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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
Autoren: Michelle Hodkin
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einmal. Nichts. Meine M & M’s blieben im Automaten gefangen.
    Ich packte ihn mit beiden Händen und versuchte, daran zu rütteln. Keine Chance. Dann trat ich dagegen. Immer noch nichts.
    Wütend starrte ich den Automaten an. »Gib sie her .« Ich unterstrich meine Forderung mit weiteren vergeblichen Tritten.
    »Mit deiner Affektkontrolle stimmt irgendwas nicht.«
    Der warme Klang eines fröhlichen britischen Akzents hinter mir ließ mich herumfahren.
    Die Person, zu der er gehörte, saß auf einem der Picknicktische, die den Automaten gegenüberstanden. Seine ganze Erscheinung war dermaßen unordentlich, dass sie mich fast von seinem Gesicht abgelenkt hätte. Der Junge – wenn man ihn so nennen konnte, denn er sah eher aus, als gehöre er aufs College und nicht auf die Highschool – trug Chucks mit Löchern darin und ohne Schnürsenkel. Sein schlaksiger, fast magerer Körper steckte in schmalen grauen Hosen und einem weißen Hemd. Der Schlips war lose, die Hemdsärmel offen und sein Schulblazer lag zusammengeknüllt neben ihm, während er lässig auf die Handflächen zurückgelehnt dasaß.
    Seine markante Kieferpartie war ziemlich stoppelig, als hätte er sich seit Tagen nicht rasiert, und seine Augen wirkten beinahe grau. Seine kastanienbraunen Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab. Die reinste Schlafzimmerfrisur. Und im Vergleich zu allen anderen, die mir bisher in Florida begegnet waren, wirkte er regelrecht blass, was im Klartext hieß, dass er nicht orange war.
    Er war wunderschön. Und er lächelte mich an.

5
    E rlächelte mich an, als würde er mich kennen. Ich wandte den Kopf, um nachzuschauen, ob jemand hinter mir stand. Nein. Niemand da. Als ich wieder zu ihm hinsah, war er verschwunden.
    Ich blinzelte verwirrt und bückte mich, um meine Sachen aufzuheben. Ich hörte Schritte näher kommen, die jedoch stehen blieben, kurz bevor sie mich erreichten.
    Die perfekt gebräunte Blondine trug Oxford Pumps und weiße Kniestrümpfe zu ihrem knapp knielangen graublauen Karorock. Die Tatsache, dass ich in einer Woche in demselben Outfit rumlaufen musste, tat mir in der Seele weh.
    Sie ging Arm in Arm mit einem tadellos herausgeputzten und verblüffend großen blonden Jüngling. In ihren Croyden-Blazern schauten die beiden mit ihren perfekten Sommersprossen auf den perfekten Nasen hochnäsig auf mich herab.
    »Sieh dich vor«, sagte das Mädchen giftig.
    Vor was ? Ich hatte gar nichts getan. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ich in der Schule genau eine Person kannte und diese den gleichen Nachnamen trug wie ich, beschloss ich, lieber die Klappe zu halten.
    »Tut mir leid«, sagte ich, auch wenn ich nicht wusste, was mir leidtun sollte. »Ich heiße Mara Dyer. Bin neu hier.« Was nicht zu übersehen war.
    Ein hohles Lächeln kroch über das hübsche Gesicht des Mädchens. »Herzlich willkommen«, sagte sie und die beiden gingen davon.
    Komisch. Ich fühlte mich keineswegs willkommen.
    Ich blendete die beiden merkwürdigen Begegnungen aus und drehte mit dem Übersichtsplan in der Hand eine Runde um das Gebäude, aber ohne Erfolg. Ich stieg die Treppe hinauf und drehte eine weitere Runde, ehe ich schließlich meinen Klassenraum fand.
    Die Tür war zu. Der Gedanke, verspätet oder, um ehrlich zu sein, überhaupt einzutreten, behagte mir gar nicht. Allerdings hatte ich ohnehin bereits eine Unterrichtsstunde verpasst und war nun da, also was sollte es. Ich öffnete die Tür und trat ein.
    Risse bildeten sich in den Wänden des Klassenzimmers, als sich mehr als zwanzig Köpfe in meine Richtung wandten. Die Risse breiteten sich aus, wanderten höher und höher, bis die Decke zu bröckeln begann. Meine Kehle trocknete aus. Niemand sagte ein Wort, obwohl der Staub den ganzen Raum vernebelte und ich zu ersticken glaubte. Denn all das spielte sich nur für mich ab und für niemanden sonst.
    Ein Blitz fuhr direkt vor dem Lehrer in den Boden und sandte einen Funkenschauer in meine Richtung. Nicht wirklich, doch ich versuchte ihm trotzdem auszuweichen und fiel hin.
    Ich hörte, wie mein Gesicht auf den polierten Linoleumboden knallte. Der Schmerz fuhr mir genau zwischen die Augen. Warmes Blut schoss aus meiner Nase und lief mir über den Mund und unter das Kinn. Ich hatte die Augen offen, konnte im grauen Staub aber immer noch nichts erkennen. Doch ich konnte hören. Die Klasse hielt kollektiv die Luft an und der Lehrer versuchte stammelnd festzustellen, wie schwer ich verletzt war. Seltsamerweise tat ich nichts
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