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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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privates Wort, nichts. So kannte Wiebke ihren Kollegen nicht. Sie hatte ihm förmlich angesehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Dennoch wollte sie ihn nicht nach dem Grund für sein Verhalten fragen. Sie war sicher, dass Petersen mit ihr darüber reden würde, sobald er mit sich selbst wieder im Reinen war. Womöglich, so vermutete sie, gab es wieder Probleme mit seiner Exfrau. Petersen war geschieden und litt unter dem ehrgeizigen Rechtsanwalt seiner Ex, der immer wieder einen Weg fand, den Kommissar bis auf das letzte Hemd auszuziehen.
    An sich war Petersen ein netter Kerl, er war umgänglich und trug das große Herz am rechten Fleck, was ihn im Kollegenkreis beliebt machte. Am meisten imponierte der jungen Kommissarin der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn, der ihn irgendwann dazu bewogen hatte, bei der Polizei anzuheuern.
    Um kurz nach acht erreichte die Husumer Polizei der Anruf aus dem Multimar Wattforum in Tönning. „Leblose Person im Wasserbecken“, hatte es lapidar geheißen. Matthias Dierks, seines Zeichens Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter der Husumer Kriminaldirektion, hatte umgehend zum Hörer gegriffen und Piet Johannsen von der Spurensicherung losgeschickt. Dann informierte Dierks den diensthabenden Staatsanwalt und die Kollegen in Flensburg, bevor er zwei seiner Leute abstellte.
    Wiebke saß gerade an ihrem Schreibtisch, als das Telefon sich meldete.
    „Wir müssen sofort los“, hatte ihr Jan Petersen kurz angebunden gesagt. „Alles stehen und liegen lassen – ich erzähl dir alles im Auto.“
    Die Fahrt hatte sie nach Tönning geführt, zum Multimar Wattforum. Im Becken des Großaquariums hatte eine Mitarbeiterin der Ausstellung am frühen Morgen einen Mann gefunden, den die Taucher des Multimar nur tot hatten bergen können. Ob es sich um einen Unfall handelte oder eventuell jemand nachgeholfen hatte, den Mann ins Wasser zu stürzen, war unbekannt. Fest stand nur, dass der Tote nicht zum Team gehörte. Keiner wusste, wie er sich Zutritt zur Ausstellung verschafft hatte. Das herauszufinden, war nun Wiebkes und Petersens Part.
    „Schon einiges los hier“, murmelte Petersen, als er den Dienstwagen auf den Personalparkplatz lenkte, der sich seitlich vom Gebäude des Multimar befand. Der Kollege vom Streifendienst hatte sie zum Personaleingang gebeten.
    „Allerdings“, nickte Wiebke. Sie sah ein paar Streifenwagen, die kreuz und quer auf dem Gelände parkten, einen Krankenwagen – offenbar das Einsatzfahrzeug des Notarztes – sowie den Kombi eines örtlichen Bestattungsunternehmens. Wie Wiebke erleichtert feststellte, schien die Presse noch nicht anwesend zu sein. Sie fand es müßig, sich den Journalisten zu stellen und Fragen nur ausweichend zu beantworten, weil sie die laufenden Ermittlungen nicht gefährden wollte. Schnell wurde einem da das Wort im Mund umgedreht, und Dierks tobte, weil mitunter am nächsten Tag eine Falschmeldung in der Zeitung stand.
    Wiebke löste den Sicherheitsgurt und angelte nach ihren Unterlagen, die auf dem Rücksitz lagen. Sie verrenkte sich den Kopf und suchte den Parkplatz ab. „Ich sehe Piets Wagen gar nicht. Aber er ist doch lange vor uns los. Wenn er mit der Spurensicherung noch nicht durch ist, brauchen wir da gar nicht rein.“
    Nun grinste Petersen. „Mach mal langsam, Mädchen. Piet ist schließlich nicht mehr der Jüngste.“
    Seite an Seite marschierten sie auf den Personaleingang zu, eine feuerfeste Stahltür mit einem kreisförmigen Fenster, das einem Schiffsbullauge nachempfunden war.
    Rechts gab es eine Videokamera und ein Panel, auf dem die Mitarbeiter sich per Zahlencode Zutritt verschaffen konnten, darunter ein handelsübliches Sicherheitsschloss.
    Petersen bollerte mit der Faust gegen die Eisentür. Es dauerte einen Augenblick, dann wurde ihnen von einem uniformierten Kollegen geöffnet. Wiebke erkannte Polizeimeister Theves, einen jungen Kollegen vom Streifendienst. Eine eher unscheinbare Gestalt, daran änderte auch die dunkelblaue Polizeiuniform nicht viel.
    Man kannte sich vom Sehen. „Moin - ihr wart zuerst hier?“, fragte Wiebke ihn.
    Theves nickte und berichtete Petersen und Wiebke, was er wusste. Neues hatte er jedoch auch nicht zu berichten. „Der Staatsanwalt möchte, dass ihr euch einen Überblick verschafft“, schloss er seine Ausführungen, und Wiebke glaubte, ein schadenfrohes Grinsen auf seinen Lippen erkennen zu können.
    „Mit wem haben wir die Ehre?“, fragte Petersen.
    „Mahndorf hat Dienst“,
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