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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan?
Autoren: Amanda Prowse
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außerhalb der Gesellschaft leben, obwohl ich mich in ihrer Mitte befinde. Mein Leben hat so belanglos gewirkt, als spielte es keine Rolle, was aus mir wird. Ich bin unsichtbar geworden. Ganz oft sage ich etwas, aber niemand hört mir zu. Heute ist etwas passiert, was mich verändert hat, Roland. Ich kann nicht sagen, dass es etwas Großes, Bedeutsames oder Denkwürdiges war, aber etwas ist passiert, und ich wusste, dass ich genug hatte. Es war Zeit. Meine Zeit war gekommen.«
    Er sann über ihre Worte nach und beschloss, noch nicht zu fragen, was dieses »Etwas« gewesen war, das sie verändert hatte.
    »Du musst dir überlegen, was du sagst, Kathryn. Ich möchte, dass du gut darüber nachdenkst, was du sagst und zu wem du es sagst. Ab diesem Augenblick können deine Aussagen und Handlungen dramatischen Einfluss darauf haben, wie die Sache für dich ausgeht. Jede noch so unwichtige Information, die du uns lieferst, wird festgehalten werden und deine Zukunft beeinflussen.«
    Wieder dieses schwache Lächeln.
    »Du liebe Güte. Meine Zukunft? Ich finde es lustig, dass ich über nichts mehr gründlich nachdenken muss. Ich habe bereits nachgedacht. Jahrelang hatte ich Zeit, darüber nachzudenken.«
    Roland schwieg. Er wog die Möglichkeiten ab und versuchte zu entscheiden, wie er am besten vorgehen sollte. Plötzlich weiteten sich seine Pupillen. Es gab eine Möglichkeit, wie die Frau des Schuldirektors davonkommen konnte.
    »Ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn du einen Arzt konsultieren würdest, Kathryn. In deinem eigenen Interesse.«
    »Ach ja! Einen Psychiater, nehme ich an? Das wäre gut. Du wirst feststellen, dass ich es sehr gut beherrsche, auf Suggestionen einzugehen, Feststellungen zuzustimmen und Befehlen zu gehorchen. Genau genommen kenne ich den Unterschied zwischen diesen Begriffen gar nicht mehr! Aber ich sollte dich warnen, dass er oder sie dir nach sorgfältiger Einschätzung und Diagnose einen langatmigen, teuren Bericht schreiben wird, in dem steht, dass ich hundertprozentig zurechnungsfähig, vernünftig und im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten bin. Tatsache ist, dass ich allein und im vollen Wissen um meine Tat und ihre Konsequenzen gehandelt habe. Aber mach nur. Lass dir das alles von jemandem bestätigen, der ein goldgerahmtes Diplom über seinem bequemen Bürosessel hängen hat, wenn dir das die Sache leichter macht.«
    »Es geht nicht darum, was es für mich leichter macht! Himmelherrgott, Kathryn, ich kann nur vermuten, dass du eine Art von Zusammenbruch erlitten hast und dass dein Handeln die Folge einer Art von Umnachtung war, ob vorübergehend oder nicht.«
    Sie lachte.
    »Vorübergehend oder nicht? Das gefällt mir. Tatsache ist, Roland, dass ich die Wahrheit sage und zwar im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Darf ich dir etwas sagen?«
    Er hoffte auf eine aufschlussreiche Begründung, eine Tatsache oder ein wissenswertes Detail, irgendetwas.
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Es hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten Zeiten gegeben, in denen ich meinen Verstand ganz leicht hätte verlieren können. Zeiten, in denen die Lage so trostlos und traurig wirkte, dass ich mich gefragt habe, ob es nicht einfacher wäre, mich in eine Depression fallen zu lassen und mich auszuklinken. Zwei Menschen haben mich davon abgehalten, egal, wie verlockend die Vorstellung auch war. Dominic und Lydia. Sie waren für mich der Grund, bei Verstand zu bleiben und weiterzumachen. Ich hätte mich nicht um sie kümmern können, wenn ich durchgedreht wäre. Das war allerdings ein harter Kampf, so sehe ich das wenigstens. Tag für Tag habe ich mein verzerrtes Gesicht im Spiegel angestarrt und mich gefragt, wie lange ich den Schein wohl noch würde wahren können. Eine ganze Weile, wie sich herausgestellt hat!«
    Sie brach in ein kurzes, unnatürliches Gelächter aus.
    Roland starrte sie an und war überzeugt, dass sie trotz ihrer gegenteiligen Beteuerungen tatsächlich den Verstand verloren hatte.
    »Kathryn, als Freund, nicht als Chief Inspector, muss ich dir sagen, dass ich mir Sorgen um dich mache, sehr große Sorgen.«
    Gelächter unterbrach ihn. Dann seufzte sie und wiegte sich ein wenig hin und her, während sie ein feuchtes Stück Küchenpapier aus dem Ärmel ihrer Strickjacke zog, sich Augen und Nase abtupfte.
    »Tut mir leid, Roland. Ich weiß, ich hätte nicht lachen dürfen. Ich bin ein bisschen aufgewühlt. Die letzten zwei Tage waren anstrengend.«
    Keiner von beiden ging auf die krasse
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