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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse
Autoren: Franziska Moll
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Jacken nicht anziehen mit einer Hand. Zum Glück war es nicht kalt. Oder uns war nicht kalt.
    Du sagtest: »Das war ein sehr schöner Abend. Ich bringe dich noch nach Hause.« Du meintest es einfach nur nett. Gentlemanlike. Du wusstest ja nicht, dass das Letzte, was ich wollte, war, dir mein Zuhause zu zeigen.
    Â»Nicht nötig. Ich steig in die U-Bahn und dann ist es nicht weit zu laufen.« Ich ließ deine Hand los. Ohne Schmerz zu fühlen. Ich trat sogar einen Schritt zurück.
    Â»Aber ich will nicht, dass dir was passiert«, sagtest du. Du wolltest dich nicht trennen. Nicht so bald. Du wolltest es bewahren.
    Aber ich wollte nur, dass du nicht mitkommst. Da habe ich es dir an den Kopf geknallt: »Ich bin bis jetzt ganz gut ohne dich klargekommen.«
    Du wolltest es verbergen, aber dein Kopf zog sich unwillkürlich ein, so sehr warst du über mich erschrocken. Du wusstest gar nicht, was du tun solltest. Deine Hand hob sich, dann fiel sie wieder neben deinen Körper. Sie wusste auch nicht, was sie tun sollte.
    Â»Tschüss dann«, sagte ich. Und ging. Und dachte: So bin ich, jetzt hast du es gesehen. Jetzt hast du es endlich gesehen.
    Ich spürte deinen Blick im Rücken. Wie die Distanz zwischen uns größer wurde. Das war’s, dachte ich, aus und vorbei. Und weißt du, was das Einzige war, das ich in dem Moment spürte? Erleichterung. Ja, wirklich.
    Aber dann waren da Schritte. Schneller werdende Schritte, die näher kamen. Deine Hand berührte meine Schulter. »So gehen wir jetzt aber nicht auseinander«, sagtest du und zogst mich an dich. »Ich wollte nicht andeuten, dass du unselbstständig bist oder so was.« Und weißt du, was das Einzige war, das ich da fühlen konnte? Erleichterung. Schon wieder.
    Â»Bekomme ich deine Handynummer?«, fragtest du. Ich gab sie dir, und als ich aus der U-Bahn stieg, hatte ich schon drei Nachrichten.
    Ich bin so froh, dass du nicht mehr in Berlin wohnst.
    Â 
    Meine Hand ist so alleine ohne deine. Reimt sich.
    Â 
    Du musst keine Angst haben, ich werde dir nicht wehtun.
    * * *
    Ich setze mich auf den Stuhl neben dem Bett. Ich lege mich nicht neben ihn. Keine Löffel, die aufs Frühstück warten. Kein Frühstück. Er öffnet den Mund nicht. Er isst nicht. Er sagt nichts. Er sieht mich nicht. Ich räuspere mich. Wie dumm von mir. Und doch räuspere ich mich noch einmal, bevor sich die Worte aus meinem Mund trauen. »Vielleicht kannst du mich hören. Also, bestimmt kannst du mich hören. Jedenfalls. Herzlichen Glückwunsch. Heute ist unser Jahrestag. Ich hab den Tisch abgesagt. War kein Problem. Sie haben gesagt, wir können jederzeit wieder einen bestellen. Also, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich hab ja immer gesagt, es kommt nicht auf den Tag an. War ja deine Idee, dass es unbedingt der Tag des ersten Kusses sein muss. Jetzt hab ich doch recht behalten.«
    Ich grinse. Aber weil das kein Geräusch macht, schiebe ich ein Lachen hinterher. Es ist heiser und hört sich an wie ein Husten.
    Er antwortet nicht. Er fragt nicht.
    .Hauptsache, du hast das letzte Wort, was?
    .Wo ich recht habe, habe ich recht. Was kann ich dafür?
    .Wenn recht haben dich glücklich macht, dann darfst du von mir aus immer recht haben.
    .Aber dann macht es doch nicht mehr glücklich. Das ist wie immer und jederzeit Schokoladeneis haben können. Wer will das dann noch.
    .Dann tue ich erst so, als würde ich um mein Recht kämpfen, und später bekommst du es doch. Besser?
    .Nicht die Bohne.
    .Also, so machen wir es.
    .Einverstanden.
    Â»Ich hoffe, dir tut nichts weh. Ich meine, du könntest es ja nicht sagen. Und das ist ätzend, nicht sagen zu können, wenn es einem wehtut. Kannst du mit den Wimpern zucken? Mit den Augenlidern? Ich hab gelesen, manche kommunizieren so. Es gibt Buchstabentafeln. Und immer wenn der richtige Buchstabe angetippt wird, muss gezwinkert werden. Das wäre doch was für dich. Du bist doch ein Augenzwinkerer.«
    .Musst du immer jedem zuzwinkern.
    .Mach ich das?
    .Ja!
    .Merk ich gar nicht.
    .Eben der Verkäuferin in der Bäckerei zum Beispiel.
    .Die ist sechzig.
    .Trotzdem ist sie ganz rot geworden, als du das gemacht hast.
    .Bist du eifersüchtig?
    .Unsinn.
    .Du bist eifersüchtig!
    .Ich habe nur Sorge, dass das ein Tic bei dir ist. Und dass jeden Moment Tourette bei dir ausbricht.
    .Du bist eifersüchtig. Yes!
    Â»Aber vielleicht tut
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