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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht
Autoren: Johanna Lindsey
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bemerkte sie.
    »Und Alexandra hat seinen Namen nie wieder erwähnt, seit ich ihr damals verboten habe, ihm nach England zu folgen«, erwiderte er.
    »Hat sie dir daraufhin nicht gesagt, dass sie niemals heiraten würde?«
    Konstantins Gesicht wurde von einer tiefen Röte überzogen, als er an den Streit dachte, den er mit seiner hübschen Tochter ausgefochten hatte - es war eine ihrer schlimmsten Auseinandersetzungen gewesen. »Sie hat es nicht so gemeint. Sie war nur wütend.«
    Anna zog eine Augenbraue hoch. »Versuchst du, mich davon zu überzeugen oder etwa dich selbst? Oder vielleicht ist es deiner Aufmerksamkeit entgangen, dass Alex jeden jungen Mann ignoriert, den du in dieses Haus bringst, damit er sie kennenlernt, und dass sie in den letzten drei Jahren nur bis Kiew und keinen Werst weiter gereist ist. Und auch das nur zum Einkaufen. Selbst bei dieser Gelegenheit hat sie es fertiggebracht, sich mit einer Entschuldigung nach der anderen in unserer Hotelsuite zu vergraben.«
    Für Konstantin war es eine Erleichterung, seine eigenen Vermutungen aus Annas Mund zu hören - eine Erleichterung und eine Verringerung der Schuld, mit der er seit einer Woche lebte. Zugegeben, Alexandras Ausflüchte waren immer logisch und klangen aufrichtig, aber es waren dennoch nur Ausflüchte. Und als sie letzte Woche wieder eine Entschuldigung vorgebracht hatte, um nicht mit ihm nach Wasilkow zu ihrer Schwester und ihren Nichten reisen zu müssen, hatte er die gleichen Schlussfolgerungen gezogen wie Anna gerade und war ganz mürrisch geworden, als er an seine jüngste Tochter gedacht hatte, die ihr Leben damit vergeudete, nach diesem verdammten Ausländer zu schmachten. Bedauerlicherweise hatte er sich auch völlig betrunken und etwas getan, wozu er in nüchternem Zustand niemals fähig gewesen wäre.
    Anna spürte die Veränderung in seinem massigen Körper, der sich nicht mehr entspannt an den ihren lehnte, sah, wie eine tiefe Röte seine Wangen überzog, und bemerkte, dass seine mitternachtsblauen Augen ihrem Blick auswichen. Anna kannte ihn sehr gut. Beide hatten innerhalb eines Jahres ihren Ehepartner verloren. Die vier waren enge Freunde gewesen. Sie und Konstantin hatten die Freundschaft fortgesetzt, die dann vor acht Jahren noch enger geworden war. Sie liebte ihn von Herzen, obwohl sie sich weigerte, die Unabhängigkeit, die sie als Witwe besaß, aufzugeben, um ihn zu heiraten. Sie brauchte ihn auch nicht zu heiraten, da sie in seinem Haus als seine Haushälterin lebte und - wann immer es erforderlich war - seine jüngste Tochter als Anstandsdame begleitete. Dazu hatte sie in letzter Zeit jedoch kaum Gelegenheit gehabt.
    Die Schmach schien geradezu aus ihm herauszuströmen, und sie fragte ihn so direkt, wie dies seine Tochter getan hätte: »Konstantin Rubliow, was hast du getan?«
    Ohne ihr eine Antwort zu geben, befreite er sich aus ihren Armen und schritt geradewegs auf den Mahagonischrank zu, in dem zahlreiche Kristallkaraffen mit seinen Lieblingsspirituosen standen. Anna ging zu ihm hinüber, während er eines der größeren Gläser bis zum Rand mit Wodka füllte. Er hob es sofort an die Lippen.
    »Ist es so schlimm?« fragte sie leise. Auf sein kaum merkliches Nicken hin sagte sie: »Vielleicht solltest du mir auch ein Glas einschenken.«
    »Nein«, erwiderte er. Er stellte das Glas ab, hielt es aber immer noch mit der Hand umfasst . Es war halb leer. »Du wirst mir den Wodka wahrscheinlich ins Gesicht schütten, dann wirst du mir das Glas an den Kopf werfen und mit der Karaffe auf mich losgehen.«
    Eine derart stürmische Reaktion wäre einem Mitglied seiner Familie durchaus zuzutrauen, nicht jedoch Anna. Aber allmählich begann sie sich Sorgen zu machen. »Sag es mir.«
    Er sah sie immer noch nicht an. »Ich habe einen Ehemann für Alexandra gefunden.«
    Sie zögerte, denn das war nichts Neues für sie. Genau das hatte er während der letzten sieben Jahre versucht. Weshalb also die Schmach, die er momentan wie ein Banner vor sich hertrug?
    »Einen Ehemann?« sagte sie langsam. »Aber Alex wird ihn zurückweisen, wie alle anderen Vorschläge von dir.«
    Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Sie kann ihn nicht zurückweisen? Wieso nicht ...?« Sie beendete ihren Satz nicht, sondern lachte nur. »Glaub bloß nicht, dass du sie in ihrem Alter noch zu etwas zwingen kannst. Mein Schatz, du weißt doch, dass das gerade bei dieser einen deiner Töchter nicht gutgehen wird. Falls du es noch nicht bemerkt hast - sie ist noch
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