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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Autoren: Paul Spiegel
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die Kirche, die sich im Besitz des »Neuen« Testaments, im Besitz der neuen Off enbarung GoĴ es sah, als rechtmäßige Nachfolgerin der 285
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    Synagoge verstand. Die Kinder Israel, das auserwählte Volk
    – das waren nun nicht mehr die Juden, sondern die Christen.
    Da konnte und durĞ e es einfach nicht sein, dass die Landleu-te des Jesus von Nazareth, die Juden, nicht mitspielen wollten und einfach weiter behaupteten, sie und nur sie seien im Besitz der göĴ lichen Off enbarung. Jesus sei weder GoĴ es Sohn noch der Messias, es gebe weder ein »Altes« noch ein »Neues« Testament, es gebe nur die Thora – und die gelte ewig.
    Für die Kirche war das eine unglaubliche Herausforderung, geradezu eine Provokation, denn damit stellen die Juden den allein selig machenden Wahrheitsanspruch der Kirche in Zweifel. Aus heutiger, moderner Sicht, in einer Zeit, in der wir mehr oder weniger gelernt haben, in pluralistischen GesellschaĞ en zu leben, die Meinungen anderer zumindest zu respektieren, scheint diese »Provokation« der Juden banal. Was braucht sich ein Glaube darum zu kümmern, was ein paar Millionen Menschen auf der Welt denken, wenn man längst Staatsreligion geworden ist, wie im Alten Rom, wenn man schließlich die größte ReligionsgemeinschaĞ der Welt ist?
    So einfach war das nicht, denn der Kirche war stets bewusst, dass die Wurzel, aus der die Christen kamen, das Judentum war.
    Wem dieses Problem nicht einleuchtet, den möchte ich auf eine, vielen von uns vielleicht nicht ganz unbekannte, Situation aus der Individualpsychologie aufmerksam machen: Ein Mann ist berufl ich sehr erfolgreich. Er wird anerkannt für seine Leistungen, er erhält Auszeichnungen, jeder weiß, welch große Kapazität, wie einzigartig er ist. Aber seine MuĴ er oder sein Vater halten das alles für Quatsch. Für sie ist ihr Sohn ein Nichts, ein Niemand, weil er in ihren Augen nichts Besonderes leistet oder, schlimmer noch, nicht das leistet, was 286
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    sie von ihm erwarten. Keine Frage, in so einem Fall werden die meisten erfolgreichen Menschen von mehr oder weniger leisen Selbstzweifeln geplagt, weil sie von ihren Wurzeln, von den Autoritäten, die für sie als Kind entscheidend und wichtig waren, nicht anerkannt werden. In gewisser Hinsicht ging es der Kirche ebenso. Erstaunlich ist nur, dass sie Tausende von Jahre brauchte, um sich von der MuĴ erreligion zu eman-zipieren.
    Natürlich gibt es noch viele andere Faktoren für den Judenhass, doch es würde, wie schon gesagt, viel zu weit führen, diese alle jetzt aufzuzählen. Der Wandel vom Antij udaismus zum Antisemitismus vollzog sich jedenfalls im 19.
    Jahrhundert, als in der Zeit der entstehenden Nationalstaaten Theoretiker daran gingen, die »Reinheit« ihres Volkes und ihrer Rasse zu propagieren, und dann gerne darauf hinwiesen, dass Juden nicht dazugehören könnten, zu was auch immer.
    Dass es wieder die Juden traf, war logisch. Das Abendland war bereits seit knapp 2000 Jahren gewöhnt, allen Hass, alle Frustration auf die jüdischen Gemeinden abzulassen. Warum sollte man eine liebe Gewohnheit plötzlich ändern?
    Der Antisemitismus bedient sich letztendlich immer wieder der gleichen Klischees. Die Mär von den Juden als »Got-tesmörder« habe ich bereits erwähnt. Dann gibt es noch das Klischee, alle Juden seien reich! Schön, wenn‘s wahr wäre!
    Woher aber kommt diese Behauptung? Sie hat ihren Ursprung vor mehr als 600 Jahren, als die ZünĞ e entschieden, dass die »GoĴ esmörder« kein Handwerk ausüben dürĞ en.
    Den Juden war in der miĴ elalterlichen GesellschaĞ der Zugang zu fast allen Berufsfeldern versagt. Was blieb, waren Handel und Geldverleih. Und wie den Christen von der Kirche verboten war, Geld zu verleihen, beziehungsweise Zinsen dafür zu nehmen, blieb dieser »Job« frei. Juden durĞ en sich 287
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    hier betätigen, quasi ohne Konkurrenz. Und sie taten das im AuĞ rag der Klöster und Bistümer, für die sie das unpopuläre ZinsgeschäĞ führten.
    Der andere, miĴ lerweile »typisch jüdische« Beruf: Lum-pensammler. Lumpen heißt auf Jiddisch »SchmaĴ es« – und so nennen sich bis heute Juden, die in der Modebranche arbeiten, humorvoll »SchmaĴ eshändler«, selbst wenn sie welt-berühmte Designer sind wie etwa Donna Karan oder Calvin Klein!
    Klar, dass sich durch die Betätigung im
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