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Was sie nicht weiss

Was sie nicht weiss

Titel: Was sie nicht weiss
Autoren: Simone van Der Vlugt
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Maaike wurde festgenommen und Lois mit einem Krankenwagen abtransportiert.
    Jetzt liegt sie im Klinikum Alkmaar und blickt durchs Fenster auf den Eingang. Sie sieht Besucher kommen und gehen, ihre Gedanken aber sind bei Maaike.
    »Behandelt man Maaike gut? Wo ist sie jetzt überhaupt?«
    »Momentan in einer Beobachtungszelle auf dem Revier Mallegatsplein. Wir haben ihr einen Anwalt besorgt.«
    »Vergesst nicht, dass sie auch nur ein Opfer ist.«
    »Keine Sorge, sie wird von Fachleuten verhört.«
    Lois nickt.
    Sie hofft, dass Maaike die psychiatrische Untersuchung nicht verweigert, denn nur so hat sie eine Chance. Eine Haftstrafe von achtzehn bis zwanzig Jahren, die sie unter anderen Umständen zu erwarten hätte, wäre in ihrem Fall falsch.
    »Mit deinem Alleingang hast du viel riskiert.« In Freds Tonfall schwingt ein leichter Vorwurf mit. »Darüber müssen wir noch ein Wörtchen reden.«
    »Aber nicht jetzt.«
    »Nein, später. Mir ist es lieber, du bist wieder ganz fit, wenn ich dir die Leviten lese.«
    »In Ordnung«, sagt Lois. »Es kann übrigens eine ganze Weile dauern, bis ich wieder auf den Beinen bin. Der Arzt meint, mit einer so schweren Gehirnerschütterung sei nicht zu spaßen, und die Stichwunde ist ziemlich tief.«
    »Dann hast du noch eine kleine Schonfrist.«
    Sie sehen einander an. Die Sorgenfalten auf Freds Stirn glätten sich, und er lächelt ihr zu. »Trotz allem, ich ziehe den Hut vor dir. Aber das bleibt unter uns, ja?«
    »Selbstverständlich.«
    »Was ich noch sagen wollte: Dieser Freund von dir, der Psychiater, wartet draußen im Gang. Weil immer nur einer zu dir darf, hat er mir den Vortritt gelassen. Soll ich ihn reinschicken?«
    »Onno ist gekommen, das ist ja nett«, sagt Lois überrascht.
    »Das interpretiere ich als ein Ja und räume das Feld.« Fred steht auf, zögert kurz und küsst Lois dann unbeholfen auf die Wange. »Gute Besserung, Partner. Ich besuch dich bald wieder. Und die Kollegen auch.«
    Er geht zur Tür, bleibt aber auf halbem Weg stehen.
    »Ist noch was?«
    »Nein, das heißt, eigentlich schon. Aber es hat Zeit.«
    »Nun sag schon!«
    »Ich glaube, jetzt ist nicht der richtige Moment.«
    »Fred, wenn du mir nicht sagst, worum es geht, stehe ich auf und laufe dir nach!«
    Er grinst. »Das wär dir glatt zuzutrauen. Also gut: Ich hab ein bisschen recherchiert und deinen Vater ausfindig gemacht.«
    Lois ist froh, dass sie liegt, denn mit einem Mal ist ihr schwindlig. Sie kämpft mit widerstreitenden Gefühlen, und die körperlichen Schmerzen verblassen gegen das Ziehen der alten, nie verheilten Wunde.
    »Ich geb dir seine Adresse. Natürlich nur, wenn du willst.«
    Lois findet keine Worte.
    »Du musst das nicht jetzt gleich entscheiden«, sagt Fred. »Sprich mich einfach darauf an, wenn’s dir besser geht.«
    Immer noch schweigt sie.
    »Siehst du, ich hätte besser den Mund gehalten.« Fred seufzt auf. »Nanda behauptet immer, ich sei der Elefant im Porzellanladen, wahrscheinlich hat sie recht. Weißt du was, wir lassen das Thema ruhen. Ich hab nichts gesagt.«
    »Fred …«
    Fragend sieht er sie an.
    »Sei so gut und schreib die Adresse auf einen Zettel und leg den in meine Schreibtischschublade. Mal sehen, was ich damit anfange, wenn ich wieder auf dem Revier bin.«
    »Du hast recht. Eins nach dem anderen. Überleg es dir in aller Ruhe. Soll ich dir den Psych reinschicken?«
    »Mach das«, sagt Lois. »Mir ist, als hätte ich einen nötig. Und bevor ich’s vergesse: ein gutes neues Jahr für dich und Nanda!«
    Die Hand schon an der Klinke, dreht Fred sich noch einmal um und grinst breit: »Gleichfalls, Partner.«

Danksagung
    Ich danke Serhat Basoglu und Marco Visser, Teamchefs der Kriminalpolizei Noord-Holland Noord, mit denen ich Vorgehensweisen beim Ermitteln besprochen habe und die Teile des Manuskripts schon bei der Entstehung gelesen haben. Ohne ihren Einsatz hätte ich Was sie nicht weiß nicht schreiben können.
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