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Was der Hund sah

Was der Hund sah

Titel: Was der Hund sah
Autoren: Malcolm Gladwell
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(vermutlich zu Recht) sehr genau, was sie sagen, denn sie haben eine Position und Privilegien zu verlieren. Sie haben keine interessanten Geschichten zu erzählen. In »Der Straßenhändler« begegnen Sie Arnold Morris, der mir in seiner Küche in New Jersey den Dial-O-Matic Gemüsehobel vorführte: »Kommen Sie näher! Ich zeige Ihnen das genialste Schneidgerät, das Sie je gesehen haben!«, fing er an. Er nahm eine Tüte Grillgewürz und hielt sie in die Höhe, als wäre es eine Vase von Tiffany.
    Hier finden Sie Geschichten. In einer Küche in New Jersey.
4.
    Ich wollte nie Autor werden. Ich wollte Jura studieren, doch während meines letzten Semesters beschloss ich, in die Werbung zu gehen. Ich bewarb mich bei achtzehn Agenturen in Toronto und erhielt achtzehn Absagen, die ich mir nebeneinander an die Wand pinnte (ich habe sie immer noch irgendwo). Gern hätte ich ein Masterstudium angeschlossen, aber ich hatte nicht die Noten dafür. Also bewarb ich mich auf einen Studienplatz im Ausland, um ein Jahr lang an einem exotischen Ort zu leben, und wurde abgelehnt. Mit dem Schreiben fing ich an, weil mir nichts anderes übrig blieb, und weil ich lange brauchte, um zu verstehen, dass Schreiben ein Beruf sein konnte. Ein Beruf, das war doch eine ernste und anstrengende Angelegenheit. Und Schreiben machte mir Spaß.
    Nach dem Studium arbeitete ich sechs Monate lang für den American Spectator , eine kleine Zeitschrift in Indiana. Dann zog ich nach Washington D. C., schlug mich einige Jahre lang als freier Journalist durch und landete irgendwann bei der Washington Post . Von dort kam ich schließlich zum New Yorker . Das Schreiben macht mir noch immer Spaß, und ich hoffe, das merkt man auch beim Lesen. Nichts frustriert mich mehr, als wenn die Leser meiner Geschichten oder der Artikel anderer Autoren verärgert ausrufen: »Das kaufe ich ihm nicht ab!« Warum der Ärger? Ob eine Geschichte gut ist oder nicht, hängt nicht unbedingt davon ab, ob sie überzeugt. Jedenfalls nicht die Geschichten in diesem Buch. Es hängt vielmehr davon ab, ob sie in der Lage ist, Sie zu fesseln, Sie zum Nachdenken anzuregen und Ihnen einen Blick in den Kopf eines anderen Menschen zu gewähren - selbst wenn Sie am Ende zu dem Schluss kommen, dass Sie die Welt lieber nicht durch diese Augen sehen wollen. Ich nenne diese Geschichten Abenteuer, denn genau das sollen sie sein. Viel Spaß beim Lesen!

Teil 1
Besessene, Pioniere und andere kleine Genies
    »Für einen Wurm im Meerrettich besteht die Welt aus Meerrettich.«

Der Straßenhändler
Ron Popeil und die Eroberung der amerikanischen Küche
1.
    Die ungewöhnliche Geschichte des Ronco-Showtime-Grillofens beginnt mit Nathan Morris, dem Sohn des Schuhmachers und Kantors Kidders Morris, der in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus England in die Vereinigten Staaten einwanderte und sich in Asbury Park im Bundesstaat New Jersey niederließ. Nathan Morris war ein Straßenhändler. Sein Arbeitsplatz waren die Gehsteige, Billigläden und Jahrmärkte entlang der gesamten Atlantikküste, wo er Küchengeräte von Acme Metal aus Newark verkaufte. Anfang der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts gründete Nathan mit N. K. Morris Manufacturing sein eigenes Fertigungsunternehmen, wo unter anderem KwiKi-Pi und der Morris-Gemüsehobel hergestellt wurde. Vielleicht lag es daran, dass in der Wirtschaftskrise die Arbeitsplätze rar waren, vielleicht aber auch daran, dass Morris sein Gewerbe so überzeugend vertrat, denn seine Verwandten traten einer nach dem anderen in seine Fußstapfen. Seine Söhne Lester und Arnold (genannt »das Messer«) wurden seine Verkäufer. Mit Nathans Starthilfe machte sein Schwager Irving Rosenbloom in Long Island ein Vermögen mit Plastikartikeln, darunter einer Handreibe, die so ausgezeichnet war, dass Nathan sie sofort kopierte. Nathan tat sich mit seinem Bruder Al zusammen, dessen Söhne mit einem schlaksigen Iren namens Ed McMahon auf der Straße arbeiteten. Kurz vor dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten stellte er seinen Neffen Samuel Jacob Popeil als Lehrling ein. S. J. ließ sich von der Arbeit seines Onkels Nathan derart inspirieren, dass er später in Chicago sein eigenes Unternehmen mit dem Namen Popeil Brothers gründete und der Welt Schneidgeräte wie den Dial-O-Matic, den Chop-O-Matic und den Veg-O-Matic bescherte. S. J. Popeil hatte zwei Söhne. Der ältere hieß Jerry und starb bereits in jungen Jahren. Der jüngere ist ein guter Bekannter aller
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