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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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Petersen, der sehr schweigsam geworden war. „Worauf warten wir?“
    „Wo bleibt ihr denn?“ Piet Johannsen war aufgeregt, als Wiebke und Petersen in Begleitung von Ralf Finner den Technikraum betraten. Hier herrschte eine Akustik wie in einem Hallenbad. Der Raum selbst war nicht sehr groß – dicke Leitungen, Schaltkästen mit Kontrolllampen und große Kessel bestimmten das Bild. Es gab schmale Gitterroste, die um das Becken herumführten und nur durch einen Handlauf aus Glasfaserkunststoff gesäumt wurden.
    Johannsen raufte sich die schlohweißen Haare. Er war nicht allein: Neben ihm standen ein Mann im weißen Kittel – wohl der Notarzt – und Fritz Mahndorf, der Staatsanwalt. Wie immer war er perfekt gekleidet, der Maßanzug war bestimmt nicht von der Stange. Auch die schwarzen Schuhe trugen das Label eines italienischen Designers. Mahndorf machte eine betroffene Miene.
    Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und marschierte auf dem schmalen Gitterrost, das zum Beckenrand führte, auf und ab.
    Über den engen Laufgang kletterte Johannsen zu seinen Kollegen herunter, der Staatsanwalt folgte ein wenig schwerfällig.
    „In der Ruhe liegt die Kraft“, belehrte Petersen den Kollegen von der Kriminaltechnik, der sich umständlich aus seinem weißen Faseranzug schälte und den Aluminiumkoffer mit der Ausrüstung zusammenklappte.
    „Du hast gut reden“, erwiderte Johannsen und nahm die Nickelbrille von der geröteten Nase und polierte die Gläser mit dem Saum seines T-Shirts. Er deutete auf Mahndorf. „Der Staatsanwalt drängt.“
    „Jetzt sind wir ja hier“, beschwichtigte Wiebke den Kollegen. Petersen blickte sich neugierig um. Dabei hatte er die Hände in den Hosentaschen versenkt – eine alte Angewohnheit. So vermied er es, an einem Tatort Spuren zu hinterlassen und Dinge aus Versehen anzufassen.
    „Können Sie uns schon etwas zu dem Toten sagen?“, wandte sich Wiebke an den Notarzt, der sich ihr als Dr. Clausen vorstellte.
    Clausen schüttelte den Kopf. „Bedauerlicherweise nein. Blutergüsse, die er sich beim Sturz über den Beckenrand zugezogen haben könnte, nichts, was zwangsläufig auf Fremdeinwirkung hindeutet. Ich kann also nicht sagen, ob da jemand nachgeholfen hat, falls das Ihre nächste Frage sein sollte.“ Er presste die schmalen Lippen zu einem Strich zusammen. „Er war bereits tot, als ihn die Taucher aus dem Wasser gezogen haben. Auch meine Reanimationsversuche verliefen erfolglos.“ Der Notarzt machte eine bedauernde Miene.
    Wiebke löste sich von der Gruppe und kletterte über eine Eisentreppe hinauf zum Beckenrand. Ein grauweißes Schlauchboot stand an einem der Gitter. Unter der Decke gab es eine Art Kran und eine Lampe, die fast mittig über dem Bassin angebracht worden war und wahrscheinlich für den mystischen Lichtschein, der sich den Besuchern im Forum bot, verantwortlich war. Unter ihr glitten Schatten pfeilschnell durch das Wasser. Schemenhaft erkannte sie die Nachbildung des großen Riffs in der Beckenmitte. Ein Rochen wagte sich gemächlich an die Wasseroberfläche und zog eine Bahn durch das Becken, dann verschwand er wieder in der Tiefe. Wiebke bekam ein mulmiges Gefühl, als sie an der Stelle stand, wo der eiserne Handlauf unterbrochen war. Eine Klappleiter war ins Wasser gelassen worden. Es war offensichtlich, dass die Leiter nur angelegt war, wenn sich ein Taucher im Becken befand. Ansonsten gab es keine Möglichkeit, sich aus eigener Kraft an Land zu ziehen. Hier war der Mann ins Wasser gestürzt, ob freiwillig oder nicht, das mussten sie noch herausfinden. Zwischen der Wasseroberfläche und dem Rand des Gitters lagen gut anderthalb Meter. Wer hier hineinfiel, hatte keine Chance, ohne Hilfe wieder herauszukommen. Ihr war, als würde der Boden unter ihr schwanken. Wiebke umklammerte das Geländer fester, als sie sich nach vorn beugte und ins Wasser blickte. Ein Schauer rieselte über ihren Rücken, als sie sich vorstellte, dass ein Mensch in dem kalten Wasser so gut wie keine Überlebenschance hatte.
    „Wie tief geht das runter?“, fragte sie über die Schulter.
    „Siebeneinhalb Meter.“ Finner war ihr auf den Laufsteg gefolgt.
    „Das ist ziemlich gefährlich.“ Wiebke riss sich vom Blick auf das Becken los und betrachtete den Meeresbiologen nachdenklich.
    „Normalerweise nicht, denn unser Personal befindet sich niemals allein in diesem Raum. Wer sich am oder im Wasser befindet, hat immer eine Hilfsperson in seiner Nähe – so lautet die
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