennen möchten, ja.“ Fritz Mahndorf nickte. „Sicherlich sagt Ihnen der Name Holger Heiners etwas?“
    Petersen warf Wiebke einen Blick zu und machte große Augen. Er pfiff durch die Zähne. „Der Holger Heiners?“
    „Ich weiß nicht, wie viele Personen mit diesem Namen Sie kennen, aber hier handelt es sich um den bekannten Immobilienkaufmann, der für das geplante Ferienressort am Dockkoog verantwortlich zeichnet. Das Bauvorhaben stößt immer wieder auf Kritik der Anwohner und Umweltschützer. Insofern hatte der Tote wahrscheinlich nicht nur Freunde, wie Sie sich denken können. Und genau dieser Umstand verleiht dem Fall eine ungewöhnliche Brisanz. Deshalb muss ich Sie schon zu diesem Zeitpunkt bitten …“
    Petersen winkte ab. „Keine Panik, wir werden diskret vorgehen und niemanden von der Presse informieren, was für einen dicken Fisch wir hier heute aus dem Wasser gezogen haben.“
    Für die Metapher fing sich Petersen prompt einen missbilligenden Blick von Mahndorf ein.
    „Ich muss Sie doch bitten, den Fall mit dem nötigen Ernst zu behandeln.“
    „Natürlich.“ Petersen murmelte eine Entschuldigung. „Steht denn fest, dass er es ist?“
    „Hören Sie, ich kannte Heiners seit vielen Jahren. Wir spielten gemeinsam im Golfclub Husumer Bucht. Des Weiteren hat ein Blick in seine Brieftasche bewiesen, dass ich mich nicht irre.“ Mahndorf schüttelte den Kopf. „Verwechslungen sind also ausgeschlossen. Bei dem Leichnam handelt es sich eindeutig um Holger Heiners.“
    „Wir haben auch sein iPhone sichergestellt“, mischte sich nun Johannsen ein. „Aber die Dinger reagieren allergisch auf Wasser, wie ihr euch vorstellen könnt. Ich werde trotzdem versuchen, die Daten auf dem Ding zu retten, aber garantieren kann ich nichts.“
    „Kann ich ihn sehen?“
    Wiebke blickte den Staatsanwalt an wie ein kleines Mädchen, das sich sehnlichst wünschte, sein Weihnachtsgeschenk schon vor Heiligabend begutachten zu dürfen.
    „Natürlich.“ Mahndorf nickte.
    Wiebke sah ihm an, dass es dem Staatsanwalt imponierte, dass sie sich freiwillig eine Leiche ansehen wollte, die einen längeren Zeitraum im Wasser verbracht hatte.
    „Folgen Sie mir.“
    Mahndorf führte sie an den Rand des Technikraumes. Von hier zweigten zahlreiche unbeleuchtete Nischen ab. Es gab einen schmalen Gang, der von armdicken Leitungen und Kabelsträngen gesäumt war, die ins Nichts zu führen schienen.
    „Das sind unsere Katakomben“, erklärte Ralf Finner, dem Wiebkes ängstlicher Blick nicht entgangen war. „Ein ausgezeichnetes Versteck für Zeitgenossen, die Böses im Schilde führen.“
    „Soll das bedeuten, dass man hier auf Heiners gewartet hat, um ihn in einen Hinterhalt zu locken?“ Petersen war stehen geblieben.
    „Das herauszufinden ist Ihr Job, aber ich wollte nur darauf hinweisen“, erwiderte Finner ein wenig pikiert.
    Zwei Männer in schlecht sitzenden, schwarzen Anzügen waren damit beschäftigt, den leblosen Körper in einen Leichensack zu betten. Als sie die Polizisten sahen, traten die Bestatter zurück. Wiebke ging neben dem Toten in die Hocke und betrachtete ihn. Vor dem Anblick einer Wasserleiche hatte
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