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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten
Autoren: Colin Dann
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Gesetz«, sagte sie.
    Die drei jungen Füchse erreichten das Bachufer. Hier hatten sich schon die Gefährtin des Narbigen und viele von Stromers Verwandten versammelt, um weiter nach der Kreuzotter zu suchen. Stromers älterer Bruder führte sie an. Stromer blickte die Schöne verlegen an, denn sie hatte offensichtlich den Zweck der Suche erkannt.
    »Ich sage es ihnen jetzt, wie ich dir versprochen habe«, flüsterte er ihr zu. Dann rief er seinen Bruder an. »Ihr braucht nicht mehr zu suchen. Die Schlange ist tot!«
    Die Füchse standen still und blickten ihn an.
    »Tot? Was meinst du damit?« wollte der Bruder wissen.
    »Ich habe sie getötet«, log Stromer ungerührt. »Vergangene Nacht... habe ich sie gefunden.«
    »Aber woher willst du wissen, ob es die richtige Schlange war?« fragte sein Bruder.
    Stromer mußte schnell denken. »Wir — also — wir haben uns ein bißchen unterhalten«, erwiderte er. »So war ich ganz sicher, bevor ich sie umbrachte.«
    Lange starrte der Bruder ihn an. Dann sagte er schließlich: »Schön, es scheint, daß wir nur unsere Zeit verschwenden.« Er schwieg. »Unsere Mutter möchte, daß wir die Leiche unseres Vaters wegschaffen.«
    »Dann machen wir es wie schon einmal, als unser Vetter getötet wurde. Wir schieben ihn ins Wasser.«
    Der Friedfertige betrachtete die anderen Füchse mit großem Interesse. Eine junge Füchsin gefiel ihm ganz besonders. Er blickte seine Begleiter an. »Warum schwimmen wir nicht rüber?« fragte er.
    Also schwammen sie, und Stromer half dem Bruder, den Körper seines Vaters in den Bach zu schieben. Die Strömung nahm ihn mit, drehte ihn und zog ihn langsam bachabwärts. Seine einstige Gefährtin blickte ihm nach.
    Ich werde keine Kinder mehr haben, dachte sie. Ich bin alt, ich fühle mich sehr alt, wenn auch mein Körper noch jung ist. Sie wandte sich ab und warf der Schönen und dem Friedfertigen einen prüfenden Blick zu. »Jetzt seid ihr an der Reihe«, sagte sie zu Stromer. »Die Zeiten ändern sich. Trotz all seiner Fehler: einen wie ihn wird es nie wieder geben.«
    »Nein«, stimmte ihr Stromer zu. »Das steht fest. Aber komm, Mutter, warum gehst du jetzt nicht nach Hause? Du siehst müde aus.«
    »Was macht es noch, wohin ich gehe?« flüsterte sie niedergeschlagen. »Mein Leben ist vorbei. Ich will nie wieder einen Gefährten haben.«
    Stromer sagte darauf nichts, führte aber die Schöne weg vom Bach und in eine Gegend, die bis jetzt ausschließlich das Revier des Narbigen gewesen war. Der Friedfertige ließ sie ziehen und mischte sich unter die anderen Füchse. Dabei versuchte er, so dicht wie möglich an die Füchsin heranzukommen, die ihm aufgefallen war.
    Sie schien sich seiner Gegenwart bewußt zu sein, denn sie fing an, alle anzuschauen, nur nicht ihn, und machte einen verlegenen Eindruck.
    Die Gefährtin des Narbigen wandte sich langsam ab und folgte Stromer und der Schönen. Stromers Bruder und die anderen gingen mit. Dann lösten sich nach und nach die anderen Füchse aus der Gruppe und gingen ihrer eigenen Wege. Schließlich waren nur noch Stromers Mutter, sein Bruder, der Friedfertige und die junge Füchsin übrig. »Meine Mutter ist natürlich sehr traurig«, sagte der Bruder von Stromer zum Friedfertigen. »Aber der Tod meines Vaters bedeutet das Ende des Krieges und aller Rivalität.«
    »Ich freue mich, daß du es so siehst«, antwortete der Friedfertige, und ein Glücksgefühl durchströmte ihn, weil er merkte, daß ihn die junge Füchsin musterte.
    »Meine Eltern haben mich den Friedfertigen genannt, und friedlich möchte ich leben. Hier im Park sollte es keine Feindschaften geben. Du bist hier geboren, ich auch. Es ist unsere Heimat, und nur das zählt.«
    »Ja, so ist es«, bestätigte Stromers Bruder.
    Wenn er doch nur mit seiner Mutter endlich ginge, dachte der Friedfertige. Dann schien auch der andere Fuchs etwas zu merken. »Na ja, wir werden uns sicher öfters mal treffen«, sagte er. »Ich weiß nicht, wohin du willst, aber ich muß jetzt gehen.«
    Er entfernte sich, und der Friedfertige war ihm dafür dankbar.
    »Mein Vetter ist sehr taktvoll«, sagte die junge Füchsin etwas verlegen. »Ich freue mich, daß wir uns unterhalten können.«
    »Und ich wollte dich kennenlernen, seitdem ich dich am Bach gesehen habe«, sagte der Friedfertige. »Wie heißt du?«
    »Die Braune«, antwortete sie.
    Als der Tag anbrach, hatte sich der Kühne schon weit vom Park entfernt. Er kam sich unheimlich mutig und erwachsen vor. Im
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