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Was nach dem koeniglichen Ball geschah

Was nach dem koeniglichen Ball geschah

Titel: Was nach dem koeniglichen Ball geschah
Autoren: Michelle Celmer
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aufzuhalten.
    „Ich muss das Haus durchsuchen“, erklärte er.
    „Er ist der Vater meines Kindes. Ist das denn wirklich notwendig?“
    Gunters Blick verriet Anne, dass sie sich besser fügte.
    Als sie auf das Cottage zugingen, öffnete Sam die Haustür. Er sah umwerfend aus in der dunkelblauen Hose und dem hellblauen Hemd, dessen Ärmel bis über die Ellenbogen hochgekrempelt waren. Als er lächelte, wurden seine Grübchen sichtbar, und Anne ertappte sich bei dem Wunsch, das Baby möge so aussehen wie sein Vater. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie Gunters bewundernden Blick, mit dem er Sam bedachte. Bisher war sie lediglich ein wenig nervös vor ihrem Treffen mit Sam gewesen, doch jetzt begann ihr Herz wie wild zu schlagen, und ihre Hände zitterten.
    „Hi“, sagte sie, als sie die kleine überdachte Veranda betrat, auf der ein wackeliger Schaukelstuhl und ein Topf mit gelben und lilafarbenen Petunien standen.
    Sam lehnte lässig am Türrahmen und lächelte unvermindert weiter, während er Annes taupefarbenen Baumwollrock und die ärmellose gelbe Seidenbluse betrachtete. Das war das farbenfrohste Outfit, das ihr Kleiderschrank hergegeben hatte. Dabei war ihr aufgefallen, wie dunkel und trist ihre Kleidung im Laufe der letzten Jahre geworden war. Anne hatte sich vorgenommen, bei der Auswahl ihrer Umstandsmode auf frische und fröhliche Farben zu achten. Immerhin schlug sie ein neues Kapitel in ihrem Leben auf.
    Sams Blick wirkte alles andere als platonisch, als er sie von Kopf bis Fuß musterte. Offensichtlich gefiel ihm, was er sah. „Du siehst bezaubernd aus.“
    „Danke. Du siehst auch gut aus.“ Zum Niederknien schön. Sams Nähe bewirkte seltsame Dinge in ihrem Kopf. Sie hatte das Gefühl, dass dort ein heilloses Durcheinander herrschte. Du bist nur hier, um über das Baby zu reden, ermahnte sie sich, und nicht, um deinem Verlangen nach Sam nachzugeben.
    Gunter, der hinter ihr stand, räusperte sich. Ach ja, der Sicherheitscheck.
    „Würde es dich sehr stören, wenn Gunter rasch das Haus überprüft?“, fragte Anne Sam.
    Manche Leute wären angesichts einer solchen Frage wohl beleidigt gewesen, aber Sam zuckte lediglich mit den Schultern und deutete ins Haus. „Bitte, Gunter.“
    „Ihm würde ich nicht gern im Dunkeln begegnen“, meinte Sam, nachdem der Sicherheitsmann im Haus verschwunden war. „Gunter. Das ist Deutsch, richtig?“
    „Seine Mutter ist Deutsche gewesen, aber er ist in Moskau aufgewachsen.“ Anne spähte an Sam vorbei ins Cottage. Es wirkte von innen genauso anheimelnd wie von außen. Die Einrichtung war alt, aber gemütlich. Außerdem stand mehr Nippes herum, als selbst Gunter für einen Mann angemessen gefunden hätte.
    „Dein Haus ist wunderbar“, sagte sie. „Überhaupt nicht so, wie ich es erwartet hätte.“
    „Unnötig zu erwähnen, dass ich ein sehr selbstbewusster Mann bin.“
    „Vermutlich.“
    Er lachte. „Entschuldige, aber so selbstbewusst kann kein Mann sein. Das hier ist das Haus meiner Großmutter.“
    „Wohnst du mit ihr zusammen hier?“
    „Sie ist vor drei Jahren gestorben.“
    „Oh, das tut mir leid.“
    „Ich wohne hier nur vorübergehend, während bei mir gebaut wird.“
    „Du renovierst?“
    „Kann man so sagen, allerdings nicht freiwillig. Ich hatte für eine Weile ein undichtes Dach. Als die Decke in meinem Schlafzimmer und meiner Küche heruntergekommen ist, fand ich es an der Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. Und dann kam mir in den Sinn, dass ich bei der Gelegenheit die Küche neu machen lassen könnte. Also sind aus drei Tagen drei Wochen geworden.“ Er zeigte ins Haus. „Darf ich dich herumführen?“
    „Ich kann erst hinein, wenn alles gesichert ist.“
    „Klar“, erwiderte er. „Für den Fall, dass ich einen Killer unter dem Sofa versteckt habe.“
    „Ich weiß, es klingt lächerlich.“
    Er sah plötzlich ernst aus. „Keineswegs“, entgegnete er und streckte die Hand aus, um Annes Bauch zu berühren. Diese Geste kam so überraschend, dass Anne sich plötzlich ganz schwach auf den Beinen fühlte. Sam sah ihr in die Augen, und seine Lippen waren ihren nah. Zu nah. „Nicht, wenn es bedeutet, dass du und das Baby in Sicherheit sind.“ Er sah sie so durchdringend an, dass Anne das Gefühl hatte, Sam könne durch sie hindurchblicken.
    Sie wusste, dass er sie begehrte, und wäre Gunter nicht in diesem Augenblick zurückgekehrt, dann wäre Anne vermutlich Sams Charme hoffnungslos erlegen gewesen.
    „Alles sicher“, sagte Gunter, als
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