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Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Titel: Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)
Autoren: Hans Küng
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sozialen Verantwortung, der »Corporate Social Responsibility« , bekennen, ist zu begrüßen. Doch nicht selten erschöpft sich dieses Bekenntnis in punktuellen sozialen, kulturellen oder ökologischen Initiativen. Echte soziale Verantwortung geht weit darüber hinaus. Sie betrifft die gesamte Geschäftstätigkeit eines Unternehmens, die Mitarbeiter und alle vom Unternehmen betroffenen Menschen. Und sie gründet in einem Bewußtsein für Werte wie Verantwortung, Menschlichkeit und Solidarität, die zur Grundlage einer wirklich verantwortlichen Unternehmenskultur werden müssen.
    Drittens: Ungezählte Unternehmen haben in den letzten Jahren aufwendige Leitbildprozesse durchlaufen, haben Strukturen implementiert, Institutionen geschaffen und Dokumente verabschiedet. Oft hat sich dadurch an der Unternehmenskultur aber wenig geändert. Leitbilder brauchen ein Fundament. Sie brauchen die Bereitschaft aller Beteiligten , diese Leitbilder im Unternehmensalltag auch umzusetzen. Den Leitbildern sollte die innere Haltung derer entsprechen, für die sie gedacht sind. Deshalb muß man über diese inneren Haltungen (»Tugenden«) sprechen, müssen ethische Überzeugungen und Werte, auch in den Führungsetagen, offen und ehrlich thematisiert und vor allem gelebt werden.
    Eine besondere Rolle kommt in der Tat den Führungskräften zu (K. Leisinger). Wertevermittlung ist immer ein »Top-Down-Prozess«, der oben anfangen muß, wenn er nach unten gelingen will. Wie in der Erziehung, so lebt auch in einem Unternehmen die Wertevermittlung von Vorbildern . Von den Verantwortungs- und Entscheidungsträgern müssen die Werte vorgelebt werden, sie müssen unternehmensintern kommuniziert und sie müssen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahrbar gemacht werden. Daß solche Prozesse am besten in »flachen« Hierarchien und in möglichst kleinen Einheiten mit möglichst gut qualifizierten und motivierten Mitarbeitern gelingen, liegt auf der Hand. Je größer, unüberschaubarer und anonymer die Strukturen, desto schwieriger sind solche Prozesse.
    In allen Unternehmen spielen aber die Auswahlkriterien sowie die Beförderungspraxis für das Führungspersonal eine entscheidende Rolle. Ob Mitarbeiter mit ethischen Überzeugungen, mit emotionaler Intelligenz und Sozialkompetenz in Führungspositionen gelangen, wirkt sich nicht nur unmittelbar auf Unternehmensentscheidungen und die jeweilige Unternehmenspolitik aus. Es hat eine nicht zu unterschätzende Signalwirkung im Unternehmen selber und weit darüber hinaus. Die von Kritikern oft gestellte Frage, ob denn erfolgreiches Wirtschaften und ethische Überzeugungen überhaupt zu vereinbaren sind, ist mit Verweis auf solche Beispiele, die es in vielen Unternehmen gibt, entschieden mit Ja zu beantworten. Und die heranwachsende Generation zukünftiger Führungskräfte – dies zeigen Beispiele aus Universitäten und Business Schools weltweit – ist in der heutigen Krisenzeit ethischen Fragen gegenüber viel selbstverständlicher aufgeschlossen, als dies manche ihrer Lehrer, oft noch einem alten Paradigma verhaftet, wahrhaben wollen.
    »Handbuch Weltethos« (2012), S.   109   –   116.

Der Autor dieses Buches
    HANS KÜNG (*19.   3.   1928), in eine katholische Familie hineingeboren, ist im Schweizer Städtchen Sursee aufgewachsen und hat in Luzern sein Gymnasium absolviert.
    Sieben volle Jahre hat er dann in Rom im elitären Päpstlichen Collegium Germanicum et Hungaricum gelebt und an der Päpstlichen Universitas Gregoriana seine philosophischen und theologischen Studien absolviert. Zum Priester geweiht, hat er in der Petersbasilika seine erste Eucharistiefeier zelebriert und vor den päpstlichen Schweizergardisten seine erste Predigt gehalten.
    Mit seiner Dissertation über den reformierten Theologen Karl Barth wurde Hans Küng am Institut Catholique in Paris zum Doktor der Theologie promoviert. Nach zwei Jahren Seelsorge in Luzern wurde er 1960 mit 32   Jahren Professor der katholischen Fundamentaltheologie an der Universität Tübingen.
    Als von Johannes XXIII . ernannter Experte nahm Hans Küng 1962   –   1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Er lehrte zwei Jahrzehnte Theologie in der Katholisch-Theologischen Fakultät Tübingen, gründete und leitete das Institut für ökumenische Forschung der Universität. 1979 erfuhr Hans Küng unter Papst Johannes Paul II. die Inquisition am eigenen Leib, behielt jedoch trotz des Entzugs der kirchlichen Lehrbefugnis Lehrstuhl und
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