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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten
Autoren: Colin Dann
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Kreuzotter. »Aber wer von meinen Freunden mußte sterben?«
    Und der Alte Hirsch berichtete.
    »Soso«, seufzte die Schlange erleichtert auf, denn trotz ihrer früheren bitteren Gefühle freute sie sich, daß der Fuchs nicht darunter war.
    »Ich hoffe, daß der Park jetzt wieder so ruhig wird wie früher«, sagte der Alte Hirsch.
    »Ich auch«, erwiderte die Kreuzotter. »Jetzt mußt du mich entschuldigen, ich habe Botschaften zu überbringen.«
    »Natürlich.« Der Alte Hirsch trat zur Seite und blickte der Kreuzotter nach. Er zuckte die Achseln. Bei sich dachte er: Es scheint doch so, als ob Taten mehr bewirken könnten als Worte.
    Sein Blick war lange in die Ferne gerichtet, dann drehte er sich um und trabte majestätisch zu seinem Rudel zurück.
     

 
    Erst ganz spät an diesem Tag wurde der steif hingestreckte Körper des Narbigen entdeckt. Seiner Gefährtin, die klug genug gewesen war, sich nie in seine Angelegenheiten einzumischen, hatte seine Abwesenheit schließlich doch zu lange gedauert. Sie suchte ihn an allen bekannten Stellen und ging endlich mit Stromer und noch einem jungen Fuchs zum Bach.
    Es war Stromer, der erkannte, woran sein Vater gestorben war. Nachdem er seine Mutter, so gut er konnte, getröstet hatte, sprach er mit seinem älteren Bruder. »Das hat eine Schlange getan. Unser Vater sieht genauso aus wie unser Vetter, der durch einen Schlangenbiß sterben mußte. Ganz bestimmt war es dieselbe Schlange.«
    »Du magst recht haben«, stimmte ihm der Bruder zu. »Vielleicht war unser Vater hinter ihr her?«
    »Ganz bestimmt war er das«, meinte Stromer. »Vor einiger Zeit sah ich eine Schlange in seinem Revier und sagte Vater, wo er sie finden könne. Ich dachte, die wäre schon tot.«
    »Du hättest sie selbst töten können«, meinte der Bruder. Stromer nickte. »Hätte ich es nur getan.« Er hatte keine Ahnung, daß von der Kreuzotter eine Verbindung zu der Schönen Eltern und deren Freunden ging. »Aber Vater war immer so eifersüchtig«, fuhr er fort. »Er würde mich nur ausgeschimpft haben, wenn ich ihm seine Arbeit weggenommen hätte.«
    »Ja, so war er«, gab sein Bruder zu. »Aber was jetzt? Uns allen kann es jeden Tag ähnlich ergehen!«
    »Das darf nicht passieren. Ich kämme die ganze Gegend nach der Schuldigen durch, und du gehst zurück und treibst so viele von den anderen auf, wie nur möglich. Alle zusammen werden wir sie schon finden.«
    Der Bruder führte seine Mutter zum Bau zurück. Sie war zu verstört, um sich an der Suche zu beteiligen. Dann kehrte er mit acht Füchsen zum Tatort zurück.
    »Keine Spur von ihr«, sagte Stromer. »Wir müssen uns beeilen, gleich wird es dunkel.«
    Aber obwohl sie überall suchten, fanden sie natürlich die Kreuzotter nicht, denn die hatte das Revier schon vor Stunden verlassen. Als die Dämmerung hereinbrach, bliesen Stromer und sein Bruder die Suche ab. »Wir können morgen weitermachen«, sagte Stromer und dachte dabei schon an sein Stelldichein mit der Schönen. »Dann haben wir den ganzen Tag vor uns und fangen sie sicherlich.«
    Die Füchse gingen auseinander, und Stromer machte sich auf den Weg zum gewohnten Treffpunkt.
    Er betrauerte den Tod seines Vaters kaum, denn er hatte ihn nie besonders gemocht. Nur um seiner Mutter willen wollte er den Mord rächen.
    Die Schöne kam, aber sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Für ihre Eltern und alle Tiere aus dem Farthing-Wald war die Kreuzotter eine Heldin. Und das um so mehr, weil sie um ein Haar den Tod gefunden hätte, als der Narbige ihr ans Leben wollte. Aber die Schöne wußte natürlich, daß der tote Fuchs Stromers Vater war und daß sein Sohn traurig sein mußte.
    Stromer grüßte sie wie immer, bemerkte jedoch ihre Zurückhaltung. »Wahrscheinlich hast du bereits gehört, daß mein Vater tot ist«, fragte er.
    Die Schöne nickte und sagte kein einziges Wort.
    »Ich weiß, du hast keinen Grund, ihn zu betrauern«, sagte er. »Ich mache mir über deine Gefühle ihm gegenüber — oder über die deiner Freunde — nichts vor. Mein Vater hat sich selbst zu eurem Feind gemacht.«
    »Es tut mir nur leid für dich«, sagte sie. »Was uns angeht — nun, wir sind erleichtert, daß diese immer gegenwärtige Gefahr nun gebannt ist.«
    »Du bist sehr ehrlich«, sagte Stromer. »Das freut mich. Mich bekümmert nur, wie mein Vater zu Tode gekommen ist.« Verlegen blickte die Schöne zu Boden.
    »Ich muß das natürlich rächen«, sagte Stromer.
    Die Schöne warf ihm einen
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