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Was sie nicht weiss

Was sie nicht weiss

Titel: Was sie nicht weiss
Autoren: Simone van Der Vlugt
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Erkerfenster versucht sie, ins Haus zu spähen, aber die Jalousie ist komplett dicht. Nicht gerade schlau, wenn man verreist ist, denkt sie, so lockt man nur Einbrecher an.
    An der Haustür hebt sie die Klappe des Briefschlitzes und leuchtet in den Flur. Viel ist nicht zu sehen, nur ein Stapel Post auf der Fußmatte.
    Als Nächstes inspiziert sie den Durchgang neben dem Haus und lässt den Lichtkegel über die grauen und grünen Mülltonnen gleiten. Auch hier fällt ihr nichts Verdächtiges auf.
    Dann steht sie vor der Gartentür und muss feststellen, dass sie verriegelt ist.
    Wieder kommen ihr Zweifel. Was hofft sie hier eigentlich zu finden? Dass Tamara in den Garten eingestiegen ist, scheint ihr abwegig, dennoch bleibt ihr Blick an der Tür haften.
    Einer gelenkigen Person dürfte es keine große Mühe machen darüberzusteigen, notfalls mithilfe einer Mülltonne.
    Lois zieht eine Tonne heran, klettert darauf, schwingt ein Bein über die Türkante, zieht das zweite nach und lässt sich an der anderen Seite hinab.
    Aufmerksam sieht sie sich im dunklen Garten um. Nichts rührt sich, nur der Wind streicht durch die Sträucher.
    Sie konzentriert sich auf das Haus. Auch hier nichts Auffälliges.
    Als sie auf die Terrasse zugeht, knirscht es unter ihren Schuhen, und sie richtet die Taschenlampe auf den Boden. Ein einzelnes Stück Glas blitzt auf.
    Sie geht in die Hocke und bemerkt das kaputte Kellerfenster. Mit einem Blick sieht sie, dass jemand das Glas sorgfältig aus dem Rahmen nach innen geschlagen haben muss. Bis auf die eine Ausnahme. Und wenn dieser Jemand schlank und nicht allzu groß war, dürfte er knapp durch die Öffnung gepasst haben.
    Lois’ Herz schlägt schneller, als sie in den Kellerraum leuchtet und einen Stein inmitten von Glasscherben sieht. Ein Teil davon liegt auf einem Häufchen, wie mit dem Fuß zusammengeschoben.
    Sie spürt, wie sich die Härchen an ihren Armen aufstellen: Nun hat sie den Beweis, dass Tamara nicht nur in der Straße war, sondern ins Haus eingedrungen ist. Jetzt noch etwas auf eigene Faust zu unternehmen wäre gegen alle Vernunft. Sie muss auf der Stelle die Kollegen benachrichtigen.
    Hastig richtet sie sich auf und nimmt das Telefon aus der Jackentasche.
    Die leisen Schritte hinter sich hört sie erst, als es schon zu spät ist. Sie blickt über die Schulter und will die Pistole ziehen, kommt aber nicht mehr dazu, weil etwas Schweres auf ihren Schädel kracht.
    Als sie, auf einem Bett liegend, wieder zu sich kommt, hat sie den Eindruck, draußen sei Krieg ausgebrochen. Es knallt, zischt und kracht ununterbrochen. Sie will sich an den schmer zenden Kopf fassen, da merkt sie, dass sie gefesselt ist. Nicht nur an den Händen, auch ihre Füße sind zusammengebunden.
    Langsam gewöhnen sich ihre Augen an die Dunkelheit im Raum. Sie sieht eine Kommode, einen Kleiderschrank, einen kleinen Tisch und – zu ihrem Schrecken – eine dunkle Gestalt auf dem Stuhl daneben.
    »Gutes neues Jahr!«
    Trotz des forschen Tonfalls erkennt Lois Maaikes Stimme. Weil ihre Kehle trocken ist, bringt sie zunächst keinen Laut hervor. Erst nach mehrmaligem Schlucken gelingt es. »Tamara?«, fragt sie heiser.
    »Ja, ich bin’s. Ich hatte schon befürchtet, Sie seien tot.«
    Immerhin beruhigend, dass sie mich anscheinend nicht totschlagen wollte, denkt Lois.
    »Warum sind Sie hinters Haus gegangen?«, fährt Tamara fort. »Ich war so vorsichtig, hab weder Licht noch Geräusche gemacht. Woher wussten Sie, dass ich hier bin?«
    »Das wusste ich nicht«, antwortet Lois mühsam. »Ich wollte nur nachsehen, ob Sie heute Nachmittag hier waren.«
    »War ich, und ich bin geblieben. So habe ich gleich eine Unterkunft.«
    »Und wie soll es weitergehen?«, fragt Lois, die wegen der hämmernden Kopfschmerzen kaum einen klaren Gedanken fassen kann.
    »Sie bleiben erst einmal hier. Ist doch ganz bequem auf dem Bett, oder?«
    »Bis wann?«
    »Bis ich meinen Plan ausgeführt habe.«
    Sekundenlang bleibt es still.
    »Kann ich bitte mit Maaike sprechen?«, fragt Lois.
    Tamara lacht höhnisch. »Das könnte Ihnen so passen! Bis übermorgen haben Sie es mit mir zu tun. Da kommt Helen nach Hause.«
    »Was haben Sie vor?«
    Wieder ein Lachen. »Dann gehen schlagartig alle Lichter an, und ich rufe: Surprise! «

50
    Sie muss eingenickt sein, denn als sie die Augen wieder öff net, ist sie allein im Raum. An den Rändern der Jalousie sieht sie, dass es draußen hell ist.
    Lois wundert sich, dass sie unter diesen Umständen
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