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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Autoren: Paul Spiegel
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ist – Friedman ist nun mal Jude und Christiansen blond –, ist infam. Und es ist verständlich, dass sich eine Gruppe, die davon permanent betroff en ist, seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden, massiv und laut-stark dagegen wehrt. Vielleicht noch lauter und aggressiver als andere Minderheiten, die solchen Vorurteilen ausgesetzt sind. Wir haben aufgrund solcher Vorurteile vor noch nicht mal sechzig Jahren sechs Millionen Menschen verloren!
    In dem miĴ lerweile allseits bekannten »Flyer« des Jürgen W. Möllemann wurde unter anderem Michel Friedman angegriff en, mit dem Hinweis darauf, dass sein Verhalten den Antisemitismus schüre. Solch eine Behauptung ist nicht nur selbst antisemitisch, sie ist obendrein ein uraltes Klischee aus der MoĴ enkiste des Antisemitismus.
    Was heißt das denn, dass »der Jude Friedman« den Antisemitismus schürt? In dieser Behauptung stecken zwei Unter-stellungen: Da ist zunächst einmal der Gedanke, dass jeder Jude dafür »büßen« muss, wenn ein anderer Jude nicht »o.k.«
    ist. Also: der Jude Friedman ist unsympathisch, arrogant, ag-283
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    gressiv oder sonst noch was. Und weil er so ist, ist er dafür verantwortlich, dass bei den Nichtjuden die Ablehnung, der Hass gar, auf alle Juden wächst. Er, Friedman, ist allein dafür verantwortlich!
    Friedman häĴ e demzufolge unendliche Macht über die Gedanken der Nichtjuden, er könnte sie geradezu »zwingen«, Juden nicht zu mögen, alle Juden nicht zu mögen.
    Mit dieser Unterstellung unglaublicher jüdischer Macht über die Hirne der nichtjüdischen Massen wird natürlich zugleich behauptet, der Jude häĴ e die Verantwortung für das, was die anderen denken. Nichtjuden sind also nicht verantwortlich dafür, was sie denken, fühlen und wie sie eventuell auch handeln!
    Spätestens hier dürĞ en letzte Zweifel an der Unsinnigkeit der Möllemann‘schen These, die er ja nicht erfunden, sondern deren er sich nur bedient hat, ausgeräumt sein. Doch sie lebt in verschiedenen Varianten seit Jahrzehnten, zum Beispiel, wenn Menschen behaupten, die Juden seien selbst schuld an Auschwitz, ihre Sturheit, ihr Unwille, sich anzupassen, sich zu assimilieren, häĴ e Auschwitz provoziert. Noch besser: Die Juden haben eine Religion, die ihre eigene Vernichtung zur Folge hat. Wer meint, ich übertreibe, der irrt. Solche Vorwür-fe, solche Absurditäten hört man im Laufe eines jüdischen Lebens mehr als einmal!
    Die zweite Unterstellung in dem Flyer geht von einer um-gekehrten Wirkung aus, der »Schür«-These. Wenn sich der Jude Friedman gut benehmen würde, ja wenn dem so wäre, dann würde nicht nur kein Antisemitismus geschürt werden, dann gäbe es gar keinen Antisemitismus! Bleibt die Frage, wie sich »der Jude« genau zu verhalten hat, damit er gemocht, akzeptiert und anerkannt wird, so dass in der Folge »alle«
    Juden gemocht, akzeptiert und anerkannt werden.
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    Merkwürdig nur, dass dies noch keinem Juden gelungen ist. Es gibt ja welche, die durchaus als liebenswürdig, liebevoll, warmherzig und großzügig angesehen werden – doch irgendwie hat das in der jüdischen Geschichte noch nie dazu geführt, den Antisemitismus zum Verschwinden zu bringen.
    Dabei gab es zumindest einen Juden, der diese und noch viel mehr positive EigenschaĞ en haĴ e und insofern die tief in Möllemanns Behauptung versteckte Umkehrthese erfüllen müsste: Jesus von Nazareth. Doch das ist selbst diesem herausragenden Menschen, den viele als GoĴ es Sohn ansehen, nicht gelungen!
    Warum aber sind Juden im Laufe ihrer Geschichte so ge-hasst und immer wieder verfolgt worden? Diese Frage ließe sich ganz genau und ausführlich nur beantworten, wenn man weit ausholte und die Geschichte des Antisemitismus erzähl-te, die Strukturen der JudenfeindschaĞ , des Rassismus und Fremdenhasses analysierte. Das aber gäbe ein eigenes Buch, doch es gibt ausgezeichnete Literatur zu diesem Thema, die ich jedem empfehle.
    Antij udaismus der christlichen Kirche
    Viele Argumente des antisemitischen Ressentiments lassen sich auf einen Ursprung zurückführen. Er liegt im Antij udaismus der christlichen Kirche, die vor allem in der abendlän-dischen Zivilisation fast 2000 Jahre lang die Hauptursache für Judenverfolgungen gewesen ist. Die Kirche bekämpĞ e die Juden, weil sie angeblich die »GoĴ esmörder«, die Mörder Jesu sind! Diese Behauptung ist entstanden, weil sich
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