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Was sie nicht weiss

Was sie nicht weiss

Titel: Was sie nicht weiss
Autoren: Simone van Der Vlugt
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stellen. Für den Mord an David und Julian und dafür, was sie Ihnen angetan hat.« Maaike wendet sich ab und will aus dem Zimmer gehen.
    »Und für das, was mit Daniela passiert ist.« Mit diesem Satz spielt Lois ihren letzten Trumpf aus.
    Ruckartig fährt Maaike herum.
    »Wie meinen Sie das? Was ist mit Daniela?«
    »Sie ist auch tot. Ihre Freundin ist die Treppe hinabgestoßen und erstickt worden, mit einer Plastiktüte.«
    Ungläubig starrt Maaike sie an. »Das kann nicht sein! Sie lügen!«
    »Es ist die Wahrheit. Rufen Sie bei ihr an, sie wird nicht ans Telefon gehen.« Es fällt Lois nicht leicht, sie derart unter Druck zu setzen, doch ihr bleibt keine andere Wahl.
    Maaike ist totenbleich geworden. »Ich hab schon angerufen und mich gewundert, dass sie nicht zu erreichen war. Ist sie wirklich tot? Und war es Tamara?«
    »Das liegt doch auf der Hand.«
    Maaike sinkt auf den Stuhl und schlägt die Hände vors Gesicht.
    »Sie war es«, sagt sie mit rauer Stimme. »Daniela hat mehrmals zu mir gesagt, ich solle zur Polizei gehen, aber ich hab mich nicht getraut. Das letzte Mal, als sie bei mir war, ging es auch darum. Und genau da muss Tamara eingegriffen haben.«
    Ein Zittern durchläuft ihren Körper, sie beginnt haltlos zu weinen.
    »Maaike, hören Sie mir zu. Was mit Daniela passiert ist, finde ich genauso schrecklich wie Sie, aber Sie müssen mir jetzt vertrauen. Es kommt darauf an, dass wir schnell handeln. Tamara will von Helen Groenenwoud, die hier wohnt, erfahren, wo Remco Leegwater sich aufhält. Ich befürchte, sie wird Helen töten, sobald sie es weiß, und anschließend auch Remco. Was sie mit mir vorhat, weiß ich nicht, aber wir haben nicht gerade ein gutes Einverständnis miteinander. Sie können dafür sorgen, dass alles nun ein Ende hat. Binden Sie mich los, und wir packen es gemeinsam an.«
    Lois lässt Maaike, die mit bebenden Schultern dasitzt, nicht aus den Augen.
    Plötzlich hebt Maaike den Blick. »Sie kommt wieder!«, flüstert sie. »Sie versucht es mit aller Macht!«
    »Sie müssen sie aufhalten! Binden Sie mich los, schnell!«
    »Ich kann nicht, ich …«
    Maaikes Blick verschleiert sich.
    »Nicht weggehen!«, schreit Lois. »Bleiben Sie hier! Sie schaffen das! Tamara ist müde, Sie sind die Stärkere!«
    Ob nun Lois’ ermunternde Zurufe den Ausschlag geben oder ob Tamaras Kräfte tatsächlich nicht ausreichen, jedenfalls blinzelt Maaike mehrmals und bringt dann ein schiefes Lächeln zustande.
    »Ich bin noch da.«
    »Gott sei Dank!« Erleichtert schließt Lois für einen Moment die Augen. »Holen Sie jetzt bitte eine Schere oder ein Messer.«
    Maaike verlässt das Zimmer. Die halbe Minute, die sie wegbleibt, nutzt Lois für ein Stoßgebet. Sie ist nicht gläubig, doch es gibt Augenblicke im Leben, in denen nur noch Beten hilft.
    Als sie Schritte hört, schaut sie erwartungsvoll zur Tür.
    Die Frau, die hereinkommt, sieht sie an: entschlossen und selbstbewusst.
    Tamara!
    Zwei Sekunden ist Lois starr vor Schreck, doch dann erkennt sie, dass es nach wie vor Maaike ist. Eine ganz andere Maaike allerdings. Dass sie nichts Nervöses und Un entschlossenes mehr an sich hat, lässt Lois hoffen.
    Anscheinend hat Maaike eine Entscheidung getroffen, und sie zögert nicht, diese umzusetzen. Mit einer Nagelschere durchtrennt sie die Kabelbinder. Sie hilft Lois beim Aufsetzen und sieht zu, wie sie Arme und Handgelenke massiert. »Alles in Ordnung?«, fragt sie besorgt.
    »Ja, danke. Das war sehr mutig von Ihnen. Ich versichere Ihnen, dass alles gut wird.«
    Maaike lächelt. »Ich weiß, dass auf Sie Verlass ist.« Dann geht sie wieder aus dem Raum.
    Lois steht rasch auf, um ihr zu folgen, doch der messerscharfe Schmerz, der durch ihren Kopf fährt, zwingt sie zum Stehenbleiben. Sie kann sich gerade noch an der Kommode festhalten, sonst wäre sie gefallen.
    Nach ein paar Minuten wagt sie einen neuen Versuch und geht ganz langsam auf die Tür zu. Das lange Liegen in der unnatürlichen Haltung hat sie so geschwächt, dass jeder Schritt zum Kraftakt wird.
    »Wo sind Sie, Maaike?«, ruft sie.
    Keine Antwort. Mit wachsender Unruhe tastet Lois sich an der Flurwand entlang zur Treppe.
    Unten sind Schritte zu hören.
    Ans Geländer geklammert, geht Lois die Stufen hinab.
    Wieder ruft sie nach Maaike, wieder bleibt die Antwort aus.
    Mehr und mehr hat sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Sie beißt die Zähne zusammen, versucht die rasenden Kopfschmerzen zu ignorieren und geht vorsichtig weiter.
    Auf der
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